10 - Chaos, Charme und ein Hauch von Glamour

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"Sag, dass du mich verscheißerst!", rief Jule perplex aus. Ihr Mund stand offen, ihre Augen waren so groß wie Schallplatten.

Ich schüttelte den Kopf, kaum fähig etwas zu sagen.

"Heute Abend also?", hakte sie nach, woraufhin ich nickte.

"Wie lange musst du denn heute arbeiten?", fragte ich sie, als ich meiner Stimme wieder traute.

"Bis acht", antwortete sie, was für mich bedeutete, dass sie mir nicht beistehen konnte. Und auch, dass ich nicht gemeinsam mit ihr meinen Kleiderschrank durchwühlen konnte.

"Frag doch Paul", schlug sie vor.

"Ja, das ist eine gute Idee." Er würde mir ebenso Beistand leisten und mich aufheitern, falls ich einen kleinen Nervenzusammenbruch erleiden würde. Blöd nur, dass keine Friseure offen hatten. Es war Sonntag. Alles war geschlossen. Auch die Klamottenläden.

Warum habe ich keine Friseurausbildung gemacht? Dann hätte ich dieses Problem jetzt nicht.

Was sollte ich nur mit meinen Haaren machen? Und was sollte ich nur anziehen?

Ich gab Jule ihr Portemonnaie und machte mich dann schnellstmöglich wieder auf den Weg nach Hause. Unterwegs schrieb ich Paul eine SMS.

Lina: SOS!

Sofort klingelte mein Handy. Paul rief an. "Hi", sagte ich mit theatralisch heulender Stimme.

"Der Badboy oder der Promi?", fragte er nur und ich musste mir ein Lachen verkneifen. Er kannte mich einfach zu gut.

"Der Promi. Paul, er will heute Abend mit mir essen gehen."

"Und warum bist du dann traurig?"

Ich war nicht traurig. Nur überfordert. Mit allem! Mit der Kleiderwahl, meinem Aussehen, mit dem Date! Ich hatte Angst, dass ich seine Erwartungen nicht erfüllen würde.

"Ich komme vorbei", sagte er.

"Danke." Als ich auflegte, atmete ich tief durch und versuchte, meine Nerven zu beruhigen. Pauls Zusage ließ mich ein wenig aufatmen. Auf ihn war Verlass. Wie ein Fels in der Brandung. Mein persönlicher Lebensretter in Momenten der Verzweiflung.

Die Sonne stand hoch am Himmel, als ich endlich zu Hause ankam. Es war noch früh und trotzdem durfte ich keine Zeit verlieren. Mein Herz klopfte schnell vor Aufregung, während ich auf Pauls Ankunft wartete.

Es verging nicht viel Zeit, als es endlich klingelte. Ich eilte zur Tür und öffnete sie, um meinen Freund mit einem breiten Lächeln im Gesicht zu begrüßen.

"Hey Lina", sagte er und umarmte mich fest. "Wie geht's dir?"

"Danke, dass du gekommen bist, Paul", sagte ich und führte ihn ins Wohnzimmer. "Ich bin total überfordert mit diesem Date."

Paul setzte sich neben mich und legte beruhigend eine Hand auf meinen Oberschenkel. "Hey, alles wird gut. Wir schaffen das schon."

Ich lehnte mich an ihn und genoss seine Nähe. Es war seltsam, wie eine einzige Berührung von Paul meine Ängste zu vertreiben schien. Er war wie ein Magier, der mit einem Handgriff all meine Sorgen wegzauberte.

"Glaubst du, du kannst mir mit meinen Haaren helfen?" fragte ich schüchtern.

Paul grinste und stand auf. "Natürlich kann ich das. Lass mich mal sehen, was wir machen können."

Wir betraten gemeinsam das Badezimmer und Paul begann, meine Haare zu stylen. Seine Finger glitten geschickt durch meine Strähnen und ich konnte mich nicht erinnern, jemals so entspannt gewesen zu sein. Es war, als ob er eine zarte Rose mit behutsamer Hand in einen Strauß verwandelte. Vielleicht war unsere Berufswahl gar nicht so weit entfernt von der eines Friseurs.

"Wie wäre es mit lockeren Wellen?" schlug Paul vor, während er weiterarbeitete.

Ich nickte zustimmend und Paul machte sich daran, meine Haare zu locken. Es fühlte sich an, als ob all meine Sorgen mit jeder Strähne weggeschwemmt wurden.

Als er fertig war, betrachtete ich mein Spiegelbild und konnte kaum glauben, dass die Person, die mich ansah, wirklich ich war. Ich fühlte mich schön und selbstbewusst, und das alles dank Paul.

"Danke!", sagte ich und umarmte ihn fest. "Du bist wirklich der Beste."

Er lächelte und drückte mich sanft zurück. "Jetzt fehlt nur noch das Make-Up. Aber das kannst du besser", sagte er mit einem Augenzwinkern.

Doch bevor er gehen konnte, hielt ich ihn zurück. "Paul, könntest du mir bitte noch bei der Auswahl meines Outfits helfen? Ich bin mir unsicher, was ich anziehen soll."

Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. "Natürlich, Lina. Das ist doch eine meiner Spezialitäten."

Gemeinsam durchstöberten wir meinen Kleiderschrank, während Paul geduldig verschiedene Optionen prüfte und mir seine ehrliche Meinung gab. Schließlich entschieden wir uns für ein elegantes schwarzes Kleid mit einem verführerischen Beinschlitz, das meine Figur betonte. Dazu passende Highheels, die meinem Look den letzten Schliff verliehen.

"Das ist es! Du wirst umwerfend aussehen", versicherte mir Paul.

Ich lächelte dankbar und fühlte mich erleichtert, dass ich nicht alleine mit der Entscheidung gelassen worden war. Mit seiner Hilfe war ich nun vollkommen bereit für mein Date mit Alex Cooper.

Nachdem Paul gegangen war, setzte ich mich vor meinen Schminktisch und begann, mein Make-Up aufzutragen. Zuerst griff ich nach meiner Foundation und trug sie gleichmäßig auf mein Gesicht auf, um einen ebenmäßigen Teint zu erzielen. Mit einem Concealer kaschierte ich kleine Unebenheiten und Augenringe. Ich musste heute Abend perfekt aussehen. Und für den Fall, dass ich erröten würde, brauchte ich eine gute Grundierung.

Als nächstes widmete ich mich meinen Augen. Ich wählte einen hellen Farbton und trug ihn auf mein gesamtes Lid auf. Mit einem Eyeliner zog ich eine feine Linie entlang meines oberen Wimpernkranzes und verlieh meinen Augen so mehr Ausdruck. Zum Schluss krönte ich den Look mit mehreren Schichten Mascara, um meine Wimpern zu betonen und ihnen Volumen zu verleihen. Zum Schluss entschied ich mich für einen natürlichen Lippenstift in einem zarten Roséton, der perfekt zu meinem Look passte.

Als ich meine Wohnungstür verließ und vor die Haustür trat, fiel mein Blick sofort auf die andere Straßenseite. Dort stand er, Max Falkenstein, der Badboy von gegenüber. Er lehnte lässig an seinem Bike und warf mir einen prüfenden Blick zu.

Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug, als unsere Blicke sich trafen. Sein intensiver Blick durchbohrte mich förmlich und ich konnte nicht anders, als mich ein wenig nervös zu fühlen. Es war, als ob er jede meiner Bewegungen analysierte und ich fragte mich, was er wohl gerade dachte.

Doch darauf konnte ich mich jetzt nicht konzentrieren. Ein Weltstar wartete im besten Restaurant der Stadt auf mich und ich durfte keine Sekunde zu spät kommen ...

 Ein Weltstar wartete im besten Restaurant der Stadt auf mich und ich durfte keine Sekunde zu spät kommen

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Seitenwechsel (ONC 2024)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt