Kapitel 33

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Defnes Sicht

"Ömer?"

"Defnem?"

"Was hättest du getan, wenn an meinem Finger der Ring wäre?"

Ich sah mir Ömer genau an. Er schloss seine Augen und atmete tief ein und aus. Dann zuckte er mit den Schultern und öffnete wieder seine Augen.

"Wahrscheinlich hätte ich den Ring genommen, ihn ganz weit weg geworfen und Yusuf in die Fresse geschlagen."

"Er wusste es selber nicht mal, dass ich nicht heiraten wollte."

Ich sah auf den Boden. Er tat mir irgendwie leid.

"Nimmst du ihn etwa jetzt in Schutz?"

"Nein! Nur-"

Er sah mich fragend an, doch ich zuckte mit den Schultern. Ich wusste selber nicht mal was ich darüber dachte.

Wir schwiegen und sahen die Aussicht vor uns an. Wieder mal waren wir im Wald. Ich liebte es hier. Hier konnte man nachdenken. Hier war es ruhig. Hier hatte ich an alles nachgedacht. An meinem ganzen Leben. Und das jedes Mal, wenn ich hier war. Würde dieser Wald eine Stimme haben, würde dieser Wald meine Gedanken lesen können, dann könnte er locker meine ganze Lebensgeschichte erzählen.

Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und schloss meine Augen.

"Ich hätte noch weiter gekämpft. Auch, wenn du verlobt wärst mit ihm und die Hoffnung aufgegeben hättest. Ich hätte sicherlich dann mit deinem Bruder geredet, mit dir geredet um abzuhauen, mit dem Yusuf geredet. Ich hätte versucht es irgendwie zu hindern. Vielleicht hätte ich dich sogar entführt, wer weiß."

Ich öffnete meine Augen und sah in das grinsende Gesicht von Ömer, woraufhin ich auch grinsen musste.

"Salak." (Idiot.)

Er küsste auf meinem Kopf und ich schloss wieder meine Augen. Seine Nähe beruhigte mich. Ich fühlte mich immer sicher, wenn er bei mir war. Ohne ihn fühlte ich mich leer.
Manche Menschen fühlen sich wohl, wenn sie ihr Handy bei sich haben. Wenn das Handy mal nicht bei ihnen ist, fühlen sie sich nicht mehr wohl, sondern irgendwie leer. Als würde etwas fehlen. Und das war bei mir, wenn Ömer nicht bei mir war, so.
Bei Eylül war es bestimmt auch so. Ob Gökhan bald seine Liebe gestehen wird?

"Wann hat dein Cousin mal vor meiner Freundin seine Liebe zu gestehen?"

"Jetzt, so bald."

Ich richtete mich auf und sah ihn geschockt an.

"Was?! Jetzt?"

Er nickte.

"Wieso weiß ich nichts davon? Eylül wird es sehen. Sie soll sich einmal blicken lassen bei mir. Sie wird es sehen."

Ich kreuzte meine Arme vor der Brust und sah nach vorne. Wie konnte sie mir nichts sagen? Ich dachte wir erzählten uns alles? Ich wurde sauer auf sie, doch das hielt nicht lange an.

"Sie weiß selber nichts davon."

Er lachte und schloss seine Arme um mich.

"Er wird es ihr auf einer Hochzeit, auf den sie gehen, sagen."

Ich nickte und musste dann auf einmal lachen.

"Ich stell mir grad Eylül vor. Ihr geschocktes Gesicht und, wie sie wegen der Aufregung nichts sagen kann."

Ich lachte erneut und Ömer lachte auch. Sie war eine Katastrophe, wenn sie aufgeregt war. Sie tat Sachen, die sie normalerweise nie tat. Obwohl Gökhan hatte sich sicherlich daran schon gewöhnt. Ich war mir sicher, dass sie sich vor ihm blamiert hatte und das nicht nur einmal.

Defne & ÖmerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt