Kapitel 7

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Ich unterbreche unseren intensiven Blickkontakt und schaue weg.
Seit einer verdammten Woche sitze ich hier schon fest, weiß weder wo Nalia ist, noch ob es ihr gut geht. Wann und ob ich hier überhaupt weg komme, ist noch eine andere Sache.
Ich muss gegen die aufsteigenden Tränen kämpfen. Ich darf ihm gegenüber keine Schwäche zeigen, das wäre mein Tod, auch wenn er gerade so fürsorglich und nett zu mir ist, darf ich ihm nicht vertrauen. Er ist mein Entführer, niemals werde ich mich ihm öffnen.

„Wo ist Nalia?" Weiche ich seiner Frage aus und wieder kann ich seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. „Das musst du Ace fragen, nicht mich." Ace? Wer ist das? Ist das der, der neben Liam im alten Krankenhaus stand?
An dem Tag stand Liam in der Mitte, rechts neben ihm Alváro und links neben Liam stand auch jemand aber den habe ich bei meinem Aufenthalt hier weder kennengelernt noch gesehen. Vielleicht war das Ace neben ihm? „Wo finde ich Ace?" „Er ist morgen auch auf der Beerdigung, da kannst du ihn fragen." Ich nicke und schaue wieder in seine smaragdgrünen Augen, die mich zufrieden anschauen. „Kannst du mich loslassen!? Ich möchte duschen gehen."
Er zögert kurz, aber lässt mich dann los und tritt einen Schritt zurück.

Ich strecke meine freie Handfläche aus und schaue ihn auffordernd an. Er hat abgeschlossen und ich muss in mein Zimmer um zu duschen und wer weiß vielleicht passt der Schlüssel für mehrere Türen. Wenn Liam mal weg ist, muss ich mich unbedingt hier besser umsehen, bisher hatte ich keine Lust mich hier genauer umzusehen, dafür ist diese Villa viel zu groß.
Ich brauche einen Weg hier raus und das dringend.
„Ich brauch den Schlüssel?" Er fängt an zu grinsen und schüttelt seinen Kopf „Da ist das Bad." Er zeigt auf eine dunkle Tür, die gegenüber von seinem Bett ist.
„Ich soll hier duschen?" frage ich misstrauisch und verwirrt woraufhin er nickte und auf die dunkle Tür zugeht und sie öffnet „Ein Teil deiner Klamotten ist schon hier." Bitte!? „Aber wieso?" „Weil das ab sofort nicht mehr mein Zimmer ist, sondern unser Zimmer. Wir bekommen morgen Besuch und brauchen dein altes Zimmer." Das kann er doch nicht machen. Das war mein Zimmer, die haben doch bestimmt mehr Gästezimmer als nur dieses eine! Ich muss mit einem heißen Typen ein Zimmer teilen?! Mein Leben kann ja nur besser werden!
„Das meinst du nicht ernst!"
„Und wie ernst ich das meine."
„Ihr habt doch noch mehr Gästezimmer als nur das eine!"
„Haben wir, aber die werden umgebaut."
Genervt verdrehe ich meine Augen, ich könnte weiter diskutieren aber das würde zu nichts führen.

Mein Blick schweift durch den Raum. Es ist recht dunkel gehalten, die Fenster sind riesig und der Boden ist mit schwarzen Marmorfliesen belegt.
Sein Bett, oder soll ich jetzt unser Bett sagen? Nein! Sein Bett steht recht mittig an der Wand, einige Bilder hängen an der Wand und eine Couch sowie ein Schreibtisch verzieren ebenfalls das Zimmer.
Ich werde dieses Zimmer niemals als mein eigenes anerkennen, ich möchte wieder nach Hause. Nach Hause zu meiner besten Freundin und meinem geliebten Bett. Ich will mein altes Leben zurück. Mir egal wie lange ich für diesen Weg brauche, aber ich werde nach Hause kommen egal wie. Es gibt immer einen Weg und den werde ich finden.

Ich laufe in das Ankleidezimmer, schnappe mir bequeme Anziehsachen und gehe dann ins Bad, um zu duschen. Meine frischen Klamotten lege ich auf den Wäschekorb und schalte das Wasser an, damit es warm wird. Nachdem ich mich ausgezogen habe, steige ich unter das warme Wasser und vergesse für einen kurzen Moment alles.

Leise summe ich mein Lieblingslied und spüle mir gerade das Shampoo aus dem Haar, als die Tür sich öffnet und er rein kommt. Für einen kurzen Moment bin ich wie gelähmt, da ich nicht wirklich realisiere, wer gerade durch die Tür läuft. Schnell greife ich zu einem Handtuch und fange an, ihn anzuschreien, während ich das Wasser ausschalte und mir das Handtuch um meinen Körper wickele. „LIAM RAUS HIER VERDAMMT NOCHMAL! WAS TUST DU HIER?!" Er schaut mich mit einem schelmischen Grinsen an und läuft zum Spiegelschrank, der über dem Waschbecken hängt, um dort irgendwas herauszuholen. „Komm runter, die Tür war offen." Dieser Typ macht mich fertig! Die Tür war abgeschlossen, da bin ich mir sicher... Oder habe ich doch vergessen, abzuschließen? Verdammt aber das gibt ihm trotzdem nicht das recht einfach so hier hereinzuspazieren, wenn er weiß das ich duschen bin!
„Geh raus!" Er dreht sich um und lehnt sich an das Waschbecken, sieht mich weich an „Du kannst ruhig fertig duschen, lass dich nicht von mir stören oder brauchst du etwa Hilfe?"

I need you...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt