Kapitel 44

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Defnes Sicht

"Ömer! Was willst du zum Essen?"

Ich hörte Ömer in die Küche rennen und drehte mich um. Er blieb am Türrahmen stehen und sah mich mit seinem Pedoblick an. Ich sah ihn lächelnd und fragend zugleich an.

"Was denkst du, was ich will?"

Er wackelte mit seiner Augenbraue und ich lachte.

"Sarma, nicht wahr?"

Er nickte und rieb seine Hände aneinander. Ömer war süchtig nach Sarma. Jede zweite Woche fragte er mich, ob ich es nicht machen könnte.

"Wie wäre es, wenn du mir helfen würdest?"

"Of Defne. Das ist voll schwer."

"Ich werde dir helfen, hadi!" (los)

Ich bereitete alles vor und legte es auf dem Esstisch.

"Schau jetzt."

Ich nahm einen Weinblatt in die Hand, legte es auf den Tisch, füllte es und rollte es zum Schluss ein.

"Siehst du? Ist doch nicht schwer."

Ömer versuchte es mir nachzumachen, aber zerstörte das Weinblatt.
Ich seufzte.

"Mach du es. Sonst schlägst du mich noch mit deinem Terlik." (Hausschuh)

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Ich lief aus der Küche ins Wohnzimmer und ließ mich mit einem Seufzer auf die Couch fallen. Ömer war am Zocken und bemerkte mich nicht mal.

"Ronaldo ist am Ball. Ronaldo! Ronaldo! Und Toooooorrr!!"

Ömer stand vom Boden auf und lief auf mich zu. Schnell umarmte er mich. Er hatte mich also doch bemerkt.

"Hast du das gesehen? Ich habe ihn zerstört!"

Ich lachte und nickte, obwohl ich es nicht gesehen hatte. Er schüttelte seinen Kopf, nahm meine Hand und zog mich auf dem Boden.

"Yalan söyleme. Görmedin sen." (Lüg nicht. Du hast es nicht gesehen.)

Er setzte sich im Schneidersitz hin und ließ mich auf seinem Schoß setzen. Mein Mann nahm den Controller vom Play Station 4 in die Hand und schaltete es auf Wiederholung. Ich verdrehte meine Augen.

"Schau jetzt. Ich habe ihn rasiert!"

Er zeigte es mir zig mal, ganz langsam.

"Guck! Ronaldo bester Mann!"

Ich nickte. Mich hatte Fußball noch nie interessiert. Das wusste er doch auch.

"Man Defne. Etwas Interesse zeigen bitte."

Ich klatschte in meine Hände und lächelte ihn an.

"Du hast ihn rasiert Ömer! Rasiert!"

Er lachte und küsste mich auf meiner Wange.

"Sarma!"

Ich stand auf und rannte in die Küche. Es kochte über, sodass ich schnell den Topf von dem Herd nahm und es abschaltete. Um zu schauen, ob es fertig war, aß ich einen Sarma und rief dann Ömer zum Essen, nachdem ich den Tisch gedeckt hatte.

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Ich ging ins Garten und setzte mich mit meinem Teddybär, den ich von meinem Vater zu meinem fünften Geburtstag bekommen hatte, auf die Wiese. Ich legte meinen Teddybär, der Keks hieß, auf meinem Schoß und umarmte es.
Sechs Monate waren vergangen. Sechs verdammte Monate und ich war immer noch nicht schwanger. Zwar waren Ömer und ich dazu fähig einen Kind zu zeugen, jedoch hatte ich Angst. Angst, dass mein Kind krank werden könnte. Dieselbe Krankheit, wie ich haben könnte. Die dummen Ärzte bekamen einfach nichts raus. Für was sind die Ärzte geworden, wenn sie nichts auf die Reihe bekamen?!

"Defnem?"

Ömer setzte sich hinter mich hin und umarmte mich von hinten.

"An was denkst du?"

Ich schloss meine Augen. Wie sehr sich Ömer doch einen Kind wünschte. Wir hatten oft darüber gesprochen. Er wollte es, jedoch zwang er mich nicht dazu. Warten wollte er. So hatte er es gesagt.

'Ich werde warten. Solange du es nicht willst, werde ich auch nicht darüber reden.'

Man sah von seinen Augen, dass er es sich so sehr wünschte.
Ich atmete tief durch. Kein Mensch war so egoistisch, ein Kind haben zu wollen ohne an die Konsequenzen nachzudenken.
Aber manchmal musste man es sein. Man sollte nicht an die anderen denken, sondern an sich selbst. Einfach das tun, was einem glücklich machte - jedoch war das bei diesem Thema nicht leicht.

"Defnem."

Er seufzte.

"Ich weiß, du denkst über meinem Kinderwunsch und über deine Angst nach. Ama ben sana ne dedim? Sen istemediğin sürece, ben bu konu hakkında konuşmayacağım." (Aber was habe ich dir gesagt? Solange du es nicht willst, werde ich über dieses Thema nicht reden.)

Ich drehte mich um und sah in seine Augen.
Die Augen meines Mannes strahlten Sehnsucht aus. Sehnsucht nach einem Kind. Ich wusste, dass er es gerne wollte. Dass er, wenn er zockte seinen Sohn neben ihm haben wollte. Mit ihm zocken wollte. Mit ihm raus gehen, zum Spielplatz wollte. Er lächelte immer traurig, wenn er einen Kind mit seinem Vater sah. Wie glücklich sie waren. Wie der Vater sich um seinen Kind kümmerte. Er dachte an seine Kindheit und an seinem Wunsch nach. 
Eigentlich war es ihm egal - ob ein Sohn oder eine Tochter. Doch ich wusste, dass etwas in ihm einen Sohn wollte. Wenn nicht das erste Kind, dann das zweite.

"Ömer."

Ich wollte meinen Mann glücklich machen. Glanz in seinen Augen sehen. Ich wollte seinen Wunsch wahr werden lassen.

"Ben hazırım." (Ich bin bereit.)

Defne & ÖmerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt