Der Zerstörer

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Ihre Biresse näherte sich unaufhaltsam dem Zerstörer, der wie ein riesiges Ungetüm in der Schwärze des Weltalls auf seine nichtsahnende Beute lauerte. Alasdair kniff die Augen zusammen. War das Raumschiff noch größer als die Waffe der Oameni, die damals seine Verlobte das Leben gekostet hatte? Ein schneller Blick zur Seite zeigte ihm, dass Andreu den monströsen Bau ebenfalls verächtlich musterte. Der Großhexer hatte seit dem Abflug kaum ein Wort gesagt. Manchmal, wenn er sich unbeobachtet fühlte, starrte er melancholisch in die Dunkelheit. Fürchtete der Alte ebenso wie er selbst, dass es eine Reise ohne Wiederkehr war? „Was hältst du davon?", fragte er ihn nach einer Weile.

Andreu brummte etwas, das man nicht entziffern konnte, ließ sich dann zu einer normalen Antwort hinreißen. „Ich hoffe, dass sie sich akribisch an die alten Baupläne gehalten haben. Sonst sitzen wir in der Tinte."

Eine Mitteilung, auf die Alasdair gern verzichtet hätte. Er zog eine Braue hoch. „Und wie würden wir die Höllenmaschine dann stoppen?"

„Wir müssten sie vermutlich gegen einen Mond fliegen und zerschellen lassen." Der Alte zog eine Grimasse. „Ich hoffe, du hast dich anständig von deiner Gefährtin verabschiedet. Das kann hier leicht schiefgehen. Vor allem, weil wir nicht wissen, ob wir hier auf Verbündete treffen."

Das war wahr. Alasdair lehnte sich im Pilotensessel zurück. Sie hatten sämtlichen Funkkontakt mit Quen und den Großhexern auf Macra unterlassen. Nur Arachné folgte ihnen mit Arunas Raumschiff in einiger Entfernung. Aber selbst zu ihr nahmen sie keinen Kontakt auf. Jede Unachtsamkeit konnte das Ende der Mission oder gar den Tod aller bedeuten. Er schloss die Augen, dachte an seine liebevolle Gefährtin und das kleine Mädchen, das er in sein Herz geschlossen hatte. Für beide würde er sterben, doch lieber kehrte er erfolgreich zu ihnen heim. Zu seiner Familie, die er sich immer gewünscht hatte. Es war ihm egal, dass Vela nicht seine bluteigene Tochter war. Das Kind verdiente ein glückliches Leben genau wie er. Und dafür würde er kämpfen. „Dann fang an zu beten, dass die Idioten sich an die ursprünglichen Baupläne gehalten haben." Er presste die Kiefer fest aufeinander. Sie würden den Zerstörer vernichten und erfolgreich heimkehren. Mit Quen auf dem griparischen Thron würde endlich der langersehnte Frieden einkehren. Ein Scheitern durfte es nicht geben.

Finster starrte er auf die Dockingstation, die sie ansteuerten. Ein schwarzes Loch, in dem Lichter wie spitze Zähne aufblitzten. Ein gieriger Schlund, der sie zu verschlingen drohte. Worauf ließen sie sich da nur ein? Für eine Umkehr war es zu spät. Der befehlshabende Offizier auf dem Zerstörer war längst über ihre Ankunft im Bilde. Wenn sie jetzt den Anflug abbrachen, würden er und seine Männer Verdacht schöpfen. Nur eine simple Übertragung von ihm nach Macra und das Leben von Quen war verwirkt.

„Dann mal auf in den Kampf", murmelte Andreu. Er ließ seinen Blick über die metallenen Wände gleiten, an denen sie gemächlich vorbeiflogen, bevor sie andockten. „Wird schon schiefgehen."

Wenn er ihnen mit diesen Worten Mut zusprechen wollte, kam es nicht so rüber. Alasdair rollte mir seinen Schultern, um die Verspannung zu verscheuchen, die schleichend von seinen Muskeln Besitz ergriff. Die Mission gefiel ihm immer weniger. Etwas würde gewaltig in die Hose gehen. Nur was?

Als sie einen Augenblick später die Biresse verließen, traute er seinen Augen kaum. Hatte sich die gesamte Mannschaft des Zerstörers versammelt, um ihn zu begrüßen? Hier und dort vernahm er, wie ehrfürchtig sein Name gemurmelt wurde, als er an den Reihen von Frauen und Männern vorbeilief. Vor allem Erstere schienen sich über seine Anwesenheit zu freuen, sah er doch einige der weiblichen Besatzungsmitglieder erröten, wenn sein Blick in ihre Richtung wanderte. Innerlich krümmte er sich. Hatte er diese Schwärmereien, die einzig seinem Status geschuldet waren, schon früher gehasst, ertrug er sie jetzt nicht mehr. Was sollte er mit einer dieser Frauen, wenn er eine wundervolle Gefährtin hatte, die auf seine Rückkehr wartete? Er setzte eine undurchdringliche Miene auf und marschierte am Empfangskomitee vorbei. Andreu folgte ihm so dicht auf dem Fuße, als ob sein Leben davon abhinge. In gewisser Weise tat es das auch.

In den Fängen der GripariWo Geschichten leben. Entdecke jetzt