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[•Celést•]

Mein Kopf schmerzte, mein Mund war trocken und jeder Versuch, meinen Körper zu bewegen, fühlte sich an, als würde ich mehrere hundert Kilo mit mir herumtragen. Ich kniff die Augen zusammen und stöhnte leise vor Schmerz. Verdammt. Langsam öffnete ich sie, doch das grelle Licht zwang mich, sie sofort wieder zu schließen. Es dauerte eine Weile, bis sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten. Meine Sicht war verschwommen, doch nach und nach konnte ich den Raum um mich herum erkennen. Er war groß, aber dreckig und ein widerlicher Geruch lag in der Luft. Ekel stieg in mir auf und ich verzog das Gesicht. Diese Zellen erinnerten mich an die von früher – damals waren sie jedoch gefüllt mit Mädchen in meinem Alter, manche jünger, manche älter.
Ich versuchte aufzustehen, doch mein Körper rührte sich nicht. Verwirrt sah ich an mir hinunter, ich saß auf einem Stuhl, festgebunden, bekleidet nur mit einem dünnen Hemd. Panik durchfuhr mich, als ich erneut an den Fesseln zerrte. Sie schnitten schmerzhaft in meine Handgelenke, und Tränen stiegen mir in die Augen. „Verdammt", flüsterte ich heiser und schluckte den dicken Kloß in meinem Hals hinunter. „Was soll ich bloß tun?" Ich wusste nicht, wo ich war, ob meine Freunde in Sicherheit waren, oder wie ich hier entkam. Wie konnte alles so schnell außer Kontrolle geraten?

Alles wegen den Martínez-Brüder. Seit jener verhängnisvollen Nacht im Club lief alles schief. Sie hätten uns einfach in Ruhe lassen können, selbst mit den Informationen, die wir ihnen stehlen wollten. Wir hätten sie nur als Schutzmittel gebraucht, um sie notfalls zu erpressen. Aber sie sind die Mafia. Stolz und Ehre sind für Leute wie sie alles. Dass wir ihnen entkommen konnten und vor ihnen weg gerannt sind, war ein Schlag ins Gesicht, den sie nicht einfach hinnehmen würden. Und jetzt hatten sie uns.
Ich schluckte hart und versuchte, mich zu beruhigen. Panik würde mir jetzt nicht helfen. Meine Freunde waren bestimmt in Sicherheit. Sie hatten es sicher geschafft. Sie waren weder tot noch verletzt. Das redete ich mir ein – doch es half nicht. Meine Gedanken drehten sich im Kreis und die Angst um sie machte mich wahnsinnig. Mehr Tränen sammelten sich in meinen Augen, und schließlich liefen sie heiß über meine Wangen.

***

Ich weiß nicht, wie lange ich einfach hier saß, ohne etwas zu tun – außer zu versuchen, mich zu befreien –, aber eine lange Zeit war vergangen. Die ganze Zeit hörte ich nur Schritte, die an meiner Tür vorbeiliefen. Mein Herz begann wieder zu rasen, als jemand an meiner Tür vorbeilief. Doch diesmal blieb die Person stehen. Mein Körper verspannt sich, und ich begann zu zittern, als der Schlüssel in das Schloss gedreht wurde. Die Tür öffnete sich und es kam mir vor, als würde sie in Zeitlupe geöffnet werden. Ich zog scharf die Luft ein, als Álvaro in das Zimmer trat.

„Du bist wach" ertönte seine raue Stimme. Ich schluckte und versuchte, mein rasendes Herz unter Kontrolle zu bekommen, was nicht so einfach war, als er sich mir näherte. Ich versuchte, mich nach hinten zu bewegen, doch das funktionierte nicht so einfach, wenn man an einen Stuhl gebunden ist. Álvaro lief langsam auf mich zu, seine Augen funkelten wie die eines Raubtiers, das seine Beute im Visier hat.

Er ging hinter mir vorbei und ich hielt den Atem an. Nach einer kurzen Weile kam er wieder zurück – es fühlte sich wie eine Ewigkeit an – mit einem Stuhl in der Hand und stellte ihn direkt vor mir ab. Er setzte sich elegant hin, ohne mich aus den Augen zu lassen, als würde ich jederzeit versuchen können, aus diesem Raum zu verschwinden. Und genau das wünschte ich mir in diesem Moment mehr als alles andere: einfach verschwinden. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals und versuchte, meinen Atem unter Kontrolle zu bekommen.

„Nein, ich schlafe" antwortete ich, als ich mich fasste.
Sein Mundwinkel zuckte, und er schaute mich belustigt an. „Gebunden und machtlos und trotzdem hast du eine große Klappe." Ich biss mir auf die Lippe. Er hatte recht. Ich sollte meinen Mund besser unter Kontrolle bekommen. Er konnte mich jederzeit umbringen. „War es wirklich nötig, mich so fest zu fesseln?" fragte ich schließlich, bevor er mir eine Frage stellen konnte. „Wir trauen euch einiges zu" war das einzige, was er erwiderte.

Amo A La MafiaWhere stories live. Discover now