Kapitel 19

530 21 5
                                    

"WO ZUR HÖLLE WARST DU SO LANGE?!" Rief Tucker, als sein Sohn endlich zurück kam und gerade in der Tür stand, um sich die Schutzkleidung auszuziehen. Malakai hatte nicht lange gebraucht, um die Beine in die Hand zu nehmen und sich als Ziel in den Kopf zu setzen, dass er seinem Vater so schnell wie möglich die Wahrheit sagte. Die hatte er ganz offensichtlich bitter nötig!
Angenervt von der Impulsivität, die der Alpha nach nicht einmal  Minuten seiner Ankunft schon spürte, sah er seinen Vater nur aus dem Augenwinkel an und drehte sich leicht von ihm weg.
"Bei den Titans. Offensichtlich. Ich habe die Wahrheit erfahren." Sagte er direkt, doch sofort fiel ihm sein sehr aufgebrachter Vater ins Wort:
"ICH WAR KRANK VOR SORGE UM DICH, MENSCH!!! DEINE MUTTER UND ICH HÄTTEN FAST DIE BULLEN GERUFEN!!!!"
Nun stoppte seine Aktion, die Bikerklamotten von sich zu kriegen abrupt und der Helm wurde ziemlich grob einfach auf den Haken gedrückt ohne dass noch einmal sichergestellt wurde, dass er auch wirklich hing. Doch als Malakai ihn losließ, um sich seinem Vater zuzuwenden, tat er dies zum Glück. Nun konnte er Tucker ganz in Ruhe zurückhalten.
"Die Bullen hätten auch nichts tun können, Dad! Aber die hättest du nicht rufen brrauchen. Ace ist nämlich kein Mörder, wie du ihn immer nennst! Ganz im Gegenteil sogar-"
"IM GEGENTEIL?!! MALAKAI, WAS AUCH IMMER DIESER KERL DIR ERZÄHLT HAT, DU GLAUBST IHM DOCH NCIHT WIRKLICH, ODER???! ICH HABE SELBST GESEHEN, DASS ER MR. -"
"DU HAST GAR NICHTS GESEHEN!!!!!!" Schrie Malakai jetzt plötzlich auch. So kannte man ihn gar nicht. Er war eigentlich immer ruhig und zurückhaltend. Nie aufbrausend gewesen. Aber jetzt hatte er die Schnauze voll. Tucker war unmöglich!
Die Augen von Malakai waren nun wirklich dunkel geworden. Sein Killerblick hätte fast dem von Bajarka geähnelt und er schrie weiter:
"DU HAST EINEN GEBROCHENEN MANN GESEHEN, DER UNTER SCHOCK STAND!!!! ES GIBT SOETWAS WIE EINE SCHOCKSTARRE, VATER!! DIE HATTE ER!!! ER KONNTE SICH NICHT RÜHREN, SELBST WENN ER GEWOLLT HÄTTE!!!"
Tucker schien ebenso überrascht von Malakais tollwütigem Verhalten, wie seine Mutter, die nun in den Raum kam und das Geschrei gehört hatte.
"Was redest du da?!!" Rief Tucker nun tatsächlich leiser. "Ace und Schockstarre?! Der Kerl hatte die dicksten Eier von uns allen und schon vorher jemandem von einem Herzinfarkt gerettet! Warum hätte er-"
"WEIL ER SEINEN EHEMANN VERLOREN HAT UND SEIN SOHN IM KRANKENHAUS LAG!" Ströhmte es nun aus ihm raus und er beobachtete die Reaktion seines Vaters auf diese Aussage. Erneut schien er erschrocken, überrascht und verwirrt. Und das war er alles. Ein Wirrwarr aus Emotionen und ein Tornado aus Fragen überrollte ihn. Ehemann verloren?
"Ehemann? Was hatte denn die Trennung mit Arrow-"
"Er hat sich nicht getrennt!!" Sein Schreien hatte sich nun in ein Rufen verwandelt. Kai war immer noch laut, aber er hielt sich nun mehr zurück, da auch Tucker ruhiger geworden war. "Arrow ist gestorben, Vater!!! Ein Baum ist mitten auf sein fahrendes Auto gefallen!!! Ace hat seinen Ehemann und auch fast seinen Sohn verloren, der mit ihm im Auto saß!" Der Gedanke an Bajarka ließ Malakai für einen Moment innehalten. Sein Blick sank zu Boden. Er erinnerte sich an alles, was er gesehen hatte... diese Schmerzen in Bajarkas Augen... dieser Zorn auf sich selbst, als er dort vor diesem Spiegel stand...
"... ich habe ihn gesehen, Dad..." Brachte Malakai hervor und blickte auf dem Fußboden herum. Bajarkas Körper direkt vor seinen Augen und für einen Moment vewegte er sich auch nicht mehr.
Nebenher war Tucker völlig erschrocken über diese neuen Infos. Der Alpha wusste zwar nicht genau, was er denn erwartet hatte, von Kai zu hören, aber das ganz bestimmt nicht...
Nervosität stieg in seinem Körper auf, als Kai davon sprach, dass er ihn gesehen hatte. Für ein paar Sekunden setzte sein Gehirn aus und er kam nicht mit. Verwirrtheit stieg in seinem Gesicht auf. Er krümmte die Augenbrauen.
"Wen?" Fragte er und erhielt nun endlich wieder einen Blick von seinem Sohn. Jedoch keinen, der ihn auch nur ansatzweise beruhigte. Er sah irgendwie traurig aus... aber auch wütend. Ein wenig verstört vielleicht. Als hätte er in diesem Haus den Teufel persönlich gesehen.
"... Bajarka." Sagte er mit ruhigerer, doch zittriger Stimme. So hatte Tucker ihn lange nicht mehr gesehen. Seit Kai Krankenpfleger geworden ist, wurde er eigentlich sehr abgehärtet. Was hatte er nur gesehen?
Malakai konnte nich mehr still stehen und setzte sich nun in Bewegung, damit sein Gehirn schneller arbeitete und aus diesem Bild entflohen konnte, welches vor seinem geistigen Auge war. Mit Worten beschreiben konnte er nicht, was er da gesehen hatte, doch er versuchte es dennoch so bildlich wie möglich zu machen:
"Sowas hab' ich noch nie gesehen, Vater. Der ganze Oberkörper war bedeckt von Narben. Es sah aus als... als wäre Bajarka ein Überlebender aus der Kriegsgefangenschaft. Einstichstellen, die aussahen, als wären sie Pistolenschüsse gewesen. Seine Haut war... so verformt an einigen Stellen und als er mir eine Geschichte zu einer seiner Narben erzählt hat...", Malakai musste schlucken "... ein Ast hat ihn richtig durchbohrt. Gepfählt... mitten in den Bauch. So", mit den Fingern formte Kai ein ungefähr 4 Zentimeter breites Loch, welches er seinem Vater entgegenzeigte, "groß war diese Narbe! Er sah wirklich wie gepfählt aus... als hätte man einen Arm durch ihn durchgesteckt!" Beschrieb er mit einem Blick im Gesicht, welcher Tucker fast die Tränen in die Augen steigen ließ. Natürlich glaubte er seinem Sohn... auch wenn diese Aussagen wirklich unrealistisch klangen. Ein Baum war auf Arrows Auto gekracht... wohl gemerkt auf sein fahrendes Auto. Und Bajarka sollte mit ihm drinnen gesessen haben? Hätte man das nicbt gemerkt? Obwohl... so, wie dieser Junge beschrieben wurde, hatte Tucker ihn nie gekannt. Er war schon immer ruhig, ja. Aber nie gewalttätig oder kühl. Vielleicht war das das Resultat von dem Unfall. Absolutes Taubgefühl im Inneren... sowas sollte es ja geben. Dass der Körper entscheidet, sich seine Emotionen zu sparen, um nicht einfach unter ihnen zusammenzubrechen. War das etwa mit Bajarka passiert? War er deswegen etwa so geworden? Wa res eine Reaktion seines Körpers auf diese schwere Belastung, die auf ihm lag?
Die Antwort lag ihm eigentlich vor Augen. Er dachte im Moment selbst an Bajarka. An dessen eiskalten Blick, ohne Mimik. Tucker hatte ihn manchmal bei den Waldarbeiten gesehen. Der Junge schuftete echt schwer und der Familienvater hatte sich damals schon gedacht, dass er dies mit einem erstaunlich guten Pokerface tat. Ja... so nannte Tucker es. Pokerface. Wenn er gewusst hätte, dass es weitaus mehr gewesen war...
Er sah Malakai nun wieder an. Versuchte, sich vorzustellen, was es da auf dem Körper des Jungen geben sollte, den er seit dessen Kindesalter kannte. Und gemischt mit diesem starren Gesicht konnte es tatsächlich sein...
"Das hab ich nicht gewusst..." Murmelte Tucker in alle Seiten zerrissen und musste sich setzen. In seinem Kopf schwirrten all seine Gedanken zu Ace wider und sorgten für ein beengtes Gefühl in seiner Brust. Bis noch vor wenigen Minuten hatte er kein Wort bereut. Aber jetzt machte er sich wegen jedem einzelnen Vorwürfe.
"... und du bist dir auch sicher, dass die Narben nicht... aufgeklebt oder so waren? Heutzutage gibt es wahnsinnig gutes Make-Up und warum habe ich nie etwas davon gehört, dass Arrow tot ist? Das müsste mir doch aufgefallen sein..." Murmelte er dennoch. Es konnte doch nicht sein, dass einfach alles ein riesiges Missverständnis war... doch als Malakai dann noch eine Zeitung hervorholte und sie ihm Tucker vor die Nase legte, war auch dieser Zweifel verschwunden.
*Tragischer Unfall auf dem Weg zum Krankenhaus...
... in den gestrigen Mittagsstunden war ein Vater mit seinem Sohn auf dem Weg ins Krankenhaus, als plötzlich ein Baum auf die Straße fiel und das fahrende Auto des Familienvaters erfasste. Das Auto erlitt einen Totalschaden, der Vater war sofort tot. Sein Sohn wurde durch die eingedrungenen Äste und Glasscherben der Windschutzscheibe schwer verwundet und befindet sich derzeit in der Notaufnahme. Ob er die massiven Verletzungen überleben wird, ist zur Zeit noch unklar. Die Familie der beiden Verunglückten ist geschockt: Sie hoffen zutiefst auf die baldige Genesung des Sohnes und trauern um ihren Verlust.*
Und darunter war ein Bild aufgedruckt von einem Auto, welches Tucker mehr als nur bekannt vorkam. Es war das Auto von Arrow. Selbe Farbe, selbe Marke... und sogar der kleine Anhänger über dem Rückspiegel waren dieselben. Die Zeitung war von den Tagen vor dem Todesfall ihres Chefs. Genau zu der Zeit, in der Ace von der Arbeit entbunden war...
"Ich erkenne Schauspiel-Make-Up, wenn ich welches sehe. Das war echt. Die Haut war verschoben, an einigen Stellen eingedrückt... sowas kann man nicht einfach draufschminken! Und dieser Beitrag... ich glaube kaum, dass Ace so gut mit Fotoshop ist, dass er es hinbekommt, diese Zeitung zu fälschen."
Nun sah Tucker noch geistesabwesender aus, als er es die ganze Zeit über schon war. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben und sein Kiefer begann mit jeder Zeile, die er laß, hinunterzukippen. Langsam sah er Malakai wieder an. Noch langsamer geschah es, dass ihm Tränen in die Augen stiegen. Aber dass Malakais Gesicht von Wut auf Mitleid und Schreck überwanderte, geschah innerhalb von wenigen Sekunden. Kai hatte seinen Vater das letzte Mal weinen sehen, als ihr Familienhund gestorben war. Jetzt fehlten nur noch Clyde's Tränen und dann hatte Kai alles gesehen. Nicht nur die Tränen von dem starken, recht kühlen Ace, nicht nur die emotionale Seite von Bajarka und dessen Narben, sondern auch noch die Tränen des Mannes, den Malakai sein ganzes Leben lang kannte und seitdem nur 2-3 Mal weinen gesehen hatte.
Kai erschrak leicht vor den Tränen seines Vaters. Hatte er etwas falsch gemacht?
"Wieso weinst du denn, Dad?" Fragte Kai und legte seinem Vater die Hand auf die Schulter um ihn zu beruhigen. Eigentlich kannte er die Antwort ja schon. Er fragte eigentlich nur aus Gewohnheit. Der Grund war so gut wie offensichtlich: Er hatte seinen ehemals besten Freund extrem zurückgelassen und verurteilt. Zu unrecht.
Kurzer Hand wischte Tucker seine Tränen wieder weg und wischte sie sich an seiner Hose ab. Sein Stottern erfüllte Kais Ohren und er wusste sofort, dass genau diese Gedanken auch in Tuckers Kopf herumschwirrten.
"I- Ich... ich muss... ich muss zu ihm... ich muss... mich entschuldigen. Gott... was habe ich nur getan... ich war so brutal zu ihm... das... das wird- das wird er mir nie verzeihen!"
"Hey..." Sagte Malakai einfühlsam und legte nun seine Hände auf beide Schultern seines Vaters. "Jetzt beruhige dich erstmal."
"Nein, ich kann nicht! Ich muss mich sofort-"
"Gar nichts sofort! Du setzt dich jetzt hin und beruhigst dich erstmal! So gehst du mir nicht ans Lenkrad, sonst bist du noch der nächste!" Forderte Kai und lenkte ihn zurück in die Stube, wo er auf die Couch zusteuerte und seinen Vater dort hineinsetzte. Ein Glück stand noch eine Wasserflasche auf dem Tisch, zusammen mit einem Glas. Beides nahm Kai nun und schenkte seinem Vater einen Schluck ein.
"Hier." Sagte er, als er ihm das Glas gab. Es war ein bisschen widerwillig, aber Tucker nahm es an und bedankte sich schluchzend. Er trank einen Schluck und wischte sich überfordert über das Gesicht, während seine Tränen erneut in seine Augen kamen. Diesmal sah er aus dem Fenster und ließ diese einfach über seine Wangen kullern. Für den Moment sagte Malakai einfach gar nichts, sondern legte seinen Arm einfach über den Rücken des Mannes neben sich. Stummer Beistand, wie bei seinen Patnienten. Und bei Bajarka...
Schon wieder schweiften Kais Gedanken zu ihm. Diesmal zwar berechtigt, aber Kai fragte sich, wann genau es ungesund wurde, so oft an einen einzigen Mann zu denken. Es war ja nicht nur heute, wo er etwas von Bajarka gesehen hatte, was einem Jeden im Kopf geblieben wäre, sondern schon seit dem Tag, an dem er ihn kennengelernt hatte. So extrem wie jetzt nicht, aber trotzdem war es wirklich arg. Nach wie vor. Hatte das irgendawann mal ein Ende?!
Dieser Kerl fickt meinen Kopf. Dachte er sich.

He fucks my brain- Alpha x Alpha bl story by Rockostic Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt