„Du schaust in die Vergangenheit", informierte mich Johnny, der sich neben mich in das Gras zwischen unseren Häusern legte. „Sterne sind so weit entfernt, dass zwei Millionen Jahre dauert, bis ihr Licht uns erreicht. Wenn wir es sehen, sind sie meistens schon gestorben."
Mein Blick war auf die Sterne über uns fixiert, aber ich konnte trotzdem nicht anders, als zu Johnny zu sehen. „War das eine Metapher?"
Er schluckte tief und obwohl ich in der Dunkelheit nicht viel von seinen Gesichtszügen erkennen konnte, wirkte er besorgt um mich. „Ich weiß es nicht. Ich versuche bereits seit einer halben Stunde herauszufinden, was dich heute dazu bewegt, hier draußen zu sein."
Ich wandte den Blick wieder zum Firmament. „Ich denke nach."
„Ah." Johnny legte eine Decke über mich. Nun, bevor er sich selbst ebenfalls darunterlegte und mit seiner Schulter sanft meine streifte. „Vielleicht können wir zusammen nachdenken?"
Mein Atem stockte, nur war ich mir nicht sicher, ob das an seinen Worten lag oder an seiner Wärme oder vielleicht daran, dass ich nichts lieber getan hätte, als ihm stundenlang beim Nachdenken zuzuhören. „Wie war es beim Familien-Wettbewerb?", begann ich daher mit einer eher harmlosen Frage.
Johnny gluckste. „Wir kommen also direkt zum Punkt, hm?" Er schwieg für einen kurzen Moment. „Ich schätze, dass es in Ordnung war. Ich habe versucht daran zu denken, was du gesagt hast. Wie dankbar sie dafür sind, dass zumindest ich noch da bin. Es hat die Situation irgendwie leichter gemacht. Zumindest hatte ich diesmal keine Panikattacke hinter dem Hot-Dog-Stand und das ist meiner Meinung nach bereits ein Fortschritt, nicht wahr?"
Ich konnte mein entsetztes Keuchen nicht verhindern. „Du hattest eine Panikattacke hinter dem Hot-Dog-Stand?"
„Letztes Jahr. Und das Jahr zuvor. So gut wie jedes Jahr seit...seit Britney nicht mehr da ist. Sie war dir ziemlich ähnlich, wenn wir schon dabei sind." Johnny seufzte. „Für sie musste alles pink sein oder zumindest diese Herzchen haben, die auch du auf allem hast. Himmel, sogar auf deinen Schuhen!"
Herzchen. Ich kaute auf meiner Unterlippe, um nicht hier und jetzt die Fassung zu verlieren. Ich hatte mich immer gefragt, wieso Johnny so ein Problem mit meiner Obsession für mit Herzen bedruckte Gegenstände hatte, aber ich hätte niemals geahnt, dass er nicht damit umgehen konnte, weil es ihn an seine verstorbene Schwester erinnerte. Und ich hatte ihm extra noch mit wasserfesten Farben Herzen auf das Gesicht gemalt. „Es tut mir so leid", hauchte ich. Ich musste nicht aussprechen, wofür ich mich genau entschuldigte, denn ich spürte, wie Johnny mit den Schultern zuckte.
„Ich schätze, dass ich das gebraucht habe. Dieses Muster hat mich auch ohne dich überall verfolgt, vielleicht hatte ich es einfach nötig, sie mit etwas anderem zu assoziieren. Britney war ehrlich und aufrichtig und sie hätte es gehasst, dass überhaupt nur die Form eines Herzens mich für lange Zeit beinahe in den Wahnsinn getrieben hat. Ich denke, dass sie froh wäre, wenn sie wüsste, dass ich dich kennengelernt habe."
Ich drehte mich zu Johnny, um ihm besser in die Augen sehen zu können. „Sie klingt fantastisch."
„Das Wort passt gut zu ihr", stimmte er mir zu. „Vielleicht...vielleicht, wenn du mich beim nächsten Mal mit einem Kaktus bestechen willst und mich erpresst, um in das Haus zu kommen...vielleicht könnte ich Mom dann fragen, ob sie dir einige Bilder von Britney zeigen kann. Ich denke, dass du sie gemocht hättest und sie konnte ihren Charakter auf jedem Foto zum Ausdruck bringen." Johnny lächelte sanft. Er sah zwar noch immer unendlich traurig aus, aber ich konnte trotzdem noch seinen Funken erkennen, der mich immer wieder in den Bann zog.
„Gerne", antwortete ich. „Ich...würde mich geehrt fühlen."
„Okay. Nun, auf jeden Fall haben wir zwar nicht gewonnen, aber es hat sich anders angefühlt als sonst. Mom und Dad ertränken sich meistens in Arbeit, weil sie Angst haben, dass sie sonst zu viel an Britney denken, aber dieser Tag ist immer eine Tradition die wir zusammen beschreiten, egal wie schmerzhaft es für alle ist. Meistens sehe ich sie danach tagelang nicht, weil Erinnerungen an eine gemeinsame Zeit manchmal Fluch und Segen zugleich sind. Aber heute hat es anders gewirkt, als hätte nicht nur ich mich verändert, sondern auch sie. Ich meine, wir haben zusammen zu Abend gegessen und geredet, während wir sonst meistens schweigen."
DU LIEST GERADE
Heart on Fire [LAUFEND]
Humor„Ich habe Angst, dein Gesicht zu ruinieren, falls das hier schiefgeht!" „Mit deinem Lippenstift?" „Mit dem Absatz meiner Stiefel." ----------- Liz Wheeler hat nur ein Ziel: An ihrer New York School of Design angenommen zu werden. Niemals hätte sie d...