Kapitel 22

40 5 4
                                    

Alle Augen im Raum weiteten sich schockiert. Niemand hatte mit dieser Aussage gerechnet, nicht einmal Mile, der sich nicht mehr vom Fleck rühren konnte. Milana konnte erst nach einigen Sekunden realisieren, was ihr Sohn verlang hatte und hatte keine andere Wahl. Sie konnte nicht zulassen, dass ihr Sohn dort draußen ganz allein auf sich gestellt war. Auch wenn sie keins von dem beiden wollte. Lieber würde sie ihn mit Mile wegschicken, als er allein.

„Okay", erwiderte sie schweren Herzens und nickte.

Apo hob überrascht eine Augenbraue an und spürte wie sein Mundwinkel automatisch nach oben zuckte.

„Du erlaubst es, ihn mit mir gehen zulassen? Du meinst das wirklich ernst? Du hast dabei auch keine Hintergedanken und willst mich nicht in die Irre führen, oder Mutter?"

Milana fiel es sehr schwer sich darauf einzulassen, doch sie nickte kräftig. Es gab keine andere Lösung.

„Geh Apo, bevor ich es mir anders überlege. Los, jetzt!", forderte sie ihn auf und unterdrückte ihre Tränen.

Apo wanderte mit dem Blick zu Mile und atmete tief durch, bevor er den Älteren am Arm packte und ihn mit sich zog. Er blickte nicht einmal mehr zurück, hielt die Waffe von Mile immer noch umklammert fest, bis sie ziemlich schnell die Garage erreichten.

„Los Phi", sagte Apo und wartete darauf, dass Mile mit eins der Autos voranfuhr, damit sie endlich von hier verschwinden konnten.

Niemand war ihnen gefolgt, dass war Milana's Befehl gewesen. Dass sich noch jemand verletzte, wie beim letzten Mal mit Jeff, dass konnte sie nicht zulassen. Das wollte sie auf keinen Fall. Stattdessen ließ sie ihren Sohn gehen.

Apo zögerte nicht und drückte auf den roten Ausgangsknopf, bevor er neben Mile einstieg und sie hochfahren konnten. Als sie endlich im dunklen aus dem Waldgebiet fuhren, ließ Apo die Waffe auf den Rücksitz fallen.

„Endlich. Endlich sind wir frei", hauchte Apo und öffnete das Fenster, um nach frischer Luft zu langen.

Mile hielt den Mund geschlossen und erwiderte kein einziges Wort.

„Phi?", sagte Apo leise, der den Blick nur auf die Straße gerichtet hatte.

„Hmm?", erwiderte Mile und unterdrückte die Wut in sich.

„Wieso sagst du denn nichts? Wieso redest du nicht mit mir?"

Mile biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf.

„Was gibt es denn da noch zu sagen, Apo? Was du getan hast — also, dass ist unmöglich. Du hast dich falsch verhalten und mir dann auch noch die Waffe an den Kopf zu halten und mich dann als Druckmittel zu benutzen, dass war wirklich mies von dir. Du hast dabei nicht eine einzige Sekunde an deine Mutter oder an die anderen gedacht. Hast du nicht die Angst in ihren Augen gesehen? Apo, ich weiß nicht wie ich dir das sagen soll, aber ich kann mich wirklich nicht zurückhalten. Du hast mit dieser Aktion alles riskiert. Wenn wir gesehen werden, dann ist das Spiel aus. Wenn das passiert, dann weiß ich nicht, ob ich dich hier draußen allein beschützen kann."

Mile unterdrückte seine Wut immer noch, indem er die Hände zu Fäusten ballte und immer wieder tief ein und ausatmete. Apo wurde unsicher und senkte den Blick. Er wusste, was er damit angerichtet hatte, doch er bereute es nicht. Er bereute es keine Sekunde, auch wenn man jetzt enttäuscht von ihm war.

„Bitte hass mich nicht, Phi. Hass mich nicht für diese Entscheidung", hauchte Apo und spürte den dicken Kloß in seinem Hals.

„Dich hassen?", erwiderte Mile und kam mit dem Wagen ins Stehen, da kein Auto oder kein Mensch in Sicht war. Nur sie alleine, auf einem der Waldwege, um sie herum nur Bäume.

ProtectorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt