Kapitel 10

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Genervt rolle ich meine Augen und weiche seinem elenden Blick aus. Wir stehen noch immer vor dem riesigen Fenster in seinem Zimmer.
Eine Woche ist seit dem Vorfall vergangen und er behandelt mich wie ein kleines Kind, das seine Eltern verloren hat. Ja, die Mauer, die ich Jahre lang aufgebaut habe, ist in weniger als 1 Minute zusammengestürzt und das nur weil ich ihn gesehen, gehört und seine dreckigen Berührungen wieder gespürt habe.

Ich spüre immer wieder seine Hände an meinem Körper, seinen Atem an meinem Hals und deren ekelhafte Küsse auf meiner Haut. Nicht zu vergessen meine Albträume, wie er versucht mich zu erwürgen, foltern und so weiter, das volle Programm aber das muss Liam definitiv nicht wissen. Er darf meine Schwäche nicht sehen.
„Rachel..." Ich zucke leicht zusammen, als sich seine Hand auf meinem Arm legt und weiche gekonnt zur Seite aus. Mein Blick ist noch immer nach draußen gerichtet, ich kann nicht darüber reden, selbst wenn ich gefoltert werde, würde ich es nicht tun.
„Schau mich an." Seine Stimme ist sanft, aber trotzdem fordernd. Er entfernt langsam seine Hand von meinem Arm und legt sie an mein Kinn. Vorsichtig dreht er meinen Kopf zu sich. Kalt schaue ich in sein zu besorgtes und ungeduldiges Gesicht. „Du musst reden." Kurz schließe ich meine Augen, soll ich es ihm wirklich sagen? Ich konnte nicht einmal Nalia alles erzählen, was er mir angetan hat, sie weiß nur das Oberflächliche.
Ich öffne meine Augen wieder und antworte ihm so selbstbewusst wie es geht "Hat es dir nicht Nalia gesagt?" frage ich ihn spöttisch und sehe ihn an. Er schüttelt den Kopf "Nein." meint er zynisch, womöglich macht es ihn sauer, dass sie ihm das nicht erzählt hat, aber dann bin ich stolz darauf, dass sie wenigstens nicht alles gesagt hat. „Ich kann nicht..." Tief atmet er aus.
Was erwartet er denn? Dass ich ihm nach zwei Wochen direkt vertraue und ihm meine ganze Lebensgeschichte erzähle? Niemals.
„So kann das nicht weitergehen, Rachel! Du isst nicht mehr vernünftig, sprichst weder mit mir darüber noch mit den Mädels!" Weil ich versuche alles zu verdrängen, versteh es doch...
„Du verstehst es nicht." Meine Stimme ist nur noch ein leises Flüstern, ob er mich verstanden hat, ist zweifelbar. „Dann versuch es mir zu erklären, dann kann ich es auch verstehen!" Still schaue ich ihn an und überdenke alles, ich muss ihm nicht alles sagen.

Erzähl es ihm!
Nein!

Tu es!!

Du darfst ihm nicht alles erzählen!

Tief atme ich durch und schaue entschlossen ihm entgegen, lasse die kleine verletzliche Seite von eben in den Hintergrund verschwinden und hole meine selbstbewusste und sichere Seite hervor. „Er hat mir viel zu viel angetan, das kann man nicht mehr alles aufzählen." Erleichtert atmet er aus und ein kleiner Schimmer von Hoffnung liegt in seinen Augen, was mal wieder viel zu schnell von Eiserner Kälte getauscht wird. „Du musst wieder normal essen." Ich würde, wäre da nicht seine Stimme in meinem Kopf. „Verstanden?" Abwesend nicke ich, versuche seine Worte nicht einmal richtig zu verstehen. „Ich will shoppen gehen." Leicht überfordert sieht er mich an, er hat nicht damit gerechnet, dass ich das Thema so schnell wechseln würde „Dann mach dich fertig, ich warte unten."
„Ich wollte mit den Mäde-!"
„In 10 min an meinem Auto!" Mit den Worten verlässt er das Zimmer und lässt mich wortlos alleine. Natürlich darf ich nicht mit den Mädels shoppen, war ja klar! Gott ist das anstrengend mit dem.

Gesagt, getan laufe ich 15 min später zu Liam's Wagen, naja Ersatz Auto, sein anderes Auto ist schrott. Er lehnt sich lässig an sein Auto und blickt von seiner Uhr auf „Du bist 5min zu spät." genervt verdrehe ich meine Augen. „Beschwere dich nicht." Schnell steige ich ein und warte bis er endlich einsteigt.

-----♥-----

Liam Rodriguez:

„Das ist jetzt wirklich der letzte Laden!" Das sagt sie jetzt schon das 5 mal und trotzdem sind wir noch immer hier.
„Ja klar!" sage ich voller Ironie. Seit 6h laufen wir von Laden zu Laden, um dann festzustellen, dass es dort nichts Passendes gibt. Zum Glück sind 2 Wachmänner dabei, die die ganzen Einkaufstüten tragen, wobei ich auch schon Tüten trage.

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