Kapitel 13

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Ein paar Minuten später war Kai ein wenig angespannt. Bajarka und Weston hatten tatsächlich zugesagt, dass sie zusammen etwas unternehmen konnten. Womit er allerdings nicht gerechnet hatte, war, dass Weston und Blade darauf bestanden, mit dem Auto zu fahren. Und Weston fahren wollte. Und Blade neben ihm saß.
Kai saß nun steif und angespannt neben Bajarka, der den Eindruck machte, diese Situation nicht sonderlich gut zu finden. Er sah eigentlich aus wie immer: Genervt, in sich gekehrt, kalt und scheinbar unnahbar. In so einem quietschgelben, mit Anime Charakteren beschmücktem Auto von Blade und Weston sah er aus, wie eine Fledermaus, die durch einen Regenbogen flog. Die gute Stimmung, die durch die beiden auf den Vordersitzen im Auto herrschte, drang durch ihn nicht nach hinten. Als würde seine Aura eine Barriere erschaffen, die keine Freude an sich ließ. Während also vorne die Intromusik von Demon Slayer lief, Weston und Blade dazu sangen und tanzende Bewegungen dazu machten, saß Bajarka in einer schwarzen Lederjacke mit zerrissenen, schwarzen Jeans und eisernen Ketten an der Gürtellinie, sowie eisernen Ringen an den Fingern auf dem Rücksitz, als hätte er mit den beiden nichts zutun. Die verschränkten Arme sorgten nochmals für eine gegenlehnende Haltung. Er sah tatsächlich aus, als würde er nicht dazugehören. Gut, er verhielt sich auch nicht so, als würde er dies tun. Eher wie ein Außenseiter, der lieber seine eigene Musik spielen würde. Was diese war, konnte sich Kai nur ausmalen: Metal, Hard Rock, irgendetwas, das sein ganzes Äußeres beschrieben konnte. Vielleicht sogar Emorock? Obwohl Bajarka nicht wirklich dem Ebenbild eines Emos entsprach. Er war eher ein E-boy. Oder eher E-Man. Kai hatte noch nie jemanden getroffen, der diesem Ebenbild von "Mann" mehr entsprach, als Bajarka und vielleicht sein Vater und Ace. Aber vor allem er war so männlich, wie es sich jeder andere Kerl wünschte. Ob mit Absicht oder nicht spielte da keine große Rolle. Er war es einfach und sah auch so aus, mit seinen dicken, dunklen Haaren, herausragenden, deutlichen Wangenknochen und einer stattlichen Größe. Er war genau das, was sich Kai unter dem Schema "Alpha" als kleiner Junge ausgedacht hatte. Und langsam fragte er sich, ob Bajarka schon als kleiner Junge so ausgesehen hatte. Oder bereits so unnahbar war, wie jetzt.
"Na kommt schon ihr Waschlappen! Macht mit!" Lachten Blade und Weston in den Vordersitzen und sangen zu den peinlichsten Liedern, die es gab. Und normalerweise hätte Kai sofort mitgemacht, doch er hatte Angst, sich neben Bajarka auch nur ein Mal falsch zu bewegen. Das war ziemlich untypisch für ihn. Normalerweise kümmerte er sich kaum bis gar nicht darum, was andere von ihm dachten. Aber bei Bajarka war es etwas ganz anderes. Und dabei ging es ihm nicht einmal um den strengen Blick des Anderen oder dessen extreme Anspannung, die wahrscheinlich ebenfalls Grund für seine schlaflosen Nächte war. Bajarka war ihm einfach ständig im Kopf, seit er neben ihm saß. Egal was er tat, es gab in seinem Hinterkopf ständig die Stimme von ihm, die seine Handlungen kommentierte.
'Was sitzt du da als hättest du dir in die Hose geschissen?' Kam zum Beispiel einmal in seinem Kopf von Bajarka, welcher dazu führte, dass er sich lockerer hinsetzte und den Arm an das Kinn lehnte, damit die Stimme keinen Grund mehr hatte, dies zu sagen.
'Du siehst aus, wie der letzte Wichser.' Kam es daraufhin, also nahm Kai seine Hand vom Kinn weg und ließ sie vor sich hängen.
