Da die Liebe lxttiws so nett gefragt hat gibt's jetzt gleich noch ein drittes Kapitel für heute. Hört euch das Lied an! Enjoy 🥰
____________________________Jedes mal, wenn Ian im letzten Jahr aus dem Gefängnis kam, splitterte sein Herz ein klein wenig mehr. Jedes Mal, wenn er im letzten Jahr aus dem Gefängnis kam, hatte Mickey neue Wunden. Die alten heilten, neue kamen dazu und Jedes Mal, wenn er aus dem Gefängnis kam, hatte er Angst, dass es das letzte mal war, dass er Mickey sah. Aber Ian hielt durch. Besuchte ihn jede Woche. Tauschte Schichten, damit er ihn besuchen konnte. Ließ sich seine Sorge nicht anmerken und versuchte Mickey Trost und Mut zu spenden, auch wenn sie sich kaum berühren konnten. Er versuchte, stark zu sein, doch Jedes mal, wenn er aus dem Gefängnis kam spürte er, wie sich in seiner Brust das eklige Gefühl der Depression breit machte. Er ließ seine Medikamente umstellen und es wurde wieder besser. Trotzdem machte er sich große Sorgen um Mickey.
Aber Mickey hielt durch. Er hielt alles aus, was sie ihm antaten. Für Ian. Und für ihre Zukunft. Er war stark. Aber er war auch gebrochen. Der Knast hatte ihn gebrochen und er hoffte, Ian könnte ihn wieder reparieren. Jeder Besuch tat ihm gut. Es ließ ihn durchhalten bis zur nächsten Woche. Es half ihm, an etwas anderes zu denken, wenn ihn die anderen Insassen in seiner Zelle verprügelten und Schwuchtel oder schlimmeres nannten oder ihn in der Dusche zu dritt oder zu viert vergewaltigten. Es half ihm. Ian half ihm und jedes Mal, wenn ein anderer in ihn stieß, jedes mal, wenn er zu einem blowjob gezwungen wurde und die Tränen unterdrückte dachte er an Ian. Bei jedem Tritt den sie ihm danach verpassten, als wäre er nichts wert, dachte er an seinen Ehemann. Er hätte sich wehren können, aber er dachte an Ian. Er tat es nicht, um nicht noch länger sitzen zu müssen und früher wieder bei der Liebe seines Lebens sein zu können. Bei seinem Ehemann. Nur nachts hatte Mickey ruhe. Sein Zellengenosse hatte kein Interesse an ihm und ließ ihn die meiste Zeit in Ruhe. So konnte er an Ian denken. Vergessen, wie viele Männer heute in ihm waren und sich in den Schlaf weinen, während die gebrochenen Rippen schmerzten.
Das klopfen an der Metalltür weckte ihn und die laute Stimme schmerzte in seinen Ohren. „Post vom Weihnachtsmann“ Sagte der Wärter. Mickey stand auf und nahm den Brief entgegen. Sein Herz hüpfte und er grinste als er las, dass er in 2 Tagen entlassen wird. Er drehte sich zu seinem Zellengenossen, entschied sich dann aber es für sich zu behalten. Jetzt konnte ihm keiner mehr was anhaben. Er grinste und zog sich an.
Als Ian von der Frühschicht nach Hause kam, stieg er in die Dusche. Das Haus war leer. Lip war mit Tammy und seinem Sohn Fred in ein Haus in der Nachbarschaft gezogen. Fiona war wieder mit Jimmy-Steve zusammen und auf Weltreise. Debby war mit Franny zusammen bei irgend einen Suggar Daddy eingezogen und Carl war vermutlich in einem Streifenwagen und rettete die Southside. Liam war in dieser schicken Privatschule und würde erst später zu Hause sein. Und Frank? Naja. Frank eben. Er lag besoffen unter einer Brücke oder schnorrte sich bei einer reichen Lady durch. Ian ließ das heiße Wasser seinen Körper herunter laufen. Es war ein harter Tag und er wollte nur ein kühles Bier und seine Füße hochlegen.
Die Hitze des Sommers machte ihm zu schaffen und er beschloss sich eine Pizza zu bestellen als er in der Küche war. Er setzte sich mit dem Bier aufs Sofa und schaltete den TV ein. Er entschied sich für eine Doku, als es an der Tür klopfte. Er öffnete und nahm die heiße Pizza entgegen. Gerade als er die Tür schließen wollte, sah er auf dem Gehweg einen Schatten. Er konnte seinen Augen kaum trauen. „Junkfood hm? Darf ich mit essen?“ Sagte die Gestalt trocken. Ian kannte die Stimme. Er kannte sie nur zu gut. „Mick“ brachte er nur heraus, als er auf seine Knie brach. Erleichtert. Als hätte er damit gerechnet, ihn nie wieder zu sehen. „Ian“ Sagte Mickey, und all die coolness die in den Worten zuvor lag, verschwand. Er nahm mehrere Stufen auf einmal als er sich zu Ian auf den Boden kniete und ihn ansah. Ian schlang seine Arme um seinen Nacken und küsste ihn. Vorsichtig. Um ihn nicht zu verletzen. Er ließ von ihm ab und sie sahen sich einen kurzen Moment nur in die Augen. Ians Hände in Mickeys Nacken und Mickeys Hände an Ians Seite. Sie lächelten sich an „Willkommen zu Hause Babe“ Sagte Ian und sie gingen rein und aßen vor dem TV. Als sie fertig waren sah Mickey zu Ian. „Kann ich bei euch duschen? Und… kann ich mir was von dir leihen? Zum anziehen mein ich.“ „klar, kein Thema“. Sie gingen nach oben. Ian reichte Mickey ein Handtuch und dieser ging ins Bad. Er suchte einige Klamotten für Mickey heraus und setzte sich aufs Bett. Er war mittlerweile vom Jungenzimmer in Fionas Zimmer gezogen und hatte dort deutlich mehr Platz. Sein Doppelbett war allerdings ziemlich leer. Er konnte nicht anders als dauernd zu grinsen. Er war froh, dass Mickey wieder bei ihm war. Er… war angekommen. Zu Hause. Mickey war sein zu Hause. Er grinste.
Die Tür vom Badezimmer ging auf und wieder zu. Schritte auf dem Flur. Seine Tür öffnete sich. Da stand Mickey. Sein Mickey. Doch Ians grinsen fror ein als er den älteren sah. Dieser versuchte sich zu beeilen und ein Tshirt anzuziehen. Ian stand vom Bett auf und trat näher an seinen Mann. „Mick“ stieß er voller Sorge aus und nahm ihm das Tshirt aus der Hand. Seine Brust war übersäht von Narben. An den Rippen und dem Bauch frische und schon heilende blaue Flecken. Ian küsste seine Schulter an einer Stelle die noch heil war. Seine Oberarme waren ebenfalls übersäht von Blauen Flecken. Genau so groß, dass eine Männerhand die Flecke verursacht hatte. Ian hatte in der Arbeit öfter mit häuslicher Gewalt zu tun und wusste, wie die typischen Zeichen aussahen. Mickeys Rücken zierten tiefe Narben, die von entzündeten Knast Messern kamen. Wenn er nicht am Blutverlust gestorben wäre, dann sicher an einer Sepsis. Ian drehte eine Runde um Mickey, betrachtete seine Wunden. Hielt Tränen zurück. Sah Mickey nicht in die Augen. An seiner rechten Brust konnte er viele dunkelblaue, kreisrunde Male erkennen. Sie zeigten anderen Insassen, dass Mickey jemandes Bitch war. Ian strich vorsichtig darüber. Mickey sah ihn nicht an. Auf dem Rücken erkannte Ian eine Narbe, die wie ein Buchstabe aussah. Ein D. Oberhalb seiner rechten Arschbacke. Ian strich auch über diese. „Deryl“. Flüsterte er und schloss die Augen. Mickey konnte die Tränen nicht länger zurückhalten und sie liefen leise seine Wangen hinab. „Wie oft?“ Fragte Ian leise und nahm Mickey vorsichtig in den Arm. „Hab nicht mitgezählt“ schluchzte Mickey und sie setzten sich aufs Bett. „Scheiße, was bin ich eine Pussy geworden?“ sagte er unter Tränen und vergrub seinen Kopf in den Händen. Ian strich sanft über seinen Rücken und ließ ihn weinen. Wer weiß, wie lange er diese Tränen schon unterdrückte. „Manchmal… manchmal waren es drei oder vier. Manchmal nur Deryl. Ich… Ich fühl mich so… wertlos. Ian… ich… ich weiß nicht, ob… ob ich je wieder so sein kann wie ich war… Ich…“ dann brach seine Stimme und er schluchzte laut in Ians Armen. Er hatte einen Nervenzusammenbruch. Ian zog ihm ein Tshirt an und eine Boxershort, bemerkte, dass seine Narben an den Beinen weiter gingen. Dann legten sie sich auf ihr Bett. Ian deckte die beiden zu und hielt Mickey im Arm. Er weinte und schniefte und Ian versuchte ihn zu beruhigen. Nach einer halben Ewigkeit war Mickey eingeschlafen und Ian schlüpfte aus dem Bett. Er trat in den Flur und atmete tief durch. Er ging in die Küche und schickte Lip eine Nachricht.
Ian: Kannst du kommen? Brauch jemanden zum reden.
Lip: Sicher. Bis gleich.
