Lieber Ian.
Ich weiß, du konntest nicht mit mir kommen. Was hätten wir für eine Zukunft gehabt? Jahrelang auf der Flucht? War trotzdem ein richtig beschissener Move von dir.
Ich lass mir die Sonne auf den Arsch scheinen und denk an dich.
-M
~~~~~~~~~
Gallagher,
Du fehlst mir. Hätte dich gerne neben mir. Und auf mir…
-M
~~~~~~~~~
Freckles,
Es ist so heiß hier. Wünschte, du wärst hier. Cocktails schlürfen und nie wieder Arsch abfrieren.
-M
~~~~~~~~
Ginger,
Bin gerade im Süden unterwegs. Miss ya
-M
~~~~~~~~~
Ian,
Wirst du mich irgendwann besuchen? Wohne bei einem Bekannten in South Mexico. Du fehlst mir.
-M
~~~~~~~~~
Ian,
Verfickte scheiße. Ich kann nicht ohne dich. Ich will nicht ohne dich. Ich bin verrückt nach dir. Und besoffen. Und High. Hilft nicht, dich zu vergessen.
-M
~~~~~~~
Ian,
Werden wir uns je wieder sehen? Scheiße, das hoff ich man.
-M
~~~~~~~~
Freckles,
Ich riskiere viel.
26,4971000 °N, -99,5237071°E
Hoffe, du kommst
-M
Den letzten, der er geschrieben hat, war erst ein paar Tage her. Er schrieb ungefähr einmal im Monat. Und jedes Mal, wenn ein neuer Brief kam, warf es ihn wieder aus der Bahn. Jedes mal, wenn ein Brief aus Mexico kam, hüpfte sein Herz, die Schmetterlinge im Bauch flogen wie wild und seine Gedanken drehten sich.
Ian wusste nicht, wo genau er war oder was genau er tat, aber er wusste, dass es nie eine Zukunft gegeben hätte, wenn er mit ihm gegangen wäre. Er wusste auch, dass diese Briefe ihn alle Überwindung gekostet haben, die er aufbringen konnte. Mickey war nie gut darin, Dinge in Worte zu packen oder geschweige denn, aufzuschreiben. Deswegen bewahrte Ian jeden einzelnen Brief sehr sorgfältig auf. Mickey schrieb nie einen Absender oder eine Adresse auf die Briefe. Deswegen konnte Ian ihm auch nicht sagen, dass er genauso fühlte. Dass sein Herz genauso gebrochen war wie seins. Dass er hoffte, ihn irgendwann wieder zu sehen. Und dass er bis dahin niemand anderen in sein Herz lassen konnte. Es hatte nie mit jemand anderem geklappt. Nicht mit Caleb, nicht mit Trevor und auch nicht mit Tom, den er letzte Woche abgeschossen hatte. Es klappte nicht. Sie waren alle nicht Mickey. Und das jagte Ian eine scheiß Angst ein. Was, wenn er Mickey nie wieder sehen würde? Wenn er für immer alleine wäre, da keiner an ihn hinkommen würde. Ian hatte Angst, dass Mickey zu viel kaputt gemacht hatte. Dass sie beide zu viel kaputt gemacht hatten , sodass keiner von beiden je wieder glücklich sein konnte.
Was hatten die beiden schon großartig gehabt? Ein Paar glückliche Monate? Ein Paar Wochen, bevor das erste Desaster passierte. Als Terry sie erwischt hatte und Ian zur Arme ging. Ein paar Wochen, bevor Ian bipolar wurde. Danach war alles irgendwie… Beschissen. Sammy hatte ihn an die MP verraten. Daraufhin ist Mickey ausgeflippt und in den Knast gekommen. Als er vor ein paar Monaten ausgebrochen war, hatten sie ein paar schöne Tage auf der Flucht. Und trotz allem. Ian liebte Mickey immer noch. Seit dem Tag als sie zum ersten Mal Sex hatten. Durch die ganze scheiße mit seinen Manischen und depressiven Phasen, oder genau deshalb. Weil er immer zu ihm stand. Weil er ihn nie verlassen hatte. Weil Mickey immer an Ians Seite stand. Mickey hatte sich geoutet für ihn, Mickey hatte ihn im Fairytale gesucht und ihn von den Drogen runter geholt. Mickey hatte seine depressive Phase mitgemacht und dafür gesorgt, dass er nicht verhungerte „ein kleines Stück. Bitte ian“ hatte er gesagt, als er ihm ein Sandwich in kleine Stücke schnitt. Er hatte gegessen. Ihm zuliebe. Mickey hatte seine magischen Phasen durchgemacht. Mickey hatte ihn nicht verlassen als er Yevgeni entführt hatte. Mickey war da. Immer. Und Ian hatte ihn an der Grenze stehen lassen. Er hatte nicht an seiner Seite gestanden. Er war nicht da. Er hatte ihn verlassen. Er hatte Mickey, die Liebe seines Lebens kurz vorm Ziel verlassen und wusste nicht ob er ihn jemals wieder sehen würde. Ob er jemals wieder sein Lächeln sehen, oder seinen Duft riechen würde. Und er selbst war daran Schuld.
Ihm zog sich der Magen zusammen als ihn das schlechte Gewissen einholte. Mit dem Brief in der Hand und Tränen in den Augen schlief Ian ein.