Kapitel 1

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Keno war die rechte Hand seines Bruders Veit und gemeinsam hatten sie die Agentur zur Untersuchung paranormaler Phänomene in Frankfurt, kurz AZUPP, eröffnet. Seither nahmen sie sich Fällen an, in denen Häuser von Geistern heimgesucht, Menschen von Dämonen besessen oder Städte von irgendwelchen Monstern attackiert wurden. Oftmals steckten auch einfach nur irgendwelche Ratten auf Dachböden dahinter, was Veit für nervig hielt, weil er sein Schicksal in einer anderen Berufung sah. Aber dennoch nahm Keno diese Fälle gerne an, da sie Rechnungen bezahlten, welche bitter nötig waren, um AZUPP am Laufen zu halten.

Eine Praktikantin hatten die beiden Brüder mittlerweile auch. Alea war eigentlich Schauspielstudentin, die sich nebenher etwas als Kellnerin in der SonderBar dazu verdiente. Als sie das erste Mal mit AZUPP in Berührung kam, wollte sie – auf Teufel komm raus – Veit und Keno unterstützen. Zunächst lehnte Veit vehement ab, aber Alea erwies sich als nützlich. Außerdem bot sie ihre Dienste kostenlos an, was Keno umso mehr entgegen kam. So war Alea engagiert.

Für Keno war es Zeit, seine beiden Kollegen zusammenzutrommeln, denn er wollte ihnen sofort seinen Fund berichten. Er kontaktierte Alea per SMS und holte Veit aus dem Hinterzimmer des Büros, was gleichzeitig deren Behausung war. Denn im hinteren Raum befand sich nicht nur der gut verschlossene Schrank mit allerhand Waffen und Utensilien, welche sie für ihre Arbeit brauchten, sondern auch ihre Schlafstätten. Mehr konnten sich die beiden nicht leisten, da AZUPP nicht sehr viel abwarf.

Als sich alle Drei im Büro eingefunden hatten, war es Zeit für die Besprechung. Keno saß hinter dem Schreibtisch am Computer, während sich Alea ihm gegenüber auf den Stuhl setzte.

»Einmal habe ich einen freien Tag in der Bar und muss nicht zur Schauspielschule, da werde ich sofort hiervon eingenommen«, meckerte die rothaarige Alea und gähnte. Sie war sichtlich überanstrengt. Sie holte sich einen Kaugummi aus ihrer Hosentasche und stopfte sich ihn in den Mund. Das war ihr Frühstücksersatz.

»Du arbeitest hier freiwillig«, erinnerte sie Keno belustigt. »Das war ganz alleine deine Entscheidung und du wusstest, worauf du dich einließest.«

»Was gibt es nun?«, wollte Veit wissen, der sich mit dem Rücken ans Fenster lehnte. Das Büro befand sich in einem Hochhaus mit Ausblick auf die Frankfurter Skyline. Der braunhaarige Veit trug wie immer seine heiß geliebte Lederjacke und ausgewaschene Jeans. Mittlerweile war es sogar einigermaßen angebracht, denn der Herbst kehrte ein und die Tage wurden langsam etwas kühler.

»Ich habe etwas herausgefunden. Das Buch, welches die Ghule auf dem Friedhof zurückgelassen hatten, enthält einen Stempel eines Antiquariats. Das möchte ich mir gerne näher ansehen, weil ich vermute, dass es dort noch weitere solcher Schmuckstücke gibt.« Er hob das Buch in die Luft, um es den beiden anderen zu zeigen. »Solche Bücher könnten uns in Zukunft weiterhelfen. Außerdem dürfen sie auf keinen Fall in falsche Hände geraten, weshalb ich mir den Inhaber näher ansehen möchte.«

»Und was haben wir damit zu tun?«, wollte Alea interessiert wissen. »Sollen wir dich begleiten?«

»Für euch beide habe ich andere Aufträge. Veit, heute kam ein neuer Fall herein. Ein Mann berichtete mir am Telefon von unheimlichen Geräuschen in seinem Haus. Es könnte sich um einen Geist handeln.«

»Oder um eine Maus«, warf Veit ein. »Muss gerade ich das übernehmen?«

»Wenn es ein richtiger Fall ist, muss eine Fachkraft vor Ort sein«, erklärte Keno ernst. »Alea hat etwas anderes zu tun.«

Die Schauspielstudentin wurde hellhörig.

»Du besuchst einen gewissen Herrn Jahn, der im Buch des Teufels unterschrieben hatte. Ich konnte seine Adresse ausfindig machen.«

Alea nickte und erinnerte sich an den schrecklichen Hexenmeister Gruber, der Leute für eine Gegenleistung in einem Buch unterschrieben ließ, was deren Seele an den Teufel vermachte. Nach ihrem Tod würden sie verdammt sein. Aleas Arbeitskollege aus der SonderBar hatte in dem Buch unterschrieben. Glücklicherweise benutzte Carlo einen falschen Namen, sodass er verschont bleiben würde. Allerdings hatte er Nebenwirkungen des damaligen Fluchs zu tragen, welchem er durch Gruber ausgesetzt wurde. Der junge Mann wünschte sich Stärke, die er auch bekam. Allerdings verwandelte er sich nun einmal im Monat bei Vollmond für 24 Stunden in einen gefährlichen Werwolf. Keno, Veit und Alea untersuchten die anderen Menschen, die in dem unsäglichen Buch unterschrieben hatten, um herauszufinden, ob sie ebenfalls eine Gefahr darstellten.

»Weißt du mehr über diesen Herrn Jahn?«, wollte Alea von Keno wissen.

»Ich weiß nur, dass er alleinerziehender Vater ist. Was damals sein sehnlichster Wunsch war, weshalb er in dem Buch unterschrieb, kann ich dir nicht sagen. Vielleicht findest du es heraus.«

»Alles klar«, bestätigte die junge Frau.

Damit hatten alle ihre Aufgabe und machten sichbereit. Sie nahmen sich vor, sich wieder im Büro zu treffen und die Ergebnisseihrer Untersuchungen auszutauschen. Anschließend machten sie sich auf den Weg.


Mission Schicksal - 1.3 Rufe der VerzweiflungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt