9 - Ein Date mit dem Schicksal

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Das Röhren des Motors durchdrang die Luft, als Jake Rivers das Motorrad zum Leben erweckte. Ein Kribbeln der Aufregung durchzuckte mich, als er mir den Helm reichte und mir sein markantes Lächeln ein Funkeln in die Augen zauberte. Sein Blick war voller Unberechenbarkeit, eine Mischung aus Gefahr und Versuchung, die mich gleichermaßen anzog und abschreckte.

Ich schlüpfte in den Helm und spürte, wie sich meine Hände leicht schüttelten, als ich sie um seine Taille legte. Das Motorrad nahm langsam Fahrt auf und versprühte den Geruch von Benzin und Freiheit in der Luft. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, als der Fahrtwind meine Haare wild im Wind tanzen ließ und die Adrenalinschübe meinen Puls beschleunigten.

Während wir durch die kurvigen Straßen rasten, wusste ich, dass er mehr war als nur ein Badboy mit einem Motorrad. Er war ein Sturm aus Leidenschaft und Verlockung, dem ich mich vollkommen hingab, obwohl ich wusste, dass es gefährlich war. Doch in diesem Moment wollte ich nichts anderes, als die Grenzen zu überschreiten und die Welt mit ihm zu erobern.
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Langsam öffnete ich meine Augen und spürte den dumpfen Schmerz in meinem Kopf. Ein leichtes Stöhnen entwich meiner Kehle, während ich meine Hand zur Stirn führte. Kopfschmerzen. Klarer Fall von zu wenig Schlaf, denn ich hatte gestern Abend nicht einmal viel getrunken. Mein Blick fiel auf das Sonnenlicht, das durch die Vorhänge schien und ich erinnerte mich an meinen Traum. Eine Szene aus meinem Lieblingsroman, so lebhaft und real wie die letzte Nacht.

Ich musste lächeln, als ich daran dachte, wie ich tatsächlich auf das Motorrad gestiegen war. Wie unvernünftig von mir. Aber andererseits war es auch aufregend. Wann war ich eigentlich so geworden? Oder trieb mich der Badboy zu solchen Dingen? Vielleicht hatte ich doch ein Glas Aperol zu viel.

Mit einem Seufzen stand ich auf, streckte mich ausgiebig und machte mich auf den Weg ins Badezimmer. Eine heiße Dusche würde hoffentlich helfen, die Müdigkeit zu vertreiben. Als ich fertig war, schlenderte ich in die Küche und bereitete mir einen starken Kaffee zu. Dann setzte ich mich auf den Balkon, ließ den Blick über die Stadt schweifen und nahm mein Handy zur Hand, um mich ein wenig abzulenken.

Doch trotz meiner Bemühungen wanderten meine Gedanken immer wieder zu Max, meinem charmanten Nachbarn und zukünftigen Schwager. Ich fragte mich, ob es komisch war, wenn unsere beiden Geschwister miteinander verheiratet waren. Aber letztendlich war es mir egal. Was zählte, war, dass meine Schwester glücklich war.

Ich nippte an meinem Kaffee und scrollte durch Instagram. Eine neue Story von Alex Cooper fing meine Aufmerksamkeit ein. Es schien, als wäre er immer noch in Berlin. Eigentlich hatte ich gedacht, dass er längst weitergereist wäre. Nachdenklich betrachtete ich seine Bilder auf seiner Seite, als sich Jule mit einem Kaffee in der Hand zu mir gesellte. Sie setzte sich, stellte ihre Füße auf den Stuhl und umklammerte ihre Beine. "Guten Morgen", gähnte sie verschlafen.

Ich lächelte. "Wenn du müde bist, geh doch noch etwas schlafen."

Doch Jule schüttelte den Kopf. "Nein, meine Schicht beginnt gleich. Und nach so einer Nacht wie gestern, brauche ich definitiv etwas Koffein, um durch den Tag zu kommen."

"Vorbildlich", kommentierte ich und meine Gedanken wanderten zurück zu meiner eigenen Nacht.

"Wie war es bei dir?"

"Im Großen und Ganzen ganz gut. Gregor hat Inga einen Antrag gemacht. Voll romantisch", schwärmte ich.

Jules Augen weiteten sich vor Überraschung und sie klappte ihren Mund wie ein Fisch auf und zu, bevor sie endlich Worte fand. "Wow! So lange sind die beiden aber nicht zusammen, oder?"

Seitenwechsel (ONC 2024)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt