Aussichtslos

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Cathy hatte ihm dabei geholfen die Couch auseinander zu bauen und einen Schlafplatz für ihn zu machen. So gerne er auch bei Nova geblieben wäre, es war wirklich keine gute Idee. Das, was er gerade eben zu spüren bekommen hatte, war erst der Anfang von dem, was noch kam. Selbst Cathy hatte gesagt, dass die Pheromone auch auf sie Wirkung zeigten.

Etwas, das im Normalfall nicht möglich war. Omegas konnten Alphas damit verführen aber keine anderen Omegas.

,,Also, was ist seit dem Casino alles passiert?", sei setzte sich neben ihm und stellte eine Tasse Tee vor ihm auf den Tisch.

,,Das ist eine lange Geschichte."


Es dauerte beinahe zwei Stunden, bis er fertig war. Sie hatte immer wieder Fragen gestellt. Zu Nova und dessen Leben, zu Mr. Han und dem Nachtclub und zu Lev. Luc schmeckte Nova noch immer auf seiner Zunge und nahm dessen Pheromone auf seinem Körper wahr. Er sehnte sich nach dem Omega und dessen Nähe. Es war seltsam, jetzt hier auf der Couch zu schlafen. Alleine, ohne eine kleine Gestalt, die auf ihm lag.

,,Ich gebe dir eine Woche um das Ganze mit ihm zu besprechen, dann sage ich deiner Mom Bescheid. Vielleicht musste du ihn ja vor sich selbst beschützen. Ich glaube, wenn er das, was er weiß mit deinem Dad und den anderen teilt, würden sie auch auf ihn aufpassen.", meinte sie ernst und nippte an ihrem Tee. Eine Woche war nicht gerade lange, wenn man bedachte, dass Nova nun ein paar Tage außer Gefecht gesetzt sein würde.

,,Das habe ich ihm bereits gesagt, aber leider ist das nicht so leicht.", es fühlte sich gut an, seine Sorgen endlich mit jemandem teilen zu können.

,,Versuch doch du herauszufinden was er weiß und berichte deinem Dad davon an seiner Stelle.", schlug sie vor und schlüpfte aus ihren Häschenpantoffeln, ehe sie sich im Schneidersitz eine Decke über warf.

Er sollte Nova verraten?! Keine Chance. Er würde nur das zerstören, was er sich hart erarbeitet hatte. Der Omega würde ihm nie wieder etwas anvertrauen oder schlimmer noch, er würde weglaufen.

,,Ich kann ihn nicht verraten, Cathy. Er würde mir das nie verzeihen und ich mir auch nicht."

,,Warum nicht? Du würdest ihm damit helfen, wenn er das nicht verstehen kann, ist es sein Problem.", sie wich seinem verwirrten Blick aus und kratzte sich am Hinterkopf.

,,Es ist nicht nur sein Problem, sondern auch meines. Wenn er wegläuft und ihm etwas passiert..."

,,Warum interessiert es doch so sehr was mit ihm passiert! Deine Familie sollte dir wichtiger sein, als ein daher gelaufener. krimineller Omega!", er hatte sie noch nie so wütend gesehen.

,,Weil ich ihn liebe, Cathy.", die Worte verließen seinen Mund schneller, als er denken konnte. Für einen Augenblick herrschte Stille. Im Raum und in seinem Kopf. Das Chaos hatte sich gelegt und er konnte endlich einen klaren Gedanken fassen.

Ja, er hatte sich in Nova verliebt. Eine seltsame Last fiel von seinen Schultern, als er das endlich einsah und auch laut aussprach. Cathy verzog das Gesicht, als hätte sie etwas ekliges gegessen. Wortlos stand sie auf und verließ das Wohnzimmer.

Er hatte sich tatsächlich in den Omega verliebt. Ob es eine einseitige, aussichtslose Liebe sein würde, das musste sich erst noch ergeben. Nova war hierher gekommen mit ihm, also musste er zumindest irgendwas für ihn empfinden.

Luc streckte sich auf der Couch aus und zog die Decke hoch zu seiner Brust, die sich seltsam leicht anfühlte, wenn Novas Kopf nicht darauf lag. Verzweifelt fuhr er sich übers Gesicht. Warum fühlte sich das alles jeden Tag noch schwerer an? Aus welchem Grund auch immer, war Cathy jetzt angepisst. Nova lag halb nackt in seinem Bett und er auf der Couch.

Der Alpha wusste genau, dass der Omega seine Meinung nicht ändern würde, jedenfalls nicht so schnell. Naja, er konnte eine Woche hier bleiben und dann Zade fragen, ob er und Nova zumindest ein paar Tage bei ihm bleiben konnten, aber das erstmal mit dem Omega zu vereinbaren, der bereits Cathy nicht vertraute war wieder ein Hindernis. Diese ganze Sache schien aussichtslos darauf hinaus zu laufen, dass er entweder Nova verraten musste, oder der Omega sowieso weglief. Bis jetzt sah es eher danach aus, als würde Nova weglaufen müssen, denn Luc hatte keinen blassen Schimmer davon, was den Omega so wichtig machte.

Irgendwann zwischen den ganzen Grübeleien schlief Luc endlich ein.


Luc träumte dem schönsten Garten, voll mit Zitronen-, und Orangenbäumen. Der frische Geruch von den Zitrusfrüchten lag in der Luft, gemischt mit etwas süßerem, das ihn an letzte Nacht erinnerte. Als der Alpha müde die Augen aufschlug, umgab ihn dieser Duft noch immer. Er versuchte sich aufzurichten, doch etwas, oder besser gesagt jemand, der auf seiner Brust lag, verhinderte das. Also sah Luc auf und blickte auf Novas rabenschwarzes Haar.

Er ließ den Kopf auf das Kissen fallen und schnaubte. Warum hatte er sich denn etwas anderes erwartet? Der Omega konnte einfach aus dem Schlafzimmer hinaus spazieren und zu ihm kommen. Ein warmes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus, bei dem Gedanken, dass Nova ihn vermisst hatte.

Der Alpha setzte sich auf, weshalb Nova von seiner Brust glitt und auf der Couch landete. Der Omega hatte wohl seine Kommode gefunden, denn Luc erkannte das T-Shirt welches Nova trug, als sein eigenes. Er bemerkte, dass die Pheromone des anderen geschwächt waren, während er schlief, die einzige Erklärung dafür, dass Luc sich noch nicht auf den Omega gestürzt hatte. Er sollte Nova schnell wieder nach oben bringen und am besten die Türe verschließen.

Es wäre auch besser, wenn Cathy sich um die Grundbedürfnisse des Omegas kümmern würde. Essen und Trinken waren besonders während des Fiebers sehr wichtig und zugleich auch die größte Schwierigkeit.

Luc hob den schlanken Körper auf der Couch mühelos hoch und trug ihn aus dem Wohnzimmer. Cathy stand in der Küche und machte sich Frühstück. Sie sah nicht einmal auf, als er an ihr vorbei ging. Vermutlich hatte sie bereits gesehen, dass Nova bei ihm lag.

Die Türe zu seinem Zimmer stand offen, als der Alpha hinein ging und Nova auf das Bett legte. Er hätte sich am liebsten dazu gelegt und die nächsten Tage so verbracht. Aber der Omega hatte vor seinem Fieber nicht ein Anzeichen von sich gegeben, aus dem Luc hätte schließen können, dass Nova ihn bei sich haben wollte währenddessen. Im Normalfall verbrachte man diese Zeit auch nur mit seinem festen Partner. Ob es ihn auch noch so sehr schmerzte, das zuzugeben, aber er und Nova waren nicht zusammen. Sie hatten miteinander geschlafen, aber mehr war da nicht. Noch nicht. Luc war sich sicher, dass er nicht aufgeben würde, komme was wolle.

Vermutlich wäre es aber selbst dann keine gute Idee gewesen. Der Omega trug kein Halsband mehr, als lag auf dem Boden neben dem Bett. Luc hob es auf und legte es auf sein Nachtkästchen.

Der Alpha setzte sich an den Bettrand und strich Novas löse Haarsträhnen aus dessen Gesicht. Der Omega sah so friedlich aus, wenn er schlief. Unbeschwert und ruhig, ganz anders als sonst. Luc fragte sich, was wohl dazu geführt hatte, dass Nova niemandem mehr vertraute. Er erinnerte sich an die Nacht im Club, als der Omega selbst im schlaf keine Ruhe hatte finden können.

In manchen Momenten hätte der Alpha alles dafür gegeben, in den Köpf des anderen hineinblicken zu können, doch ab und an war er auch froh darüber, dass er genau das nicht konnte.

Wildcard [Omegaverse]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt