Unterwegs informierten sie Veit, damit sie sich vorm Haus von Herrn Jahn treffen konnten. Als sie klingelten, öffnete ihnen ein extremes Nervenbündel die Tür. Herr Jahn sah schlimm aus. Er hatte dunkle Schatten unter seinen geröteten Augen, als ob er die ganze Nacht durchgeheult hätte.
»Guten Tag«, begrüßte Veit den verzweifelten Vater. »Mein Name ist Veit Richter und zusammen mit meinem Bruder«, er zeigte auf Keno, »leite ich AZUPP. Unsere Mitarbeiterin informierte uns über Ihren Fall.«
»Kommen Sie herein«, bat Herr Jahn kleinlaut. Er ging vor ins Wohnzimmer und setzte sich hin. Er zündete sich eine Zigarette an und Keno bemerkte, dass bereits ein überlaufender Aschenbecher vor ihm stand. »Er ist nicht zurückgekommen«, erklärte der Mann mit stumpfer Sachlichkeit. Seine Gefühle waren taub geworden.
Alea setzte sich ihm gegenüber auf die Couch und legte das Buch auf den Tisch, nachdem sie einige Pizzakartons und Flaschen zur Seite geschoben hatte.
»Das ist ein Dämonen-Lexikon«, erklärte sie. »Wir wissen nun, was Ihr Sohn ist.«
»Wie bitte?«, entgegnete Herr Jahn entsetzt. »Was mein Sohn ist? Mein Sohn ist doch kein Ding! Er ist ein Mensch.«
»Da müssen wir Sie leider enttäuschen«, fügte Keno hinzu, der sich neben Alea setzte. »Das tut mir wirklich leid.«
Nun übernahm Alea wieder.
»Martin ist ein sogenannter Bajang. Das ist ein Dämon, der in Körpern von Totgeburten heranwächst. Es ist leider nichts Menschliches mehr in ihm.«
Herr Jahn begann wieder zu schluchzen. Tränen liefen ihm die Wangen hinunter. Dann versuchte er, sich zusammen zu reißen und sprach:
»Irgendwie wusste ich es ja schon immer. Er benimmt sich wie ein wildes Tier und nicht wie ein Kind. Aber... aber...«, erneut traten ihm Tränen in die Augen, »aber er ist doch mein Kind.«
»Es tut mir so leid, Herr Jahn«, versuchte ihn Alea zu trösten, doch sie wusste auch nicht, was man in so einem Moment sagen sollte. Es musste so hart für ihn sein.
»Und was machen wir nun?«, wollte der Vater wissen.
»Es gibt zwei Möglichkeiten«, begann Keno. »Hier in dem Buch steht, dass der Dämon im Körper des Kindes heranwächst. Also holen wir den Dämon entweder aus dem Kind heraus und töten es oder wir lassen es und töten den Dämon einfach so.«
»Sie meinen, mein Martin ist nicht mehr zu retten?«
»Herr Jahn«, warf Alea behutsam ein, »das ist nicht Ihr Sohn. Ihr Sohn war schon bei der Geburt verstorben.«
Der aufgelöste Vater ließ den Kopf hängen, als er antwortete:
»In Ordnung. Dann töten Sie das Ding.«
Damit nahmen die drei Dämonenjäger den Auftrag an und begannen ihre Arbeit. Sie recherchierten mit ihren Handys im Internet nach seltsamen Zwischenfällen. Es dauerte nicht lange, da hatte Keno bereits was entdeckt:
»Hier«, sagte er. »Irgendein wildes Tier soll in einem Supermarkt in Sachsenhausen wüten. Aktuell befinden sich Polizei und Feuerwehr vor Ort.«
»Das wird er sein«, bestätigte Veit. »Er ist höchst wahrscheinlich auf Nahrungssuche. Lasst uns sofort dahin gehen.«
Sie machten sich auf den Weg und eilten nach Sachsenhausen. Als sie vor Ort waren, war dort ein riesiges Aufgebot an Feuerwehr und Polizei. Auch ein Fahrzeug des Frankfurter Zoos war anwesend. Menschenmengen standen schaulustig herum und sogar Handykameras waren auf den Supermarkt gerichtet.
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Mission Schicksal - 1.3 Rufe der Verzweiflung
Детектив / ТриллерDie Dämonenjagd geht weiter und führt Veit, Alea und Keno in ein Antiquariat mit okkulten Büchern. Wer ist die Inhaberin Frau Pechstein? Woher hat sie derartige Schriften? Welche Geheimnisse verbirgt sie? Und wenn das noch nicht genug ist, warten we...