In der ersten Woche ihres „Urlaubs“ wie Ian es nannte, bekam man sie fast überhaupt nicht aus dem Hotel. Sie genossen ihre Zweisamkeit mit Sex. Viel Sex. Sehr viel Sex. Und damit, kuschelnd miteinander einzuschlafen und aufzuwachen und vielen küssen. Und natürlich mit Sex. Sie konnten kaum die Finger voneinander lassen. In der zweiten Woche war ihr Feuer zwar weniger erloschen, aber sie verließen das Hotel. Sie waren an ihrem kleinen Strand und hatten im Wasser Sex, waren auf Dates und hatten Sex auf den Restauranttoiletten oder wichsten sich gegenseitig im Kino oder hinter Clubs. Als die dritte Woche anfing, begannen beide zu Grübeln.
Ian dachte darüber nach, wie schön ihr Leben hier sein konnte und wie sehr er Mickey liebte, aber wie sehr er seine Geschwister vermisste und sie gerne wiedersehen würde. Er wollte dort sein wo Mickey war, und er hasste sich für dieses egoistische Denken, aber er war in diesem Land nicht zu Hause. Er wollte nach Chicago.
Mickey dachte darüber nach, wie schön ihr Leben hier sein konnte und wie sehr er Ian liebte, aber auch wie sehr er ihn in Gefahr brachte, nur weil Ian bei ihm war. Er war illegal in Mexico und wenn sie ihn erwischen würden, dann würden sie ihn nach Amerika ausweisen und wieder hinter Gitter stecken. Ian wäre ein Mit-täter und könnte ebenfalls verurteilt werden. Auch und selbst wenn er hier ein Visum bekommen würde. Und wenn nicht, dann war er ebenfalls illegal hier. Mickey wollte wirklich, dass Ian bei ihm blieb, genauso wollte er Ian aber auch nicht in Gefahr bringen. Er hasste sich für die egoistische Idee, Ian könnte hier glücklich werden.
So kam es, dass sie mitten in ihrer letzten Woche, die sie gemeinsam hatten, beide auf dem Bett saßen und nicht wussten, wie sie beginnen sollten, dem anderen zu sagen, dass sie sich erneut trennen müssen.
Ian saß neben seinem Freund auf der Bettkante und kaute auf seiner Lippe herum. „Mick?“ Fragte er vorsichtig und sah auf seine Hände.
„Hm?“
„Können wir reden?“
„sicher, Freckles“
„Es geht um… es geht um uns.“
„Mhm“ machte der Schwarzhaarige und lehnte seinen Kopf an Ians Schulter. Er wusste was kommen würde. Sie spürten es beide.
„Ich werde wieder nach Hause fahren“
Mickey schwieg. Er wusste es, bevor Ian es ausgesprochen hatte, dennoch tat es weh, die Worte zu hören. Mickey starrte ins Leere, während Ian seine Hand auf seine legte. Mickeys Kopf lag immer noch auf seiner Schulter und Tränen füllten seine Augen.
„Ich weiß“ Sagte er schließlich. „Ich weiß. Und ich verstehe es. Es ist besser so.“ Mickeys Stimme brach mitten im Satz und er konnte hören wie Ian leise schniefte.
„Mickey… du weißt, dass ich bleiben möchte aber…“
„Ich weiß“ unterbrach ihn Mickey. Er lehnte sich leicht zurück und legte eine Hand an Ians Wange. Beiden liefen die Tränen übers Gesicht. Sie sahen sich einen Moment nur an. Dann lächelte Mickey traurig. „Keine Tränen, my Love. Lass uns die letzten Tage genießen.“ Dann küsste er ihr. In diesem Kuss lag so viel Trauer und Schmerz.Sie hatten es wirklich versucht. Sie hatten beide jeden Tag daran gedacht, zusammen zu bleiben. Aber es würde nicht klappen. Mickey musste 7 Jahre hier bleiben und Ian würde es nicht schaffen. Er wusste es war egoistisch, aber er würde nicht 7 Jahre mit ihm auf der Flucht leben können. Und Mickey wusste das. Er würde es nie von Ian verlangen und so gab es nur eine Möglichkeit. Sie hatten nur eine Möglichkeit. Es würde sie beide nicht glücklich machen. Es würde sie beide zerstören. Es würde beiden das Herz brechen. Aber, sie wussten auch, dass sie eine Chance hatten irgendwann glücklich zu sein. Da war diese Chance, dass sie beide in 7 Jahren wieder glücklich sein konnten.
So vergingen ihre letzten 3 Tage. Sie waren beide traurig aber auch zuversichtlich. Als ihr letzter Tag Anbrach, hatte Ian die Idee, sich ein Tattoo stechen zu lassen. Mickey und er waren in einem Tattooshop und suchten nach einem passenden Motiv. Sie entschieden sich schnell für eins. Mickey stimmte zu, sich ebenfalls tattoowiren zu lassen, und so wurde aus dem ganzen ein kitschiges, schwules Paar tattoo. Ein Schloss auf Ians Herz und ein kleiner Schlüssel unter Mickeys selbst gestochenem Tattoo, ebenfalls auf seinem Herz. Es war kitschig. Und vor allem Mickey tat so, als würde es ihm etwas ausmachen. Aber insgeheim fand er es so passend, denn nur er hatte nun den Schlüssel zu Ians Herz und das brachte ihn zum lächeln.
In ihrer letzten Nacht vögelten die beiden so wild und hemmungslos. Von Arschlecken und Blowjobs bis hin zu den verschiedensten Stellungen probierten sie alles aus. Es wäre ihre letzte Nacht und sie wollten sich voneinander verabschieden. Sie nahmen sogar einige Szenen mit dem Handy auf, damit sie in den nächsten 7 Jahren Erinnerungen an diese Nacht hätten. Sie beide hatten viele tolle Orgasmen und würden noch einige Tage Wunden und Spuren davontragen.
Am nächsten Morgen stand Ian vor Mickey auf und begann seine Sachen zu packen. Als er fertig war, legte er sich zu Mickey ins Bett und streichelte seine Wange, bis er aufwachte. Sie kuschelte noch eine Weile, bevor sie aufstanden und sich fertig machten. Auch mickey würde heute weiterziehen und das Hotel verlassen. Sie setzten sich. Vor ihnen die gepackten Taschen.
Nach einer Weile, in der sie nebeneinander auf der Bettkante saßen, die Hände, den jeweils anderen festhaltend, Mickeys Kopf auf Ians Schulter. Ians Kopf, auf Mickeys. Sie schwiegen stumme Verabschiedungen Tauschtend.
„Okay. Es wird langsam Zeit.“ Sagte Ian leise. Er wollte schon vor Stunden los. Er wollte aber Mickey nicht loslassen.
„Versprich mir nur eins.“ Flehte Mickey, als sie den Kofferraum von Ians Auto schossen „Warte auf mich. Ja? Kannst du das tun für mich?“ Er lächelte traurig.
„Natürlich. Ich habe es dir schon mal versprochen, erinnerst du dich?“
Mickey sah ihn an. „Da hast du gelogen“ Sagte er und sah ihm in die Augen.
„Jetzt meine ich es ernst. Ich werde auf dich warten. Wenn du mir auch was versprichst“
„Alles“ Sagte Mickey sanft.
„Komm zu mir zurück“. Jetzt lächelte Ian traurig und gab sich Mühe, seine Tränen zurück zu halten.
„Ja, Ian. Ich komme zu dir zurück. Wie könnte ich nicht? Du bist die Liebe meines Lebens. Natürlich. Natürlich komme ich.“ Er küsste Ian auf die Stirn, als stilles Versprechen.
"My Love" flüsterte Mickey und konnte seine Tränen nicht mehr zurück halten.
Sie sahen sich nochmal tief in die Augen, küssten sich innig und dann drehte sich Ian um, stieg ein und fuhr davon.
