Ich gabs wirklich ungern zu, aber ihr Plan war gut. Es dauerte nur einen Tag, da lief Leon mit so einem grimmigen Gesichtsausdruck durch den Steinbruch, dass ihm alle lieber aus dem Weg gingen, selbst Fabi traute sich nicht ihn anzusprechen. Vanessa hingegen war eiskalt und tat so, als ob ihr die Trennung, wenn auch auf Zeit, überhaupt nicht naheging, doch in ihren Augen sah man den Schmerz. Und der Rest der Kerle, die waren völlig ratlos und verwirrt. Der sonst so stabile Kern ihrer Truppe war zusammengebrochen und nun wusste keiner so recht, wie es weitergehen sollte. Irgendwie traute sich niemand das Thema anzusprechen und so wurde es einfach totgeschwiegen und sie taten so, als wäre alles wie immer.
Immer häufiger saß Vanessa bei einigen von den Biestern, lachte mit ihnen und unterhielt sich angeregt. Noch beäugte ich das ganze Spiel von außerhalb, was zugegebenermaßen ziemlich amüsant war. Wenn man genau hinsah, könnt ei
euch schwören, dass kleine Rauchwolken aus Leons Ohren stiegen, wenn er Vanessas Lachen hörte. Markus und ich hatten uns nicht nochmal unterhalten seit dem See, aber ich konnte es ihm auch nicht verübeln, zu beschäftigt war er mit der Trennung von Leon und Vanessa gewesen, aber seine Blicke spürte ich dennoch. Langsam verließ ich meinen Aussichtspunkt und lief zu den Mädels herüber. Ich trat von hinten an Vanessa heran, legte meinen Arm um ihre Schulter und beugte mich zu ihrem Ohr hinunter, „Ich kann die Rauchwolken aus seinen Ohren quasi sehen." Flüsterte ich und brachte Vanessa damit zum Grinsen. „Zeit für den nächsten Schritt." „Ihr seid ganz schön verrückt mit euren ganzen Schritten." Meinte Lissi und schüttelte lachend den Kopf. Wir hatten sie, nachdem ich Nessi quasi angebettelt hatte, in unseren Plan eingeweiht und sie wäre beinahe gehüpft vor Freude. „Egal." Sie winkte ab, erhob sich und lief auf die Hütte zu. „Worauf wartet ihr?!" rief sie, als wir keine Anstalten machten ihr zu folgen. „Ich dachte, darauf stoßen wir an!" Nessi lachte, sprang auf und joggte ihr hinterher. Ich sah mich noch kurz um und sah, wie Leon und Markus beieinanderstanden und Vanessa finstere Blicke zuwarfen. Gut, der erste Teil des Plans hatte schon mal funktioniert. Wir hatten es geschafft, sowohl Leon als auch Markus zu provozieren. Markus schien meinen Blick bemerkt zu haben und mein Grinsen wurde noch eine Spur breiter, als seine Augen sich zu Schlitzen verengten. Schnell zwinkere ich ihm zu und lief dann ebenfalls gemächlich auf die Hütte zu. „Auf Nessi!" rief Lissi gerade, als ich durch die Tür treten wollte. Ich hielt inne, lehnte mich an den Türrahmen und beobachtete die Mädels dabei, wie sie die Gläser aneinanderschlugen und dabei laut lachten. Es war ganz egal, ob Nessis Plan funktionieren würde, eins war sicher, er hatte es geschafft, dass sowohl Nessi und ich uns ein kleines Bisschen weniger einsam fühlten als zu vor und das war schon eine ganze Menge wert. „Livi!" rief besagtes Mädchen und winkte mich grinsend zu ihr, „Komm, du kannst was von mir haben." Langsam ging ich auf sie zu, schnappte mir ihr Glas und nippte daran. „Oha, direkt das gute Zeug." Meinte ich, als ich den billigsten Sekt überhaupt schmeckte. Auf meinen Armen bildete sich eine Gänsehaut, so widerlich schmeckte der. „Du weißt doch, für meine Ladies nur das Beste." „Fabi." Grummelte ich, als ich ihn hinter der Theke erkannte. „Livi, mein Sonnenschein." „Ich dachte du gehörst jetzt wieder zu den Kerlen, so wie du denen am Arsch klebst." „Ach Mäuschen, nicht eifersüchtig werden." Fabi grinste mich an, „Du weißt doch, ich will nur euch." Angeekelt verzog ich mein Gesicht, „Das war jetzt ekelig." Meinte Lissi und hatte denselben Gesichtsausdruck drauf wie ich. „Da stimme ich zu." Meinte Nessi und verscheuchte Fabi mit einer einfachen Handbewegung. „Wow, du musst mir unbedingt beibringen, wie man ihn so schnell loswird." Meinte ich anerkennend. „Ich glaube, er geht mir momentan einfach aus dem Weg." Ich nickte verstehend und machte mich auf den Weg hinter die Theke. „So, wer möchte jetzt was Richtiges zu trinken?" fragte ich und breitete meine Arme einladend aus. „Bitte!" stöhnte Lara und schüttete ihr Getränk in eine der schon längst vertrockneten Zimmerpflanzen.
Bei einem Getränk war es natürlich nicht geblieben, mittlerweile waren mehrere Stunden vergangen und Lissi und ich hatten es zu unserer Aufgabe gemacht, Nessi endlich mal das Tanzen beizubringen. Zugegeben, am Anfang sahen ihre Bewegungen mehr als grauenvoll aus, doch so langsam hatte sie den Dreh raus. Sie schwang ihre Hüften, fuhr sich durch die Haare und lächelte dabei unaufhörlich. Als einige der Jungs schließlich die Hütte betraten, legte sie noch einmal einen drauf. Sie zog mich an ihren Körper und während wir uns gemeinsam bewegten hörte ich laut und deutlich Lissis Jubelschreie. Ich lachte und hob die Arme über den Kopf, ich liebte einfach das Tanzen, die Bewegung, die Freiheit aber auch die Provokation. Das schien uns auch wirklich gut zu gelingen, besonders Vanessa. Die verwunderten Blicke der Kerle würde ich wohl nie wieder vergessen können. Leon war noch nicht aufgetaucht, doch dass nahm Nessi wohl gar nicht mehr wahr, sie hatte die Gelegenheit nämlich genutzt und sich ein Getränk nach dem anderen reingeschüttet. Kein Wunder, dass sie sich nun so geschmeidig bewegen konnte. Plötzlich spürte ich ein Kribbeln auf meinem Rücken und ich drehte mich so, dass ich erkennen konnte, wer oder was der Verursacher war. Markus schaute mich an, nein, er starrte gerade zu und was tat ich? Ich genoss es, ich genoss seine Blicke, die Eifersucht und die Gier in seinen Augen. Ich schmiegte meinen Körper an Vanessa, die sofort darauf einging, verdammt, Lissi und ich hatten gute Arbeit geleistet. Schnell schloss ich meine Augen und öffnete meinen Mund leicht, Nessis Hände fuhren meine Taille hinab und lagen schließlich auf meinen Hüften. Ich öffnete meine Augen leicht und erkannte den Ärger in Markus Blick, seine Augen hatten sich leicht verdunkelt und gleichzeitig verengt. Immer wieder nippte er an seinem Getränk, den Gesprächen der Junges folgte er schon lange nicht mehr. Gerade, als ich mich zu Nessi drehen wollte, betrat Leon die Hütte. Ein Blick genügte, um festzustellen, dass auch er sehr betrunken war. Man, diese Trennung war wirklich hart für beide, doch beide waren stur und irgendwie ahnte ich, dass dieser Tanz Nessi noch nicht ausreichen würde, zur Provokation. Auch sie schien Leon bemerkt zu haben, denn ihr Griff um meine Hüften verstärkte sich, ich zögerte kurz, dann drehte ich mich zu ihr um. „Vertraust du mir?" fragte ich, während ich sie eindringlich ansah. Nessi nickte und keine zwei Sekunden später legte ich umfasste ich ihr Gesicht und legte meine Lippen auf ihre. Damit hatte ich sie völlig überrumpelt, denn sie stand einfach regungslos da. Vorsichtig löste ich mich von ihr, sah dann aber ihre Entschlossenheit, nachdem sie einen Blick zu Leon geworfen hatte. Sie zog mich wieder an sie heran und diesmal war sie es, die den Kuss forderte. Während des Küssens drehte ich uns, sodass ich sowohl Leon als auch Markus im Blick hatte. Eins musste man Nessi lassen, sie konnte verdammt gut Küssen. Leon warf mir einen letzten finsteren Blick zu, bevor er sich auf dem Absatz umdrehte und die Hütte wieder verließ. „Ich glaube, er explodiert gleich." Flüsterte ich Nessi zu, als wir uns wieder voneinander lösten. Sie kicherte, sie kicherte tatsächlich. „Ich glaube, das reicht mit dem Alkohol für heute." Stellte ich fest und schlang meinen Arm wieder um Nessi, dieses Mal allerdings aus dem Grund ihr dabei zu helfen das Gelichgewicht zu halten. „Komm." Forderte ich sie auf und lief mit ihr in Richtung Tür. Zu meiner Freude sah ich das Entsetzen in Markus Gesicht und ich konnte es mir nicht verkneifen ihm erneut zuzuzwinkern, während ich mit einer kichernden Vanessa die Hütte verließ. „Du kannst bei mir schlafen." Schlug ich vor und steuerte meine Koje an. „Glaubst du," begann sie und wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, „Dass ihm das zu denken gegeben hat." Ich lachte auf, „Ich glaube, dass ihn das zum Explodieren gebracht hat." Meinte ich und half Nessi dabei die Leiter hochzuklettern. „Gut." Murmelte sie und ließ sich auf mein Bett fallen. „Ich vermisse ihn." Flüsterte sie noch, bevor sie auf der Stelle die Augen schloss.
Ich beobachtete sie noch eine Weile dabei, wie sie friedlich schlief. Dieses Mädchen hatte es faustdick hinter den Ohren. Sie hatte zwar gesagt, dass sie die Pause nur wollte, damit Leon sich äderte, aber so langsam glaubte ich, dass es viel mehr Vanessa war, die etwas mehr Freiheit brauchte.

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Beast or Belle
Fiksi Penggemar„Zahl es ihm heim." Flüsterte Lissi plötzlich. „Was?" Fragte ich, „Du hast mich schon verstanden, räch dich bei ihm, lass ihn leiden, so wie er dich hat leiden lassen." Rache, was für ein Wort, was für eine Genugtuung. Olivia war sich sicher, sie w...