13 - Der Morgen danach

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Mit einem Kater betrat ich mein Blumengeschäft. Paul war gerade in einer Beratung, also begab ich mich ins Lager und seufzte, als ich die auf dem Boden liegende Decke sah. Neben ihr lagen zwei leere Sektflaschen und eine angebrochene Schokoladentafel, die ich zunächst aufräumte. Doch bei jeder Bewegung schmerzte mein Kopf und rief unweigerlich die Ereignisse der letzten Nacht in mir hervor. Max hatte nur ein Glas getrunken, während ich den Rest geleert hatte.

Als ich gerade alles aufgeräumt hatte, hörte ich Paul hinter mir. "Na, hat hier gestern eine wilde Party stattgefunden?"

"Ganz anders als du denkst", antwortete ich.

Er verengte seine Augen und ging einen Schritt näher auf mich zu. "Alles in Ordnung?"

"Alex Cooper ist ein Arsch, sonst ist alles gut", lächelte ich. Ich hatte mir vorgenommen, mich nicht mehr über den Abend zu ärgern. Es war meine eigene schuld. Schließlich hätte ich ahnen müssen, was für Erwartungen er an so ein teures Abendessen knüpfte.

Die Sache mit Max war mir allerdings ausgesprochen peinlich. Nicht, dass ich mich bei ihm ausgeheult hatte, sondern eher die Tatsache, dass ich ihm auf seinem Hintern herumgetrommelt und dabei lauthals gesungen hatte. Bei dem Gedanken ließ ich einen peinlich berührten Seufzer los, weshalb Paul lachte.

"Also hast du gestern Abend alleine zwei Flaschen Sekt geleert?"

"Fast. Bis auf ein Glas", antwortete ich.

"Soll ich uns eine Kleinigkeit vom Bäcker holen und du erzählst mir alles?"

"Oh, bitte kein Essen!" Mir war zu den Kopfschmerzen noch ein wenig flau im Magen.

"Aber gegen einen leckeren Kaffee habe ich nichts einzuwenden."

Ich musste endlich mal eine vernünftige Kaffeemaschine kaufen und in den Laden stellen. So lange gab es diesen noch gar nicht, etwa über ein Jahr, und am Anfang hatte ich nur so eine günstige Padmaschine geholt. Doch der Kaffee schmeckte leider wie olle Plörre.

Paul ging zum nächstgelegenen Bäcker, um für sich etwas zu essen und für uns beide einen leckeren Latte Macchiato zu kaufen. Währenddessen machte ich mich an ein kleines Gesteck. Ich verwandelte die vertrockneten Blumen von letzter Nacht in ein wundervolles Arrangement. Dann nahm ich eine Karte, schrieb einfach nur das Wort "Sorry" darauf und befestigte sie daran.

Als Paul wieder da war, brachte ich es ins Lager und begann von dem Date mit Alex Cooper zu berichten.

"Also hast du den Abend mit dem Badboy verbracht, oder wie?", fragte er mit einem breiten Grinsen.

Ich pustete Luft aus und nickte. "Ja, irgendwie schon. Er hatte ein offenes Ohr für mich und ich war sogar froh, nicht alleine zu sein." Ein schwaches Lächeln spielte um meine Lippen, als ich an Max dachte. "Ach Paul, ich hatte mir alles mit Alex so schön vorgestellt, aber ... Er ist einfach ..." Ich suchte nach den richtigen Worten, als Paul meinen Satz beendete: "Ein Arsch."

Ein Lachen entwich mir und ich konnte nicht anders als zuzustimmen. "Ganz genau. Ein gutaussehender Arsch und eigentlich sogar ganz nett."

Paul setzte sich neben mich, sein Gesicht plötzlich ernst. "Hut ab, dass du zu seinem Angebot Nein gesagt hast. Die meisten Frauen hätten es mit Kusshand angenommen und es vermutlich danach der Presse gesteckt, um in der Öffentlichkeit zu stehen."

Ich nickte langsam, dankbar für Pauls Verständnis. "Ja, das stimmt. Aber so bin ich einfach nicht."

Ein kurzes Schweigen lag zwischen uns, bevor Paul fortfuhr: "Wer weiß, auf was für verrückte Dinge er im Bett steht."

Ein amüsiertes Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. "Das möchte ich lieber nicht herausfinden", sagte ich und schüttelte lachend den Kopf.

Paul deutete mit dem Kopf auf das Arrangement. "Ist das ein Wiedergutmachungsgeschenk für den berühmten Weltstar?"

Seitenwechsel (ONC 2024)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt