19 | Perfekte Freunde und das perfekte Paar Wanderschuhe

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Ich beschloss, die neue Schulwoche mit mehr Enthusiasmus anzufangen, als für einen durchschnittlichen Menschen gut war – und damit meinte ich, dass ich meine Sonnenbrille ausnahmsweise zuhause lassen würde, obwohl sie das perfekte Schutzschild zwischen mir und der Realität darstellte. Nun, vielleicht tat ich das auch, weil ich ein wenig zu spät aufgestanden war und daher auch nur Zeit gehabt hatte, nach den erstbesten Jeans und einem Pullover, der mit Herzchen bedruckt war zu greifen. Aber das waren Details.

Das Problem mit meiner guten Laune war, dass sie scheinbar ansteckend war, denn aus irgendeinem Grund beschlossen Kiki und Willa sich nach all der Zeit, in der wir getrennt gewesen waren, zu mir zu setzen. Ich seufzte und holte schnell meine Physikhausaufgaben hervor, die ich gestern mit Johnny nicht ganz zu Ende gebracht hatte.

„Guten Morgen, Liz", begrüßte mich Kiki mit einem strahlenden Lächeln.

Aber war es wirklich ein guter Morgen? „Kiki", erwiderte ich nur.

„Du hast neue Freunde gefunden", stellte sie fest, als wäre sie persönlich verletzt.

Ich rollte mit den Augen und suchte die Formeln, die Johnny mir für die Aufgabe herausgeschrieben hatte. Irgendwo musste ich diesen Zettel doch haben.

„Willst du gar nichts dazu sagen?", mischte sich nun auch Willa ein. Bei ihr tat es mir um fünf Prozent leid, dass ich sie mit Kiki zurückgelassen hatte, ohne jemals zurückzuschauen, aber es war nicht so, als hätte sie aktiv versucht, irgendetwas auszubügeln, also war es ihr vermutlich auch gar nicht so wichtig.

„Ich bin nicht diejenige, die das Gespräch angefangen hat." Ich wusste, dass ich mich schwierig verhielt, aber Kiki und Willa waren nicht hergekommen, um etwas zu klären, sondern weil sie etwas von mir wollten und ich hatte nicht vor, mich in irgendetwas hereinzureden und dann in Schwierigkeiten zu geraten, nur weil ich zu naiv war, um ihre Absichten nicht zu erkennen. Oder vielleicht wollte ich mir einfach die Laune nicht verderben lassen.

„Guten Morgen, Wheeler", sagte Johnny, der neben Kiki und Willa zu stehen kam. „Ladies", nickte er auch ihnen zu, wobei es eher ein gescheiterter Versuch war, dass die beiden seine Anwesenheit anerkannten und ihm Platz machten, damit er sich neben mich setzen konnte.

„Hi, Johnny", entgegnete ich mit einem strahlenden Lächeln.

„Wir führen ein ernstes Gespräch hier", erklärte Kiki, die Johnny noch immer den Weg blockierte.

Dieser nickte nur. „Das hat deutlich danach ausgesehen. Ich wollte mich nur setzen, nicht in das Gespräch eingemischt werden." Ich war mir nicht sicher, ob Kiki seinen Sarkasmus nicht erkannte, auf jeden Fall machte sie ihm mit einem Augenrollen Platz.

„Du kannst uns nicht für immer ignorieren, Liz", sagte sie an mich gerichtet.

Diese Information war mir neu. „Wenn ich dich ignorieren würde, könnte dieses Gespräch nicht existieren." Wieso konnte es nicht einfach klingeln? Normalerweise wurde doch auch jedes prae-Unterricht-Gespräch von einem Klingeln unterbrochen.

„Was möchtest du dann von uns hören? Wir sind deine Freundinnen."

Was das ihre Vorstellung von einer ernstzunehmenden Entschuldigung? Ich zog nur skeptisch meine Augenbraue in die Höhe.

„Es tut mir leid, Liz. Du weißt, dass ich nicht absichtlich mit ihm geschlafen habe."

„Hat er sich dir aufgedrängt? Dich belästigt?"

Kiki atmete frustriert aus. „Nein-..."

„Dann war es sehr wohl eine bewusste Entscheidung. Du hättest ihn haben können, Kiki. Ich wäre die letzte Person gewesen, die sich zwischen Nash und dich gestellt hätte. Ich hätte sogar gerne Schluss mit ihm gemacht, wenn dich das glücklich gemacht hätte, denn diese Beziehung war mir gar nicht so wichtig. Ich hatte lediglich ein Problem damit, dass du hinter meinem Rücken etwas mit ihm angefangen hast und-..."

Heart on Fire [LAUFEND]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt