,,Ich hab übrigens mit Liz telefoniert. Du bist tatsächlich nicht schwanger. Nach allem was sie gehört hat, dachte sie sich, dass es dir oder besser gesagt uns, irgendwie helfen würde, wenn meine Eltern glaubten, dass es so ist. Es tut ihr leid, falls sie damit irgendeinen Schaden angerichtet hat.", Luc setzte sich an den Bettrand und stützte sich mit den Armen ab, wodurch seine Muskeln sich anspannten und Nova nicht drum herum kam, zwei Mal hinzuschauen.
Warum mussten Alphas auch immer so eindrucksvoll aussehen? Er hatte sich schon öfter Gedanken darum gemacht, weshalb Omegas sich am meisten zu ihren Gegensätzen hingezogen fühlten. Kaum ein Beta hatte das Glück, einen Omega als Partner zu haben. Vielleicht weil sie so die körperlichen Aspekte, die sie selbst nicht besaßen hermachten. Wenn mal selbst nicht furchteinflößen aussehen konnte, besorgte man sich etwas, dass man bei sich tragen konnte und furchteinflößend war. Und was war denn schon eindrucksvoller, als ein zwei Meter großer Schrank, bestehend aus nichts als Muskeln, der einen ständig begleitete...und noch gut roch? Nichts.
Es war seltsam, wie wenig ihn diese Erkenntnis berührte. Von Anfang an hatte Nova bereits gewusst, dass nicht die geringste Chance bestand, dass er tatsächlich schwanger war. Diese Bestätigung war wohl eher für Luc gedacht, der tatsächlich ein wenig enttäuscht aussah. Sollte er irgendetwas dazu sagen? Er wollte keine falschen Versprechen geben, an die Luc sich klammern würde.
,,Luc, du glaubst doch nicht, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für ein Kind gewesen wäre, oder?", er schlüpfte in seine Lederjacke und entwirrte ein paar verirrte Haarsträhnen.
,,Nein, natürlich nicht. Es ist nur..."
,,Eine Versicherung, dass ich bei dir bleibe?", er wusste, dass er die Worte unbeabsichtigt scharf aussprach. Alphas glaubten immer, sie hätten einen Omega an sich gebunden, wenn sie ihn markierten oder schwängerten, am besten gleich beides. Vielleicht lag das einfach in ihrer Natur, andere beherrschen und kontrollieren zu wollen, an sich zu binden und abhängig zu machen. Luc war nicht so, aber er war dennoch ein Alpha.
,,Es wäre eine schöne Aussicht gewesen. Eine eigene Familie zu haben...mit dir.", Luc sah nicht zu ihm auf, sondern sah zu Boden wie ein geschlagener Hund.
,,Eine schöne Aussicht für dich, denn ich habe nicht mitentscheiden können. Du hättest mir dieses Kind aufgezwungen. Glaubst du, das hätte uns glücklich gemacht?"
,,Nein, vermutlich nicht.", Luc stand auf und griff nach dem Autoschlüssel, der auf der Kommode lag, und steckte ihn in seine Hosentasche.
,,Das heißt nicht, dass ich nicht irgendwann vielleicht Kinder haben möchte...mit dir. Zuerst will ich einfach leben."
Sie waren den ganzen Tag in der Innenstadt gewesen und hatten ihre Zeit mit Dingen verbracht, die normale Paare eben machten. Er war überrascht gewesen, als Luc ihn zu einem Juwelier geschleppt hatte, um ihm einen Ring zu kaufen. Keinen Verlobungsring, sondern lediglich ein Versprechen, ein Hoffen auf eine gemeinsame Zukunft. Der Saphir glitzerte an seinem Finger und Nova konnte den Blick einfach nicht davon abwenden. Der Stein hatte dieselbe Farbe wie seine Augen, vielleicht ein wenig dunkler, und er war überrascht gewesen, wie groß der Unterschied zwischen Silber, Weißgold und Platin gewesen war. Nicht nur preislich, sondern auch farblich. Dabei hatte er eine andere Seite von Luc kennengelernt, eine die sich mit Farbkombinationen und Hauttönen auskannte. Eine die sich darum Gedanken machte, welche Farben zu seiner Haut und welche Formen zu seinem Körper passten. Beinahe hätte er sich gefühlt, wie ein ganz normaler Omega, der einfach einen gewöhnlichen Tag mit seinem Alpha verbrachte.
Auch wenn er nicht begeistert davon gewesen war, auf Lucs Kosten ein wenig Kleidung zu kaufen, musste er sich letztendlich eingestehen, dass es nötig war, denn mit seinen drei Unterhosen, der Stoffhose und einem Trägershirt kam er nicht besonders weit.
Diesmal hatte Luc ausgesucht, wo sie essen würden. Der Alpha hatte sich für einen Burgerladen entschieden, nachdem Nova gestehe musste, dass er tatsächlich noch nie in seinem Leben einen richtigen Burger gegessen hatte. Als Kind war es schlichtweg zu teuer gewesen und als sein Dad ihn nach Amerika gebracht hatte, hatte Sehun auch sehr darauf geachtet, dass er nichts zu sich nahm, das ihn eventuell unanschaulich machen würde. Und bei Gott, wie viel er verpasst hatte. Zuerst war er sich noch sicher gewesen, sich den Rest seines Lebens mit Pizza vollzustopfen, nachdem er im Motel zum ersten mal eine gegessen hatte, aber das übertraf das ganze noch einmal. Ja, gesund war etwas anderes, aber man durfte sich doch auch einmal etwas gönnen.
,,Du siehst aus wie eine kleine Krähe, die etwas funkelndes entdeckt hat.", bemerkte Luc irgendwann, die Lippen zu einem schiefen Grinsen verzogen und ein freudiges Funkeln in den Augen. Nova schmunzelte leicht und stricht mit dem Daumen über den kleinen Saphir. Er hatte schon viele Geschenke bekommen. Teure Kleidung, haufenweise Schmuck, besetzt mit Diamanten, Brillanten und alles mögliche an anderen Edelsteinen. Von irgendwelchen Liebhabern, die ihn wieder sehen wollten und glaubten, dass sein Dad davon nichts mitbekam, oder Geschäftspartner, die glaubten ihn damit kaufen zu können. All diese Dinge hatten ihm nie etwas bedeutet, denn ein egal wie teuer die Schale war, das darunter blieb unverändert. Aber dieser Ring, bedeutete ihm etwas. Nicht weil er ziemlich sicher wertvoll war, Luc hatte darauf geachtet, dass er den Preis nicht sah und ihn rausgeschickt, als er dafür bezahlt hatte, sondern weil er etwas oder besser gesagt jemanden damit verband. Ein Versprechen und Hoffnung, auf eine gemeinsame Zukunft, ohne Angst und Sorgen, so wie er es sich als Kind immer vorgestellt hatte.
,,Eine Krähe, die noch nie etwas derart kostbares gefunden hat.", eine angenehme Wärme breitete sich um sein Herzen herum aus, als Lucs Hand sich um seine legte. Es war, als wären sie ein ganz gewöhnliches Paar auf dem Weg nachhause. Daran könnte er sich gewöhnen, daran wollte er sich auch gewöhnen, wie dieses nagende Gefühl der Angst nicht irgendwo in seinem Hinterkopf herumspuken würde.
Der Highway war so gut wie leer und seltsam dunkel. Vor ihnen fuhr ein Lastwagen dessen Beleuchtung scheinbar kaputt war und ohne Kennzeichen wie ihm erst jetzt auffiel. Ein ungutes Gefühl ersetzte die Wärme in seiner Brust und breitete sich in seinem ganzen Körper aus, bis er zitterte. Etwas stimmte nicht. Natürlich konnte das alles auch nur Zufall sein, wie oft fuhren Leute denn ohne Kennzeichen herum oder hatten kein Geld um die Beleuchtung ihrer Autos zu reparieren? Sein Motorrad besaß auch nur noch einen Blinker, weil er den zweiten vor zwei Monaten abgefahren hatte.
,,Überhol ihn und fahr bei der nächsten Ausfahrt ab.", wies er Luc an, welcher ihn stirnrunzelnd ansah und fragend eine Augenbraue hochzog.
,,Alles in Ordnung?", die wohl dümmste Frage, die der Alpha ihm gestellt hatte. Er musste das Beben seines Körpers doch sehen. Die Angst in seinen Augen, das unregelmäßige Heben und Senken seiner Brust. Nichts war in Ordnung, solange sie nicht sicher bei Zade zuhause ankamen.
,,Kein Kennzeichen und keine Lichter. Versuch ihn zu überholen."
Luc ließ seine Hand los und umklammerte das Lenkrad fester. Das Licht ihres Blinkers erhellte in regelmäßigen Abständen die Dunkelheit und als sie zum Überholen ansetzten, wechselte der Lastwagen die Spur.
Sie versuchten es ein weiteres Mal, ohne Blinker, damit es nicht so offensichtlich war, doch wieder wurde die Spur blockiert, sodass sie nicht vorbei kamen. Das war mit Sicherheit kein Zufall. Luc fluchte leise. Er verstand jetzt wohl, worauf Nova hinaus wollte.
,,Keine Angst, wir nehmen einfach die nächste Ausfahrt.", beruhigend legte sich eine warme Hand auf seine und drückte sachte zu.
Jetzt, seit einiger Zeit, wurde ihm erst wieder richtig bewusst, wie groß seine Angst war, wieder vor seinem Dad stehen zu müssen oder noch schlimmer, wieder dazu gezwungen zu sein, in dessen Dienste zu treten, jetzt wo sie das perfekte Druckmittel gegen ihn hatten: Luc.

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Wildcard [Omegaverse]
RomanceFortsetzung von Lovegame! (Man muss den Vorgänger aber nicht gelesen haben) Eigentlich sollte es nur ein kurzer Casinobesuch werden, doch als Luc Nova, einen mysteriösen Omega, an der Bar trifft, ist es um ihn geschehen. Völlig vernarrt in Nova, ver...