Ich hatte nicht viel Erfahrungen damit, wie man sich bei jemandem entschuldigte, wenn man sich nicht sicher war, wo genau man falsch abgebogen war. Trotzdem stand ich am Dienstagabend vor Johnnys Haustür und starrte einige Minuten lang auf das Namensschild, ehe ich genug Mut aufbrachte, um zu klingeln. Ich hatte Johnny vorhin extra ausspioniert, um sicherzustellen, dass er zuhause war, wenn ich mich hierhin wagte, denn ich war emotional nicht stark genug, um den Prozess zweimal durchzumachen.
Also wusste ich auch, dass er mich ignorieren würde, falls er die Tür nicht öffnete. Das hier war vielleicht ohnehin ein Fehler gewesen und-...
Johnny öffnete die Tür und sah mich ein wenig überrascht an, während er die Arme vor Brust verschränkte. Ausnahmsweise spielte kein Lächeln auf seinen Lippen und er machte auch keine Anstalten, mich freiwillig ins Haus zu lassen.
„Es tut mir-...", begann ich.
„Kaktus."
„Wie bitte?"
Johnny nickte auf den kleinen Blumentopf in meinen Händen, in dem sich ein Babykaktus befand. „Du hast einen Kaktus dabei. Willst du mich erstechen?"
„Wenn du mich nicht ausreden lässt schon, ja."
Johnny rollte mit den Augen und ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie gutaussehend ich ihn fand, wenn er einmal mehr nur in einem weißen Tanktop und rot-gelben Feuerwehrhosen vor mir stand. „Was wolltest du sagen?", seufzte er schließlich. Ich errötete. Ich hatte gestarrt. Hatte ich auffällig gestarrt?
„Es tut mir leid. Dass du alles für mich tragen musstest und ich meine Seite des Deals nicht wirklich eingehalten habe und dass ich nicht verstehe, was ich nicht über dich weiß. Wir hatten nicht wirklich einen Streit, aber irgendwie hast du wütend gewirkt und das tut mir leid. Ich wollte deine Gefühle nicht verletzen." Ich biss mir auf die Lippen, denn das war so ziemlich die erste aufrichtige Entschuldigung gewesen, die ich jemals laut ausgesprochen hatte. War es normal, dass man darauf nur angestarrt wurde? Oder war das nur Johnny? War das normal für Johnny?
„Danke, Wheeler."
„Ich habe die Entschuldigung ernst gemeint", versicherte ich ihm.
Johnnys Mundwinkel zuckten. „Ich weiß. Danke dafür. Das bedeutet mir viel."
„Oh." Das war einfacher gewesen, als ich es mir vorgestellt hatte.
„Und es tut mir auch leid. Dass ich überreagiert habe. Das hast du nicht verdient."
„Danke, Townsend."
„Gern geschehen, Liz." Johnny lehnte sich gegen den Türrahmen und vielleicht brachten mich seine Grübchen aus der Fassung oder vielleicht war es die positive Energie, die sich zwischen uns ausbreitete, aber plötzlich war mir viel zu heiß. Ich biss mir auf die Lippen, bevor ich etwas sagen konnte, was ich bereuen würde. Oder vielleicht wollte ich zum ersten Mal in meinem Leben etwas Riskantes sagen.
„Amara, Robin und ich hatten einen Mädels-Abend", blubberte schließlich aus mir heraus.
„Ja?"
„Ja. Wusstest du, wie gut sich das anfühlt?"
Johnnys Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen. „Nicht aus persönlicher Erfahrung, Nein."
„Wir hatten Gesichtsmasken und Maniküren und wir haben uns sogar ein Peeling gemacht! Und wusstest du wie schwierig es ist, sich zwischen Natürlich Blond und Miss Undercover zu entscheiden? Habe ich schon erwähnt, dass wir und die Nägel gegenseitig lackiert haben?" Ich hielt Johnny meine Nägel so dicht vor das Gesicht, dass er die roten mini-Herzchen auf dem Klarlack unmöglich erkennen konnte.
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Heart on Fire [LAUFEND]
Humor„Ich habe Angst, dein Gesicht zu ruinieren, falls das hier schiefgeht!" „Mit deinem Lippenstift?" „Mit dem Absatz meiner Stiefel." ----------- Liz Wheeler hat nur ein Ziel: An ihrer New York School of Design angenommen zu werden. Niemals hätte sie d...