Es verging kein Mittwoch in den letzten 5 Monaten, an dem Ian und Mickey nicht telefonierten. Immer um 9 Uhr Abends saß Ian in seiner Wohnung in der Southside und wartete auf den Anruf. Mal kam er von einer Telefonzelle, mal von einem Wegwerfhandy, mal von einem Festnetz-Anschluss einer Wohnung in der Mickey schlief. Punkt 9 Uhr klingelte Ians Handy.
„Hey Freckles. Hast du mich vermisst?“
„Ich vermisse dich jede Sekunde“
„Ja. Ich dich auch. Erzähl, wie läufts in der Arbeit?“
„Ach, den ganzen Tag Leben retten. Du weißt ja….“ Er legte einen theatralisch Ton an und Mickey lachte.
„Erzähl mir was du anhast“ Mickey grinste und schob eine Hand in seine Joggers.
„Hmmm. Nicht viel… wünschte, du wärst hier und könntest sehen, wie Hart ich nur durch deine Stimme werde“ auch Ian begann seine Erektion zu berühren und stöhnte. Mickey atmete schwer in das Telefon und stöhnte leise. Sie sprachen nicht viel, sondern wurden durch das Stöhnen des jeweils anderen zum Orgasmus gebracht. Als sie beide fertig waren, lachten sie.
„Jede Woche das selbe Mick“ grinste Ian
„Tja Freckles. Du könntest mich besuchen kommen…“ Sagte Mickey und wurde etwas traurig, denn er kannte die Antwort.
„Du weißt, dass ich bis Weihnachten keinen Urlaub bekomme.“
„Ja, schon klar“
„Hey, wo bist du gerade?“ Fragte er um das Thema zu wechseln.
„Bin im Süden, bei der Frau von der ich dir erzählt hab“
„Die, die so gut kochen kann?“
„Ja genau. Wahnsinn. Hier könnte ich ewig bleiben. Ihr Sohn ist etwa so alt wie Yevgeni“ Mickey schmerzte die Erinnerung. „Wie geht es ihnen?“
„Gut, gut. Yevy wächst und…“ Ian brach ab. Er wollte Mickey nicht noch mehr verletzten.
„Was und?“
„Er wird bald 5 und fragt nach seinem Dad“ Ian sprach leise.
„Scheiße, wenn ich komme ist er gerade in der Pubertät, oder?“
„Sieht ganz so aus. Ich kümmer mich gut um ihn und Svet“
„Danke.“ Sagte Mickey aufrichtig. „Hey, ich muss Schluss machen. Wird ziemlich teuer sonst. Bis nächste Woche Freckles“
„Bis nächste Woche Babe. Liebe dich“
„Ich dich auch“
Wie immer ging es Ian nach dem Telefonat besser. Das würde anhalten bis… Samstag… oder Sonntag… bestenfalls. Dann würde er wieder 2 oder 3 Tage mit hängenden Schultern zur Arbeit gehen und sich mit Mickeys Foto in den Händen in den Schlaf weinen.
Einige Monate später , es war an einem Mittwoch, saß Ian wie immer da und wartete auf Mickeys Anruf. 9Uhr. Er wartete. 9:05 . Mickey hatte noch nie zu spät angerufen. Ian wartete fast eine Stunde. Er beschloss nicht länger zu warten. "Fick dich" fluchte er laut.
Als er im Bett lag, drehten sich seine Gedanken. War ihm etwas passiert? Hatte er kein Telefon gefunden? Hatte er mich vergessen? Ians Herz tat weh. Seine Brust zog sich zusammen und er schlief mit Mickeys Foto in seinen Händen ein.
Er meldete sich nicht. Die ganze Woche nicht. Es war wieder Mittwoch. Kurz vor 9 Uhr. Würde er anrufen? Und viel wichtiger, würde Ian hingehen? Aber als schließlich das Telefon klingelte, hüpfte Ians Herz und er antwortete nach dem ersten Ton des Handys.
„Hast du mich vermisst Freckles?“ Mickey nutzte diese Begrüßung jedes Mal und jedes Mal versetzte es Ian an den Tag zurück, als Mickey ihn nach seinem Gefängnisausbruch anrief.
„Ja, 2 Wochen. Hab auf dich gewartet Milkovich“ Sagte er und versuchte kühl zu wirken, konnte sich aber ein Lächeln nicht verkneifen.
„Sorry. War knapp mit den Cops. Konnte gerade so meinen Arsch retten.“ Er schmunzelte
"Hab mir Sorgen gemacht“
„Ich weiß Babe. Sorry“ Sagte Mickey sanft. „Wie läufts in der Arbeit?“
„So weit so gut. Hab einen neuen Kollegen. Er und seine Frau haben mich zum Grillen eingeladen am Wochenende.“ Ian verschwieg, dass mehrere Kollegen kommen würden. Es war nicht nötig, dass Mickey eifersüchtig wurde.
„Und wo treibst du dich rum? Noch bei deiner Freundin?“ Ian lachte.
„Nein, wurde zu heiß da. Bin im Westen Mexicos. Nächste Woche geht’s nach Mexico City“
„Schickst du eine Postkarte?“
Fragte Ian und sah auf die Pinnwand neben seinem Bett. Er hatte dort alle Postkarten, Briefe und Bilder aufgehängt, die Mickey im über das letzte Jahr hinweg geschickt hatte.
„Klar schick ich dir eine.“ Sagte er und Ian konnte ihn lächeln hören.
„Ein Jahr haben wir schon Mick“ dachte Ian laut vor sich hin, während er die Postkarten betrachtete. Am anderen Ende war Stille. Mickey schwieg.
„Wie geht’s dir Ian? Also ich meine… mit uns… und der Trennung. Sei bitte ehrlich“ Mickey wurde ernst. Und Ian wusste, dass Mickey ihn nur bei seinem Namen nannte, wenn es ernst war.
„Ehrlich? Nicht so schlecht, wie vor unserem Urlaub. Aber auch nicht gut. Ich weiß nicht Mick. Du fehlst mir.“
Mickey schwieg einen Moment
„Und was ist mit dir?“ fragte Ian und wischte sich eine Träne weg, bevor sie seine Wange herunter lief.
„Ja. Mir… mir geht’s genauso. Ich… ich hab ein schlechtes Gewissen.“
„Wieso das?“
„Ich hab dich gebeten zu warten. 7 Jahre sind verdammt lang. Vielleicht…“ er schluckte hörbar am Telefon „vielleicht solltest du… versuchen… jemanden zu finden…“ seine Stimme brach im letzten Satz.
Hysterisch antwortete Ian „Was? Nein! Mickey Nein! Ich will niemand anderen! Ich will dich Mickey und ich werde…“
„Schon gut Freckles. Beruhige dich wieder. War nur eine Idee“ sie waren beide kurz still. Dachten darüber nach, was der andere gerade gesagt hatte. „Ian, du hast meine verdammte Erlaubnis… Jemand anderen… du weißt schon“ Ian schwieg nach diesen Worten und seufzte ins Telefon. „Ehrlich Ian. Das ist mein ernst. Nur… bitte, erzähl es mir nicht, ja? Und… bitte, sag mir vorher Bescheid, wenn du vor hast… nicht mehr mit mir zu telefonieren. Lass mich nicht einfach im Regen stehen ja?“
„Ja, Mick. Ja.“ Mehr brachte Ian nicht heraus.
„Bis nächste Woche Freckles. Ich liebe dich“
„Ich liebe dich auch“
Es war hart. Für beide. Aber für Ian war es schlimmer. Er legte sich in sein Bett. Er nahm sein Handy und schrieb an Lip: -Code Pink-. Dann schlief er ein.
