Als es wieder ruhig in der Straße war, nachdem Krankenwagen und Polizei wieder weggefahren waren, zeigte Alea den anderen beiden den Schlüssel zum Antiquariat.
»Den hat mir Frau Pechstein gegeben. Sie sagte, ich soll im Lexikon der Dämonen unter B nachschlagen.«
»Was?«, wunderte sich Keno. »Das ist seltsam. Aber gut, lasst uns nachschauen.«
Sie gingen zur Tür des Ladens und Alea schloss auf. Durch einen automatischen Mechanismus fuhr das Gitter ebenfalls nach oben. Jetzt konnten Keno und Alea in das Antiquariat. Nur Veit war nach wie vor ausgesperrt, weil der Schutzzauber noch immer wirkte.
»Ich gehe dann schon mal zurück ins Büro«, sagte er. »Wenn ihr was herausgefunden habt, könnt ihr mich benachrichtigen.«
»Alles klar!«, bestätigte Keno.
Keno war aufgeregt, als er sich im Laden umschaute. Er war ja schon dort gewesen und kannte sich etwas aus. Ihn interessierte besonders, was hinter dem Tresen in den Räumen war. Alea folgte ihm und sie kamen in weitere Räume voller Bücherregale. Sie überflogen lediglich die Titel, aber alle hatten etwas mit Magie, Dämonen oder anderen okkulten Themen zu tun.
»Wir brauchen das Lexikon der Dämonen«, erinnerte sich Alea.
Sie suchten alle Regale ab und plötzlich rief Keno:
»Hier! Ich habe es!«
Die Rothaarige eilte zu ihm und da stand sie vor einem Regal mit einer Reihe von Büchern, die einen schwarzen Einband hatten, auf denen mit roter Schrift Lexikon der Dämonen stand. Auf jedem Band waren ebenfalls Buchstaben abgedruckt. Alea schnappte sich den mit dem Buchstaben B und blätterte darin herum.
»Was mache ich hier?«, fragte sie sich selbst. »Was wollte sie mir damit sagen? Was suche ich in diesem Buch?«
»Beruhige dich«, forderte sie Keno auf. »Nimm das Buch mit nach vorne in den Laden und blättere es in Ruhe durch. Vielleicht wird dir dann klar, was sie dir sagen wollte.«
Gesagt, getan. Alea versuchte sich zu beruhigen und stellte sich mit dem Buch vor sich an den Tresen. Sie schlug die erste Seite des wohl gruseligsten Buch, das sie jemals gesehen hatte, auf. Die Seiten waren vergilbt und in der altdeutschen Schrift verfasst, die sie kaum lesen konnte. Zum Glück stand ihr Keno zur Seite, der sich besser damit auskannte. Sie blätterte dann weiter und auf jeder Seite befand sich ein Eintrag zu einem Dämon, von dem sie bis vor wenigen Monaten noch geglaubt hatte, dass es ausgedachte Sagengestalten waren. Sogar gezeichnete Bilder befanden sich darunter.
»Baal, Baalberith, Baalphegor...«, murmelte sie und überflog die Seiten, um zu schauen, ob sie ihr etwas sagen würden.
Keno stand geduldig daneben und schaute ihr über die Schulter. Beide wussten nicht, was sie eigentlich suchten. Was wollte ihnen Frau Pechstein sagen? Mit den Ghulen konnte das ja nichts zu tun haben, da sie sonst den Buchstaben G genannt hätte.
»Das hat doch keinen Sinn«, beschwerte sich Alea. »Wir verschwenden noch mehr Zeit als wir es sowieso schon tun. Herr Jahns Sohn läuft frei herum und wir blättern hier gemütlich in einem alten Buch.«
In diesem Moment schlug sie eine Seite auf, auf der ihr ein Bild von einem Kind in den Blick fiel. Sie überflog die Seite mit großen Augen.
»Das ist es!«, rief sie erstaunt und las die ersten Worte der Seite vor. »Der Bajang ist ein Dämon, der in den Körpern von totgeborenen Kindern heranwächst.«
»Du meinst, der Sohn von diesem Herr Jahn ist ein Bajang?«, hakte Keno neugierig nach.
»Ja!«, bestätigte sie völlig von den Socken. »Wollte Frau Pechstein mir das sagen? Wollte sie mich darauf aufmerksam machen?«
»Woher sollte sie das wissen? Sie hatte doch gar nichts damit zu tun?«
Alea blickte Keno mit hochgezogenen Augenbrauen an. Mit einem ironischen Unterton antwortete sie:
»Dein Bruder und du habt mir lang und breit erklärt, dass es auf dieser Erde unglaubliche Dinge gibt, die so unwirklich wirken, dass der gewöhnliche Mensch eine natürliche Erklärung dafür finden will und deshalb paranormale Phänomene verdrängt. Aber manchmal gibt es keine logische Erklärung.«
»Das heißt, vielleicht hat Frau Pechstein auch gewisse seherischen Fähigkeiten«, murmelte Keno vor sich hin. »Das ist sehr interessant.«
»Aber völlig egal«, unterbrach sie seine Gedanken. »Wir haben jetzt eine Spur. Lass uns Veit Bescheid geben und zu Herrn Jahn gehen. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.«
Sie packte das Buch unter ihren Arm und zusammen machten sie sich auf den Weg.
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Mission Schicksal - 1.3 Rufe der Verzweiflung
Mystery / ThrillerDie Dämonenjagd geht weiter und führt Veit, Alea und Keno in ein Antiquariat mit okkulten Büchern. Wer ist die Inhaberin Frau Pechstein? Woher hat sie derartige Schriften? Welche Geheimnisse verbirgt sie? Und wenn das noch nicht genug ist, warten we...