'Das hilft gar nichts.' Kai nahm den Arm auf den Schoß und lehnte sich mit leichter Anspannung im Bauch in die Lehne.
'Musst du pinkeln?' Kai rutschte ein wenig mit dem Unterkörper nach unten.
'Nein, du HAST gepinkelt.' Er rutschte mit dem Unterkörper wieder zurück und setzte sich gerader in die Lehne.
'Hast du nen Stock im Arsch?'
"Hey!" Plötzlich kam Bajarkas Stimme von Außen und redete auf das rechte Ohr des Alphas ein, was ihn leicht erschreckte und aufzucken ließ.
"J- Ja?" Fragte er mit dem direkten Blick in Bajarkas Augen, die ihn wie zwei Blitze durchbohrten und ein wenig fragend in seine Pupillen starrten.
"Hast du Flöhe oder warum bewegst du dich so viel? Entscheid' dich für eine Position." Er war sichtlich angenervt und ließ Kai die Lippen leicht einziehen.
"Entschuldige." Gab er nun schon die vielleicht sechste oder siebte Entschuldigung von sich, die er Bajarka je gegeben hatte. Das wurde wirklich langsam zur Gewohnheit, doch so wusste er wenigstens, dass es Bajarka nicht interessierte, wie er saß. Hauptsache er saß und konnte ihn damit nicht nerven. So viel wusste er jetzt. Aber wahrscheinlich hätte Kai genauso reagiert. Vielleicht nicht allzu direkt, er hätte wahrscheinlich eher gefragt, ob alles in Ordnung ist oder was er da tat, aber es war aus seiner Sicht verständlich, wieso Bajarka so reagierte. Nicht nachvollziehbar in seinen Augen, aber verständlich. Bajarka war eben kein Typ dafür, sich lange auf die Nerven gehen zu lassen. Bevor dies passieren konnte, machte er lieber auf seine überstrapazierten Nerven aufmerksam.
"Ach komm, Baj! Jetz sei doch nicht so. Unser lieber Kai ist eben einfach sehr speziell." Lachte Weston von seinem Fahrersitz in den Rückspiegel und somit in Bajarkas Richtung, während Kai nun so tat, als wäre er von dieser Aussage getroffen.
"Ich bin nicht speziell, du Arsch! Du hast einfach ne komische Art, andere Menschen zu sehen." Knurrte er nach vorne und gab Weston einen kleinen Klaps auf den Hinterkopf.
"Und jetzt schau gefälligst auf die Straße!"
"Na sag' ichs doch. Sehr speziell und ein Angsthase." Grinste Weston jetzt noch breiter und ließ Kai den Kopf schütteln.
"Malakai hat recht." Sagte Bajarka nun überraschenderweise und blitzte Weston mit zornigen Augen an. Diese Aussage ließ jedoch nicht nur Weston aufmerksam werden, sondern auch Kai selbst verblüffen. Hatte dieser Wolfshund von einem Kerl gerade seinen ganzen Vornamen genannt und ihm auch noch recht gegeben?? Die Überraschung fuhr Kai in die Muskeln, die er nun benutzte, um seinen Kopf in die Richtung des Alphas zu lenken. Doch auch an Weston ging diese Aussage nicht vorbei. Zum ersten Mal, seit Malakai ihn kannte, wurde er durch einen strengen Blick und eine Aussage ruhig und entschuldigte sich sogar noch für sein Verhalten! Was für übernatürliche Kräfte waren hier nur am Werk?? Sogar Blade hörte auf zu lächeln und wurde von der dunklen Aura ihres Bruders umhüllt. Nicht nur dass Weston jetzt allerdings wirklich auf die Aussage hörte und auf die Straße achtete, er wurde sogar langsamer und fuhr so vernünftig, wie noch nie. Langsam fragte sich Kai, was das zu heißen hatte. Davor hatte keiner der beiden auch nur daran gedacht, auf Bajarka zu hören, doch hier im Auto war es ganz anders. Als wäre er ein Fahrprüfer.

He fucks my brain- Alpha x Alpha bl story by Rockostic Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt