Kapitel 12

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Durch das warme Sonnenlicht wache ich langsam auf und reibe meine Augen, um richtig wach zu werden.
Ein gähnendes „Guten Morgen" nuschel ich und schaue auf den Platz neben mir, um dann aber festzustellen, dass er leer ist. Sofort denke ich an gestern Abend zurück.
War es falsch, mich von ihm berühren zu lassen? Ich bereue es zwar nicht, aber die Sache beschäftigt mich trotzdem.

Enttäuscht stehe ich auf und gehe ins Bad, doch auch hier ist er nicht aufzufinden. Langsam ziehe ich mich aus und steige in die Duschkabine. Ich schalte das warme Wasser an, welches sofort ein angenehmes Gefühl auf meiner Haut ausbreitet.

Heute gehe ich mit den anderen Frauen - Wohl oder Übel - Hochzeitskleider anprobieren. Ob ich Lust habe? Nicht wirklich, denn wenn ich was hasse, dann 100 Sachen an und auszuziehen, aber das interessiert die drei nicht wirklich.

Nach der wohltuenden Dusche ziehe ich mir ein weißes Top und eine schwarze Stoffhose an. Somit laufe ich die Treppen hinunter und betrete das schlichte Esszimmer „Guten Morgen" begrüßt mich ein fremder Mann, weswegen ich verwirrt zu ihm blicke „Morgen?" Er bemerkt meine Unsicherheit und setzt ein freundliches Lächeln auf „Ich bin Joe, der beste Freund von deinem Verlobten." Meinem Verlobten, das hört sich so unreal an, aber es ist die Wahrheit und ich muss es irgendwie anfangen zu akzeptieren. „Rachel, aber ich glaube mein Name ist dir bereits bekannt." Er nickt und trinkt einen Schluck aus seiner Kaffeetasse.

Ich setzte mich gegenüber von ihm und begutachte das viele Essen auf dem Tisch „Gabriel und die Jungs sind außer Haus bei einem wichtigen Meeting und die Mädels sind noch etwas erledigen." Dankbar nicke ich ihm zu und nehme mir einen Pancake. „Sag mal, wieso lern ich dich erst jetzt kennen?" Er schaut von seinem Handy auf und schenkt mir einen kühlen Blick, „Sagen wir es mal so. Ich bin Liams Schatten und suche nicht sonderlichen Menschen Kontakt, außerdem habe ich meine eigenen Geschäfte." Ich habe ihn wirklich bisher noch nie gesehen, weder von ihm gehört. Aber wieso treffe ich ihn, wenn ich alleine zuhause bin? Ich hoffe wirklich nicht das, was ich denke, wenn doch kann Mr.Blödmann etwas erleben.

Nachdem ich mit Essen fertig bin, stehe ich auf, um in den Musikraum zu gehen. Seitdem ich weiß das die hier einen Flügel haben, zieht es förmlich nur noch dorthin. „Du solltest noch was essen." verwirrt drehe ich mich um und schaue in das kritische Gesicht von Joe. „Was?" „Du solltest noch was essen!" wiederholt er kühl und schaut mich weiterhin Kritisch an „Ich hab genug gegessen danke." Er schnaubt frustriert, doch bevor er weiter sprechen kann, laufe ich schnell in den Musikraum und setze mich direkt an den Flügel.
Was wollte er damit bezwecken und wichtiger, was interessiert ihn, wie viel ich esse?!

Ich fange an, verschiedene Lieder nacheinander zu spielen und lasse meinen Gefühlen freien Lauf. In meinem Kopf ist ein reines Gefühlschaos voller Wut, Angst, Hass und Glück zugleich. Tränen sammeln sich in meinen Augen, aber ich spiele einfach weiter. Keine Ahnung, was mit meinen Gefühlen ist, aber es muss einfach raus.

Und wieder spüre ich die Anwesenheit meiner Mutter neben mir und auch wenn ich sie nicht sehen kann, spüre ich sie. Es klingt zwar krank, aber es ist so, die Musik vereint uns, egal ob tot oder nicht!

„Rachell!" erschrocken zucke ich zusammen und drehe mich um, „Erschreckt mich nicht so!", werfe ich ihr schon gleich genervt entgegen. „Sorry", leicht zuckt Mika mit den Schultern und mit einem vielsagenden Grinsen schaut sie mich an „Komm, jetzt werden Hochzeitskleider anprobiert!" Sie packt mein Handgelenk und zieht mich von der kleinen Bank runter. „Mach mal langsam Mika!" Gerade so schaffe ich es nicht auf die Fresse zu fliegen, um ihr dann Eilig hinterher zu laufen. Dieses Mädchen raubt mir bald noch den letzten Nerv. Sie zieht mich mit in einen großen Raum, in dem steht ein kleines Podest, ein Vorhang - womöglich eine Umkleide - ,und eine Couch mit einem kleinen Glastisch davor. Auf der Couch sitzen schon Leya und Reyana, die mich freudig anschauen. „Hallo." bringe ich leise heraus. Die beiden lächeln mich warm an und begrüßen mich mit einer kurzen Umarmung. „Dann lass uns anfangen!" Leya nickt zu einer kleinen zierlichen Frau, die ich erst jetzt bemerkte. Sie winkt mich zu sich und läuft mit dem ersten weißen Kleid in die Umkleide. Meine Hände fangen an zu schwitzen und nur zögerlich laufe ich auf die Umkleide zu. Ich will das eigentlich gar nicht, von der Hochzeit habe ich mehr als nur Angst. Die ganze Rodriguez Familie wird da sein. Alle! Davon kenne ich über die Hälfte nicht mal!

I need you...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt