[•Celést•]„Celést, steh auf" raunte mir eine tiefe Stimme zu. Ich zog die weiche Decke näher an mich. Ich war müde und wollte weiter schlafen, doch irgendjemand versuchte mich aufzuwecken.
Warte – Decke? Männerstimme?Sofort öffnete ich meine Augen, als mir klar wurde, wo ich war. Ich sah nach oben und zuckte erschrocken zusammen. Álvaro stand über mir und blickte mich an. Panisch sprang ich auf und lief zum anderen Ende des Zimmers.
„Mach kein Drama und mach dich fertig" sagte er ruhig.
„Für was?", fragte ich ängstlich.
„Wirst du gleich sehen" antwortete er. Ich schluckte und lief mit viel Abstand an ihm vorbei zum Badezimmer, wo ich die Tür hinter mir schnell abschloss. Ich stützte mich am Waschbecken ab und versuchte, meine Gedanken zu ordnen.Verdammt, was haben sie mit uns vor?
Ich öffnete den Wasserhahn und wusch mir mein Gesicht. Nachdem ich es abgetrocknet hatte, band ich mein langes, braunes Haar zu einem hohen Zopf und lief zögerlich zur Tür.
Ich konnte die Tür einfach nicht öffnen. Er könnte sie doch einfach eintreten? Ich biss mir auf die Lippe und drehte langsam den Schlüssel um. Zögerlich drückte ich die Klinke herunter und trat heraus. Álvaro stand an die Tür gelehnt und sah auf sein Handy. Als er mich bemerkte, steckte er es schnell weg und trat zur Tür. Er öffnete sie und schaute mich abwartend an.Mit schnellen Schritten lief ich auf die Tür zu, in der Hoffnung, vielleicht meine Freunde zu sehen und von hier zu verschwinden. Doch gerade als ich an ihm vorbeiging, zog er mich erschrocken an meinem Handgelenk zurück.
„Versuch nicht wegzurennen und denk nicht an eine Flucht" sagte er mit eisigem Blick. Ich nickte und entriss mich hastig seinem Griff. Nervös lief ich an seiner Seite, immer auf der Suche nach meinen Freunden. Er bog nach links ab und öffnete eine große, moderne Tür, die von zwei Bodyguards bewacht wurde. Als wir eintraten, blickte ich mich um: Eine schwarze, lange Couch, ein Tisch mit Alkohol, Regale und Bücher. An der linken Seite war eine Bar, und ein Billardtisch stand ebenfalls im Raum. Rechts führte eine weitere Tür, die von zwei weiteren Bodyguards bewacht wurde.Plötzlich öffnete sich eine der Türen und eine aufgebrachte, rothaarige Frau rannte panisch aus dem Raum. Hinter ihr folgte Andrés.
„Es interessiert dich nicht, was ich erlebt habe und wann!" schrie sie ihn hysterisch an.
„Valeria!" rief ich erleichtert, als sie sich umdrehte und auf mich zurannte. Andrés wollte nach ihr greifen, doch sie war schon weg, bevor er reagieren konnte. Bevor Álvaro etwas tun konnte, rannte ich zu ihr und schlang meine Arme um sie.
„Celést, sie labern nur Mist. Beantworte einfach nichts, wie immer" sagte sie.
„Sag einfach, was wir immer sagen. Egal, was Álvaro labert." Ich nickte.Ich schaute über ihre Schulter und bemerkte, wie Andrés mit schnellen Schritten auf uns zukam. „Hat dich jemand angefasst?" fragte ich besorgt. Sie löste sich von mir und schüttelte den Kopf. „Andrés!" schrie die Rothaarige aufgebracht, als er sie hochhob und auf seine Schulter warf. Er lief angespannt mit ihr davon.
Ich strich mir ein paar lose Strähnen aus dem Gesicht und drehte mich aufgebracht zu ihm. „Was soll das? Ihr könnt uns nicht ständig voneinander trennen!" fauchte ich ihn an. „Ihr seid einfach aufgetaucht und denkt, ihr könnt uns auseinanderreißen!" Ich schrie es ihm entgegen und ging auf ihn zu. Was dachten die sich dabei? Nur weil sie Mafiosis sind, können sie doch nicht tun, was sie wollen! Sie waren plötzlich in unser Leben eingetreten und wollten alles auf den Kopf stellen. Ich holte tief Luft und schüttelte den Kopf. „Wir werden euch nicht trennen" sagte er ruhig und trat langsam auf mich zu. „Du wirst sie gleich sehen." Verwirrt blickte ich zu ihm auf. Er blieb vor mir stehen und kratzte sich an seinem Drei-Tage-Bart. „Du musst nur ein paar Fragen beantworten." Ich schluckte nervös.
„Ich habe gestern schon welche beantwortet" murmelte ich, während ich versuchte, ruhig zu bleiben. Er nickte und deutete auf eine Tür. Zögernd drehte ich mich um und ging zu der Tür, die von den Bodyguards geöffnet wurde.
Drinnen saßen bereits Santiago und Carlos, der wie Marcus aussah. Sie saßen an einem Tisch, auf dem mehrere Computer und Blätter lagen. Ich setzte mich auf den leeren Stuhl, der Santiago gegenüber stand und starrte sie verwirrt an.
„Deine linke Hand" verlangte Álvaro kalt. Langsam hob ich meine Hand und legte sie auf den Tisch. Santiago zog meinen Arm zu sich und begann, ihn anzukabeln.
„Was soll das?"zischte ich und versuchte, meinen Arm wegzuziehen. Doch Amiras' – fast – One-Night-Stand ließ das nicht zu.
„Wenn du dich wehrst, wird es länger dauern und du wirst deine Freunde nicht sehen" sagte er ruhig. Sofort hörte ich auf, mich zu wehren. Als er fertig war, tippte er auf dem Computer und nickte Álvaro zu.
Carlos legte eine Akte auf den Tisch. Misstrauisch sah ich ihn an. Nervös öffnete ich die Akte, während alle drei mich still beobachteten. Ich hielt erschrocken den Atem an, als ich das Bild eines 15-jährigen Mädchens sah, doch schnell entspannte sich mein Gesicht. Es war nicht überraschend. Sie waren die Mafia, natürlich hatten sie Akten von mir.
Ich betrachtete das Bild und ließ die Akte langsam sinken. Die Akte war alt. Sie begann mit meinen Eltern und endete mit dem Tag, an dem ich als für Tod erklärt wurde.,,Und jetzt?" fragte ich wütend. „Kommt endlich zum Punkt."
„Warum bist du seit fünf Jahren vermisst?" fragte Santiago und sein Blick bohrte sich in mich. Ich atmete tief ein, als mir klar wurde, worauf das hinauslaufen würde.
„Celést" riss mich Álvaro aus meinen Gedanken. Ich blieb still und sah nur auf den Tisch. Ich spürte den Druck der Kabel an meinem Arm, die mich überwachten, um zu sehen, ob ich log.
„Ich bin abgehauen" log ich. Naja, teilweise.
„Komisch, gestern hast du was anderes gesagt", bemerkte Álvaro mit verschränkten Armen. Ich schlug mir auf die Stirn. Wie konnte ich nur so dumm sein?„Ich würde dir raten, nicht zu lügen, Celést" riet mir Santiago. Auch ohne Drohungen waren ihre Blicke und ihre Haltung unmissverständlich. „Ich weiß nicht, was ihr von mir wollt. Ich habe euch gestern schon alles gesagt, was ich weiß" sagte ich selbstbewusst. Doch Carlos legte seinen Kopf in den Nacken, als ob er die Hoffnung aufgegeben hatte.
„Ich will nicht darüber sprechen" murmelte ich, als Álvaro mich plötzlich wütend am Arm packte und zu ihm zog.
„Celést" knurrte er. „Entweder du redest hier und arbeitest für uns als Bedienstete, oder wir verkaufen dich an einen unserer Kunden." Meine Lippe begann zu beben und Tränen sammelten sich in meinen Augen. Ich drehte meinen Kopf weg, um ihm nicht in die Augen zu sehen. Seine bedrohliche Präsenz erdrückte mich.Ich atmete tief ein, biss mir auf die Lippe und schmeckte den blutigen metallischen Geschmack. Dann zog ich tief Luft.
„Ich will nicht darüber sprechen, ich will es nicht" murmelte ich. Es war eine Erinnerung, die ich nie wieder wachrufen wollte, eine Erinnerung, die ich so lange verdrängt hatte. „Es stimmt, ich bin weggelaufen, aber ich wollte nur zu einer Freundin" begann ich zögernd. „Auf dem Weg zu ihr fuhr ein Van neben mir her und..." Ich schloss meine Augen und wischte mir die Tränen ab.
Die drei starrten mich an, doch besonders Álvaro war derjenige, dessen kalter Blick mich am meisten traf. Ich sah nicht zu ihm auf. Stattdessen starrte ich auf den Boden und versuchte, die Erinnerung an jenen Tag zu verdrängen. Es war schwer, darüber zu sprechen.„Ich habe zu spät reagiert und wurde entführt. Ich wusste nicht, wo ich war. Ich war in einem Lager" fuhr ich fort. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Dieses Lager war so kalt und beängstigend. Es war wie ein Labyrinth, ohne Ausgang. Wenn du einmal drinnen warst, kamst du nie wieder heraus, es sei denn, du klettertest die glatten Mauern hinauf, ohne Seil, ohne Werkzeug – ohne Hilfe.
„Ich war dort zwei Jahre und habe viel über die Mafia erfahren. Aber ich sah keine Gesichter"fuhr ich fort und blickte schließlich zu Álvaro auf. „Ich weiß nichts"sagte ich mit fester Stimme, doch ich konnte die Unsicherheit in meinen Augen nicht verbergen. Álvaro starrte mich weiterhin an, seine Miene blieb undurchdringlich. Er zeigte keinerlei Emotion, als würde mein Geständnis ihn nicht berühren. Der Raum schien still zu werden, und die Spannung war beinahe greifbar. Es war, als wäre die ganze Luft aus dem Raum entwichen. Ich hatte das Gefühl, als würde jeder Moment mit jedem weiteren Atemzug länger und drückender werden. Ich konnte meine Gedanken kaum ordnen. Ich wollte nicht mehr darüber nachdenken, aber sie zwangen mich, all diese schrecklichen Erinnerungen wieder aufleben zu lassen. „Und was hast du von uns zu erwarten, Celést?" fragte Santiago ruhig, aber sein Blick bohrte sich tief in mich. „Glaubst du, wir lassen dich einfach gehen, nachdem du uns nicht alles erzählt hast?"
Ich zog meine Schultern zusammen und versuchte, den Drang zu unterdrücken, wegzulaufen. In mir kämpften Angst und Wut miteinander. Doch in meiner Brust fühlte sich alles leer und schwer an. „Wir haben keine Zeit für mehr Spielchen" fuhr Santiago fort, seine Stimme blieb unnachgiebig. „Du wirst uns weiter von deinem Leben erzählen. Alles. Und du wirst uns glauben, wenn wir dir sagen, dass du hier bleibst, bis wir wissen, was wir mit dir anstellen. Du hast keine Wahl."
Ich nickte schwach, als mir klar wurde, dass ich tatsächlich keine Wahl hatte. Und irgendwie wusste ich, dass sie immer weiter nachbohren würden. Wenn ich nicht sofort alles erzählte, was sie wissen wollten, würde es nicht lange dauern, bis sie es auf andere Weise herausfanden. „Bringt sie ins Esszimmer" sagte Santiago schließlich, ohne noch einen weiteren Blick auf mich zu werfen.Ich fühlte mich wie in einem Albtraum, aus dem ich nicht entkommen konnte. Sie führten mich aus dem Raum und ich hatte keine Ahnung, was als Nächstes passieren würde. Aber ich wusste, dass ich in eine Welt von Lügen, Gewalt und unaufhörlichen Drohungen geraten war – eine Welt, aus der es kein Zurück mehr gab.
Was immer sie auch vorhatten, ich würde es überstehen müssen. Denn das hier war meine einzige Chance, meine Freunde wiederzusehen und aus dieser Hölle zu entkommen.
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-mae1posa🦋
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Amo A La Mafia
Teen Fiction𝐌𝐚𝐟𝐢𝐚 𝐑𝐨𝐦𝐚𝐧𝐜𝐞 𝐶𝑒𝑙𝑒́𝑠𝑡 𝑦 𝐴́𝑙𝑣𝑎𝑟𝑜 🝮︎︎︎︎︎︎︎🝮︎︎︎︎︎︎︎🝮︎︎︎︎︎︎︎ Kapitel: 15 Ich habe eindeutig zu viele Filme gesehen, und genau deshalb will ich nicht, dass er meine Haare zur Seite streicht, mir langsam die Kette umbindet, wi...