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POV. Seungmin

Die nächsten zwei Wochen vergingen schneller als am Denk. Ich musstes einigen Leuten sagen das ich schwanger war und auch wenn ich nicht wollte muss ich es doch irgendwann tun. Hyunjin versicherte mir zwar, dass ich es jetzt noch nicht sagen muss, da man mir noch nichts ansieht. Leider kann ich diese Tatsache nicht für immer Leugnen. Irgendwann würden sie es mir ansehen können oder sie würden es von jemand anderem erfahren. Das wollte ich vermeiden, weshalb ich mich mit Jeongin und Felix zum Mittagessen traf wo ich es ihnen erzählte.

Jeongin war verwirrt. Er brauchte eine kleine Erinnerung von Felix das ich gar kein Beta bin, ehe es in seinem Kopf langsam sinn machte. Felix hingegen freute sich unglaublich für mich. Ich versuchte mein bestes um ihnen nicht zu zeigen wie es mir eigentlich zu mute war. Noch konnte ich mich über dieses Kind nicht so sehr Freuen wie es Felix tat. Ich hoffte einfach sehr das sich das irgendwann noch ändern wird.

Meiner Schwester erzählte ich es noch nicht. Vor diesem Schritt habe ich einfach noch zu viel Angst. Sobald ich es ihr erzählen werde, wird es vollkommen real sein und das schaffe ich einfach noch nicht. Doch so langsam wird es Zeit. Ewig kann ich es nicht vor ihr geheim halten.

Was ich in den nächsten zwei Wochen auch tat, was viel mit Chan zu streiten. Es waren keine großen Streit Themen oder etwas dramatisches, doch Chan wollte das ich bei meinem Job kündige und nicht mehr arbeiten gehe. Für mich war das nicht einmal eine Option. Ich wollte noch mein eigenes Geld verdienen und nicht einfach nur zu Hause sein und Chan das Geld aus der Tasche fressen. Gerade auch als ich meiner Chefin erzählte das ich schwanger war, war sie überraschenderweise sehr einfühlsam und half mir mehr schichten zu übernehmen, solange ich noch konnte. Mir war bewusst das ich irgendwann nicht mehr arbeiten gehen kann und bis dahin wollte ich wenigsten ein wenig Geld ansparen. Meine Chefin verstand den Wunsch, doch Chan nicht.

Er versuchte immer zu sagen das er doch genug Geld verdiente, doch war es nicht das selbe. Ich wollte mein eigenes Geld verdienen. Irgendwann schien Chan ein zu sehen das es keine Möglichkeit gibt mich von dem Arbeiten ab zu halten (zudem arbeite ich nur als Bibliothekar und nichts mit Körperlicher Anstrengung), weshalb wir nach den zwei Wochen der regelmäßigen Auseinandersetzungen andere Lösungen fanden.

Eine davon war das Chan Nachmittags zu mir kam, damit wir gemeinsam etwas Essen können. Manchmal brachte er etwas mit, manchmal gingen wir auch irgendwo hin. Doch kam er jeden Nachmittag und war die meiste Zeit auch Pünktlich. Wenn er es mal nicht war, schrieb er mir immer sofort. Das hatte mich bei den ersten paar Mal ziemlich überrascht. Immerhin weiß ich durch die zwei Wochen die ich mit ihm in dem Entertainment war, dass er dort meistens vergessen hat zu essen. Doch scheinbar sorgt sich der Alpha in ihm um seine kleine Familie, weshalb er immer wieder hier her kommt.

So auch heute. Gerade als ich das letzte Buch für diesen Vormittag einräume, kommt Chan. Gehört habe ich ihn nicht, doch auf einmal schlingen sich zwei Starke Arme von Hinten um mich herum und sein Geruch ummantelt mich. Zufrieden seufze ich. In seinen Armen fühle ich mich immer am Wohlsten, so dass ich am liebsten den ganzen Tag so verbringen will. „Ich habe dich vermisst" sagt Chan und versteckt sein Gesicht an meiner Halsbeuge. „Es waren viereinhalb Stunden die wir uns nicht gesehen haben" meine ich. „Sag ich doch. Viel zu lang" jammert der Alpha, was mich schmunzelnd den Kopf schütteln lässt.

Chans Hände welche um mich geschlungen sind wandern nun so dass sie Flach auf meinem Bauch liegen. Ich weiß nicht ob er das mit Absicht tut, doch zucke ist zusammen als ich ganz genau spüren kann das er versucht das Baby zu spüren.

Es waren seit unserem letzten Termin bei dem Arzt mittlerweile fast vier Wochen vergangen, weshalb ich nun in etwas der dreizehnten Schwangerschaftswoche sein müsste und somit am Anfang des zweiten Trimesters. Einen richtigen Bauch hatte ich noch nicht, doch eine kleine Wölbung war bereits zu sehen. Fast so als wäre ich seit einer Woche nicht mehr kacken gewesen.

„K-Kannst du das lassen?" frage ich zögerlich. „Oh ähm ja klar" stammelt Chan und tritt nun von mir weg. Ich fühle mich sogleich schlecht. Der Omega in mir rebelliert sogleich. Er will das Chan zurück kommt und das ganze nochmal macht, doch fühle ich mich dabei unwohl. Nicht wegen ihm, sondern weil ich mich noch immer nicht daran gewöhnt habe.

„Ich habe Essen dabei. Ich hoffe du bist hungrig" meint er nun. Dabei schafft er es scheinbar nicht mir in die Augen zu schauen. Mein schlechtes Gewissen wird größer und auch ich senke meinen Blick. Auch wenn uns diese Schwangerschaft näher zusammen bringen sollte, tut es das nicht. Stattdessen gibt es diese Schlucht zwischen uns, die keiner anzusprechen traut.

„Ähm ja klar" antworte ich nun. Die Luft zwischen uns ist unglaublich dick, so dass ich kaum noch Atmen kann. Warum muss es so schwer sein?

„Seungminnie!" ich schrecke zusammen. Auf einmal kommt meine Schwester in die Bibliothek gestürmt. Als sie Chan und mich so da stehen sieht, bleibt sie stehen und sieht uns skeptisch an. „Ist alles gut oder bin ich gerade in einen Streit geplatzt?" fragt sie und bleibt stehen. Ich schaue zu meiner Schwester, wie sie dort steht und mich besorgt mustert. Das ist auch der Moment in dem alle Dämme in mir brechen. Ich schluchze auf und verberge mein Gesicht hinter meinen Händen. Innerhalb von einer Sekunde habe ich Chan bei mir der versucht mich zu trösten, als auch meine Schwester.

„Hey Seungminnie alles ist gut. Was ist den jetzt los?" fragt Soomin besorgt. Ich versuche gegen die Tränen an zu kommen, doch werden es nur noch mehr. Das sind ganz sicherlich diese blöden Schwangerschaftshormone!

Bevor ich hinbekomme irgendetwas zu sagen, bitte ich die beiden mit mir nach hinten zu gehen. Ich will nichts davon diskutieren während uns mögliche Besucher der Bibliothek zuhören können. „Jetzt erzähle es mir. Ich mache mir Sorgen" fordert Soomin mich auf. Ich wische mir mit dem Ärmel über die Augen, doch wirklich viel bringen tut es nichts. „I-Ich bin s-sch-schwanger" sage ich und mit einem Mal wird alles noch viel Realer. Es ist kein schlechter Traum. Chan und ich werden in ein paar Monaten tatsächlich eine Familie haben. In mir wächst einfach ein kleines Wesen das zur Hälfte aus ihm und zur anderen Hälfte aus mir besteht.

„Oh je Seungminnie" Soominn nimmt mich sogleich in den Arm um mich zu trösten. Sie versteht ohne ein weiteres Wort was ich fühle. Ihr geht es ähnlich wie mir. Auch sie will keine eigenen Kinder. Unsere Kindheit war einfach nicht so schön, als das wir unsere eigenen Kinder großziehen wollen. „Es wird wieder gut werden. Du kannst noch immer abtreiben oder-"; „Nein!" Chan ist es der nun panisch von dem Stuhl aufspringt. Seine Augen sind geweitet und er sieht zwischen mir und Soomin ängstlich hin und her. Meine Schwester schaut ihn nur böse an. „Du hast nicht das recht für meinen Bruder zu bestimmen. Es ist sein Körper und er muss das Baby für neun Monate austragen. Wenn er also nicht will, dann wird er auch nicht müssen!" stellt sie klar. Chan schluckt trocken.

„I-Ich will nicht abtreiben" murmle ich nun. Soomin sieht mich gefühlvoll an und ich weiß sogleich was sie sagen will. „Nein er hat mich nicht überredet. Es ist meine Entscheidung. Ich kann es einfach nicht über mich bringen" sage ich und nehme ihr somit die Worte aus dem Mund. Sie seufzt, aber streicht mir liebevoll eine Strähne aus der Stirn. „Ich werde dich auf jeden Fall unterstützen." Versichert sie mir. Dankbar lächle ich sie an. Ich hätte nicht gewusst was ich machen soll ohne ihre Unterstützung.

„Was ich jetzt sagen werde, klingt vielleicht doof oder komisch, aber ich bitte euch, über den Gedanken nach zu denken." Sagt sie. Zögerlich nicke ich und auch Chan tut das. „Ich will mich nicht in eure Beziehung einmischen, aber ich kann spüren das etwas in der Luft liegt. Es klingt komisch, aber vielleicht solltet ihr über eine Paar Therapie nachdenken. Mit so einem Baby kommt einfach viel auf euch zu und ich schätze das keiner von euch damit gerechnet hat. Es würde euch sicherlich helfen zu verstehen wie sich der andere Fühlt und gerade Chan würde es helfen dich besser zu verstehen Seungminnie" sagt sie. „Es gibt einfach vieles was dich in deiner Kindheit geprägt hat und was dich jetzt beeinflusst und so schwer es auch ist, ihr solltest ganz dringend reden. Vielleicht braucht es auch tatsächlich eine dritte Person im Raum die euch hilft und es ist nichts schlimmes dabei die Hilfe an zu nehmen"

Ihre Worte lassen mich tatsächlich nachdenken. Sie hat schon recht, wenn sie sagt das es vieles gibt das Chan nicht über mich oder eher meine Kindheit weiß und jetzt durch dieses Kind kommt alles wieder hoch und erdrückt mich innerlich. Vielleicht hat sie tatsächlich recht und wir sollten es versuchen. 

Eingeschneit zu Weihnachten ˢᵉᵘⁿᵍᶜʰᵃⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt