Twenty

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Ich fiel gerade tiefer in meine Gedanken, da setzte sich Tom neben mich auf sein Platz. Er redete nichts. Nein. Er saß nur da und sah an die Tafel. Wollte ich das wirklich? Wollte ich das wir nichts redeten? Ich wusste es nicht. Ich wusste gar nichts mehr. Mein Kopf war leer. Mein Herz war kaputt. Eher gesagt, gebrochen. Ich hatte meine Mutter. Meine letzte Verwandtschaft auf dieser bescheuerten Welt verloren. Ja ich hatte sie immer schlecht geredet, aber jetzt zu wissen, das ich sie nie wieder sehen werde, brach mein Herz. Und das schlimmste war: Keiner sah wie ich jede verdammte Sekunde innerlich zerbrach.

„Lina an die Tafel!" Riss mich die Lehrerstimme aus meinen Gedanken. Wieder willig stand ich auf und lief nach vorne. Ich sah die Matheaufgaben und hatte absolut keine Ahnung was das Ergebnis sein sollte. Ich blickte mich Hilfesuchende zur Klasse um, und mein Blick blieb an Tom hängen. Er hatte zahlen auf sein Block geschrieben und hielt das ganz unauffällig hoch, so das ich es lesen konnte. Schnell drehte ich mich wieder zur Tafel und schrieb sie Zahlen hinter das ist gleich Zeichen.

Ohne der Lehrerin zuzuhören lief ich wieder auf mein Platz und setzte mich hin. „Danke..." murmelte ich Tom entgegen. Er nickte leicht und sah weiterhin an die Tafel.

Den ganzen Unterricht konnte ich mich nicht konzentrieren. Ich musste die ganze Zeit an meine Mutter und das beschissene Kinderheim denken. Wieder schossen mir die Worte von Laila durch den Kopf, das ich mich mit Tom vertragen sollte. Ich schüttelte den Gedanken, es zu tun, schnell wieder weg, und direkt kam meine Mutter mir wieder in den Kopf. Auf einmal bereute ich das ich so scheiße zu ihr gewesen war. Ich bereute alles. Und das einzigste was ich wirklich wollte, war sie wieder zu haben. Nur das ging nicht.

Ich merkte wie ich wieder anfing zu zittern. Fuck fuck fuck! Nicht in der Schule! Mein zittern wurde jede Sekunde immer schlimmer.

Ich fiel in eine Panikattacke. Und wiedermal konnte ich mich nicht mehr beruhigen.

'Tom's Sicht'
Der Unterricht war soo langweilig und ich fragte mich, was Lina nur dich den Kopf gehen würde. Sie war komplett in ihren Gedanken. Ich lies mein Blick von ihr ab, und sah nach vorne. Im Augenwinkel sah ich wie sie anfing zu zittern. Was war nun los?  Jede Sekunde wurde es schlimmer.
„Hey Lina? Alles gut?" flüsterte ich ihr zu.
Keine Antwort.
Ich sah nun richtig zu ihr, und merkte das sie in einer Panikattacke fiel. Oh nein. Sie aus so einer Situation heraus zu bekommen, war so gut wie unmöglich. Ich sah zur Klasse und merkte wie uns alle ansahen. Die Lehrerin merkte auch das was nicht stimmte und brachte die Klasse schlussendlich raus auf den Flur.
Ich hingegen blieb bei ihr und versuchte sie zu beruhigen. Ich nahm sie in den Arm und streichelte ihr behutsam über den Rücken. Nach weiteren zehn Minuten hatte sie sich vollständig beruhigt, hatte allerdings so gut wie keine Kraft mehr.
„D-danke..." stotterte sie mir entgegen und legte ihren Kopf auf meine Brust.
Die Tür öffnete sich und die Lehrerin kam zu uns.
„Lina alles gut? Tom kannst du sie bitte heim bringen?" fragte sie erst Lina, und wendete sich dann an mich, nachdem sie nicht antwortete. Ich nickte, packte ihr Zeug ein, und trug sie dann raus.

„Ich bring dich zu deiner Mutter, okay? Ich will nicht das du jetzt alleine bist." sagte ich in einem sanften Ton.

'Lina's Sicht'
„...Geht nicht..." antwortete ich und schaute dabei auf meine Hände.
„Lina ich will nicht das du alleine bist. Vertrag dich doch endlich-" „Kann ich nicht!" unterbrach ich in und wurde lauter. Dabei merkte ich, wie meine Augen wieder feucht wurden.
„Wieso kannst du nicht? Vertrag dich doch-" „Meine Mutter ist gestern an einem Autounfall verstorben!" schrie ich ihn wieder an. Dabei kullerten wir immer mehr Tränen die Wange runter.
„W-was?... Omg Lina! Aber wo wohnst du jetzt?" er blieb abrupt stehen und schaute mich besorgt an.

„Na wo wohl? Im Kinderheim natürlich...! Bis die dort eine Pflegefamilie für mich finden. Und in einem Jahr bin ich dann halt genug, um wieder alleine zu wohnen." antwortete ich ihm.
„Also bring ich dich jetzt zum Kinderheim?"
„Nein! Bitte nicht! Die bringen mich um wenn sie sehen das ich nicht in der Schule bin! Bitte..." sagte ich schnell mit einer extrem Ängstlichen Stimme.
„Okay aber wo willst du sonst hin?"
„Können wir zu dir? Simone arbeitet doch eh bestimmt! Und dein Stiefvater ist Safe auch unterwegs, oder?"
„Ja okay. Dann ab zu mir."

Wir gingen zur Bushaltestelle und fuhren mit dem Bus zu Tom. Da er direkt neben der Bushaltestelle wohnte, liefe er mit mir auf den Arm aufs Grundstück und schloss mit seinem Schlüssel, die Tür auf.
Drinnen angekommen gingen wir direkt in sein Zimmer und setzte mich auf seinem Bett ab.

Ich stand wieder auf und lief raus auf den Balkon. Dort kramte ich eine Kippe aus meiner Hosentasche, und zündete diese an. Ich nahm ein tiefen Zug und pustete den Rauch wieder raus. Mich beruhigte das Gefühl vom Nikotin so krass! Und da ich im Kinderheim gefühlt nichts durfte, genoss ich diesen Moment in dem Moment so krass.

Nach paar Minuten kam Tom zu mir und lehnte sich gegen das Geländer.
„Wie geht's dir gerade?" fragte er und holte auch eine Kippe raus um diese anzuzünden.
„Weiß nicht..." antwortete ich und inhalierte den Rauch durch meine Lunge, um ihn dann wieder raus zu pusten. Ich nahm mein letzten Zug, und drückte meine Kippe im Aschenbecher aus. Danach lief ich an Tom vorbei, in sein Zimmer und lies mich auf sein Bett fallen. Sein Bett war so viel bequemer als das im Kinderheim! Im Augenwinkel sah ich das Tom ebenfalls das Zimmer betrat und kam auf mich zu.
„Hat's hier noch Platz?" fragte er.
Ich nickte nur und Rutsche ein Stück rüber. Tom legte sie neben mich und zog mich auf ihn drauf. Es fühlte sich komisch an. Doch ich lies es zu. Ich lies die Nähe zu...

Freundschaft oder doch liebe? |Tom Kaulitz FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt