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Ich unterhielt mich an dem Samstag noch eine Weile mit Minho, während die beiden Alphas die Möbel aufbauten. Minho war wirklich nett und ich hoffte ihn wieder zu sehen. Den Sonntag über lag ich krank im Bett. Ich hatte es doch wirklich geschafft durch das Wetter krank zu werden. Aber bei meinem Glück schaffe ich so etwas immer. Der Montag war dadurch nur um so härter für mich. Auch wenn ich gerne noch im Bett geblieben wäre, musste ich Arbeiten. Ich konnte mich auch nicht einfach krank melden, da meine Chefin zur Weihnachtszeit immer sehr gestresst ist und wenn ich nun fehlen würde, würde ich es riskieren gefeuert zu werden.

Chan sah ich die nächsten Tage nicht. Unsere Zeitpläne schienen so anders zu sein, dass ich meist so früh ging das er noch schlief und er kam Abends so spät das ich mich meist schon in mein Zimmer verkrochen hatte. Das einzige außer dem Samstag, warum ich weiß das jemand mit mir in der Wohnung lebt, sind die zusätzlichen Schuhe und manchmal steht noch ein Glas in der Spüle.

„Wie kannst du überhaupt noch auf zwei Beinen stehen?" fragt mich Hyunjin, mein bester Freund, als er mich am Donnerstag in meiner Mittagspause in der Bibliothek besucht. „Es ist nicht so schlimm" murmle ich um nicht schon wieder zu husten. Auch wenn es nicht mehr so schlimm ist wie am Montag, so huste ich doch ständig und habe eine Knallrote Nase. Mein Hals schmerzt beim reden ebenfalls. „Nicht so schlimm? Du siehst aus wie Rudolph das Rentier und du hörst dich an, als wärst du seit Jahren ketten Raucher. Seungmin es tut mir leid, wenn ich dir das jetzt sagen muss, aber du bist Krank und solltest im Bett sein" sagt Hyunjin. Ich seufze. Manchmal übertreibt Hyunjin wirklich. Ganz so schlimm geht es mir wirklich nicht.

„Ach was. Morgen noch und da-" ich muss mich selber unterbrechen da ich zu husten beginne. „Morgen noch und dann ist auch schon Wochenende. Dann schlafe ich zwei Tage durch und mir wird es wieder gut gehen" versichere ich ihm. Ich hatte es bis jetzt geschafft, dann werde ich es wohl auch noch morgen schaffen. Hyunjin seufzt. „Ich werde nicht zu deiner Beerdigung kommen, wenn du es schaffst an deiner Rotze zu ersticken!" sagt er zu mir, was mich zum Schmunzeln bringt. Er würde trotzdem kommen so wie ich ihn kenne. Er übertreibt nur gerne.

„Aber jetzt zu einem anderen Thema. Ich habe bis jetzt noch gar nichts von deinem neuen Mitbewohner gehört" sagt er nun. „Weil es nichts zu hören gibt. Er scheint nett zu sein, aber die meiste Zeit laufen wir aneinander vorbei. Ich habe ihn seit er Eingezogen ist nicht mehr gesehen" gestehe ich ihm. „Oh" kommt es schlicht von ihm. „Das ist wirklich langweilig. Ich dachte du erzählst mir jetzt wie heiß er ist oder wie nervig seine Freundin ist die er ständig mitbringt" erzählt Hyunjin. Ich verdrehe die Augen und putze mir im nächsten Moment die Nase. „Ich weiß nicht einmal ob er eine Freundin hat. Ich habe nur seinen Besten Freund und dessen Gefährten getroffen als sie ihm beim Einzug geholfen haben." Meine ich. Ich weiß wirklich nichts über Chan außer, dass er ein Alpha ist und 26 Jahre alt ist. Das weiß ich aber auch nur weil er es bei seiner Bewerbung für das Freie Zimmer angeben musste. Und dass er anscheinend als Produzent Arbeitet, was ich von Minho erfahren habe.

„Seungmin du bist wirklich langweilig. Ich dachte das du wenigstens etwas weißt oder zumindest etwas neuen Tratsch. Mein Leben ist gerade so langweilig. Das hätte ich wirklich brachen können" jammert Hyunjin. „Es tut mir leid. Ich schätze mein Leben ist genau so langweilig wie deines" sage ich. Um ehrlich zu sein, ist mein Leben wahrscheinlich sogar langweiliger als seines. Er ist immerhin Künstler und kurz davor ein Deal mit einem großen Kunden abzuschließen. Zudem arbeitet er gerade an einer weiteren Galerie die er Anfang des nächsten Jahres aufstellen will. Ich dahingegen bin nur ein langweiliger Bibliothekar.

„Dein Leben ist nicht langweilige Mong! Immerhin lebt jetzt ein heißer Alpha bei dir!" sagt er. Ich schmunzle, was sich in einen Husten Anfall verwandelt. Erst als ich mich wieder einigermaßen beruhigt habe, sage ich etwas dazu. „Woher willst du wissen das er heiß ist?" Hyunjin zieht eine Augenbraue nach oben. „Sind wir doch mal ehrlich. Die meisten Alphas sind heiß" Wenn ich nicht Angst haben würde, dass ich wieder zu Hausten beginne, ohne aufhören zu können, würde ich nun Lachen. Hyunjin hat recht was das angeht. Auch wenn viele Alphas Idioten sind, lässt es sich nicht abstreiten das sie heiß sind.

Als Hyunjin auf seine Armband Uhr schaut, werden seine Augen groß. „Oh Heilige Mutter Maria!" murmelt er. „Es ist schon kurz nach Eins! Ich muss in zehn Minuten bei einem Treffen sein!" Er springt von seinem Platz auf und zieht sich die Winterjacke an die über der Stuhllehne gelegen hat. „Pass auf dich auf und verspreche mir wieder gesund zu werden Mong!" sagt er in Eile. „Mach ich"; „Okay bis bald. Hab dich lieb Krankes Kind!" ruft er mir noch zu, ehe er auch schon nach draußen gestürmt ist. Ich seufze über ihn nur. Er ist sechs Monate älter als ich und denkt es wären Sechs Jahre, weshalb er mich immer wieder als Kind bezeichnet. Hyunjin ist einfach unverbesserlich.

Mein restlicher Arbeitstag scheint nicht zu enden und als er es doch tut, bin ich unglaublich froh. Zu Hause schlüpfe ich in die Wärmsten Klamotten die ich besitze und wickle eine Decke um mich, während ich in der Küche stehe und Tee koche. Die kleine Anzeige die mir auch die Uhrzeit verrät, zeigt an das es draußen minus sechs Gard hat. Alleine bei der Vorstellung fröstelt es mich.

Und dann fröstelt es mich erneut, als die Wohnungstür geöffnet wird. Sogar in unserem Treppenhaus ist es viel zu kalt. Im ersten Moment wundere ich mich wer das ist, doch dann kommt Chan in den Wohnraum und erinnert mich daran, dass er auch hier lebt. „Oh Hallo. Warum bist du schon hier?" frage ich ihn. Wenn ich mich nicht täusche war er die letzten tage frühestens gegen dreiundzwanzig Uhr gekommen. Normaler war da schon eher gehen Mitternacht oder Ein Uhr morgens. Jetzt haben wir allerdings erst neunzehn Uhr. „Naja ich habe dich die letzten Nächte Husten gehört und nachdem Minho das erfahren hat, hat er mich heute früher Heim geschickt, damit ich dir das geben kann" sagt er und reicht mir einen kleinen Topf.

Mit großen Augen schaue ich zu ihm auf. Er soll was? „Minho hat gesagt das du dich am Samstag als du uns geholfen hast, unterkühlt hast. Ich soll dir das geben damit du schnell wieder fit wirst" erklärt er. Langsam nehme ich ihm den Topf ab und stelle ihn auf den Herd. Als ich den Deckel hebe, stelle ich fest das eine Lecker Riechende Suppe darin ist. Verräterisch wie mein Magen ist knurrt er sofort. „D-Danke! Das hätte aber nicht sein müssen!" sage ich und schalte den Herd ein. Immerhin will ich die Suppe nicht kalt essen.

„Minho sieht es als seine Aufgabe an dich wieder gesund zu pflegen, nachdem er dich am Samstag ohne Jacke herum laufen hat" sagt Chan. Daraufhin werden meine Wangen knall Rot. „I-Ich bin alt genug um meine eigenen Entscheidungen zu treffen" stottere ich. Gott verdammt das ist so Peinlich! Ich fühle mich beinahe wie ein kleines Kind das verhätschelt werden muss. „Es ist Minhos Angewohnheit sich um Leute zu kümmern die er gerne mag und du warst ihm wohl sehr sympathisch" Nun schlägt mein Herz etwas schneller. Minho fand mich sympathisch? Er war so beeindruckend und lieb und fast schon wie ein Griechischer Gott. Warum fand er mich also sympathisch? Beschweren tu ich mich allerdings nicht, da die Suppe immer köstlicher riecht um so wärmer sie wird. „Kannst du ihm von mir Danke sagen und dass die Suppe wirklich gut riecht" frage ich ihn. Chan schmunzelt, nickt aber bestätigend. „Das mache ich und bevor ich es vergesse zu sagen, ich soll dir von ihm auch ausrichten das er dir gerne mehr Suppe Kocht, wenn du noch welche brauchst"

Auch wenn ich eine verstopfte Nase haben, mein Hals schmerzt und ich das Gefühl habe das mir mein Kopf bald Platzt, kann es mir im Moment nicht besser gehen. Warum sind Chan und seine Freunde auch so nett zu mir, obwohl sie mich kaum kennen?

An diesem Abend gehe ich mit warmer Suppe in mein Bett. Von Chans Zimmer kann ich das gleichmäßige Tippen hören, das entsetztet, wenn man an einem Laptop schreibt. Scheinbar arbeitet er noch. Ich kuschle mich nun allerdings zufrieden in die vielen Decken in meinem Bett und als ich kurz bevor ich einschlafe noch mal aus dem Fenster sehe, kann ich sehen wie die ersten Schneeflocken ihren weg auf die Erde finden. 

Eingeschneit zu Weihnachten ˢᵉᵘⁿᵍᶜʰᵃⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt