Privileg

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Nova lag eng an ihn gekuschelt in seinen Armen. Luc strich mit den Fingern über den weichen Arm des Omegas und starrte an die Decke. Der warme Atem des anderen kitzelte an seiner nackten Brust. Nova wirkte so ruhig und friedlich, wenn er schlief. Seine Gesichtszüge waren sanft und entspannt, die Sorge und Angst zeichnete ich nicht darin ab. Schlafend wirkte er wie ein anderer Mensch. Luc hoffte, dass er diesen Menschen auch in wachem Zustand begegnen würde. Irgendwann, wenn sie diese ganzen Probleme beseitigt hatten. Ein Teil von ihm stellte sich sogar vor, diesen hübschen Omega irgendwann zu heiraten, irgendwann eine Familie zu haben...da fiel ihm wieder Liz ein, die er dringend anrufen sollte um ihnen endlich ein wenig Klarheit zu verschaffen. 

Ein leises Klopfen, zog seines Aufmerksamkeit auf sich. Zade steckte den Kopf herein und selbst im Halbdunkeln sah Luc das breite Grinsen auf dem Gesicht seines Freundes. Der Raum roch nach Sex und Pheromonen. Er würde ein Fenster öffnen müssen, um den Geruch loszuwerden. 

,,Hunger? Ich bestelle mir was zu essen, wollt ihr auch was, oder seid ihr noch nicht fertig?", der andere Alpha lehnte sich gegen den Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust. 

Nova richtete sich verschlafen auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Luc zog die Bettdecke etwas höher, sodass ihre nackten Körper bedeckt blieben, als er sich aufsetzte. 

,,Ein wenig. Was gibt es für Optionen?"

,,Sushi, Pizza, Mexikanisch, Italienisch.", zählte Zade auf und wurde von einer müden Stimme unterbrochen: ,,Pizza ist doch italienisch."

Luc lachte leise und drehte den Kopf in Richtung des Omegas, als dieser sich ebenfalls aufsetzte, hinter ihm, und seine Arme um ihn legte. 

,,Ugh. Bevor es hier wieder zur Sache geht bin ich lieber weg. Ich hab mich für Sushi entschieden.", Zade warf die Türe hinter sich zu und ließ sie wieder alleine. 

,,Was hältst du von einer heißen Dusche?", er griff nach der kleinen Hand auf seinem Bizeps und drückte einen Kuss auf den Handrücken. 

,,Klingt wundervoll."


Sich halb nackt an Zade vorbei zu schleichen erwies sich als einfacher als erwartet, denn dieser saß in der Küche auf einem Barhocker und suchte nach einem Restaurant, das um diese Zeit noch geöffnet hatte. Er schickte Nova voraus und gab noch eine Bestellung bei seinem besten Freund auf, ehe er dem anderen folgte. 

Nova schien erleichtert zu sein, als er die Waschmaschine in der Ecke sah und seine Kleidung hinein warf. Die Duschkabine war recht klein, weshalb sie wohl nicht drum herum kamen, einander nahe zu sein, nicht dass irgendjemand damit ein Problem hätte. Luc trennte sich als erster von seinem einzigen Kleidungsstück und öffnete die Glastüre der Kabine, um Nova eintreten zu lassen. 

Zade hatte öfter Besuch von Omegas, Betas und manchmal sogar dem ein oder anderen Alpha und sein Freund war ein sehr guter Gastgeber. An der Fliesenwand der Dusche hing nämlich ein kleines Regal, in dem eine Variation aus Shampoos und Körperpflegeprodukten stand. Während Nova dabei war, sich eines davon auszusuchen, fiel sein Blick auf die dunklen Flecken, die er überall auf dem Körper des Omegas hinterlassen hatte. Vorsichtig ließ er seine Fingerspitzen über die feuchte Haut gleiten. Er fuhr die Linien der Tätowierung nach und entlang der Wirbelsäule, bis er unter seinen Fingern spürte, wie Nova erschauderte. 

,,Es hätte ein versprechen an meine Mom sein sollen. Dass ich ihrem Mörder dasselbe antun würde, wie man ihr angetan hat. Aber jetzt, wo ich weiß, dass sie mich weggeben wollte. Dass sie der Grund für das alles hier ist...", Novas Stimme brach ab. Er hörte die Wut und Frustration deutlich aus der leisen Stimme heraus. 

,,Das weißt du nicht mit Sicherheit. Choi weiß sicher auch nicht alles."

,,Choi war dabei."

,,Hat er den Brief gesehen? Hast du schon mal daran gedacht, dass nicht deine Mom sondern ihr Liebhaber diesen Brief geschrieben haben könnte?", Luc legte seine Arme um den schlanken Körper des Omegas und legte den Kopf auf dessen Schulter. Das warme Wasser prasselte auf sein Haar und tropfte entlang seiner Nase zu Boden. 

,,Ich weiß, dass du nur versuchst, mich aufzuheitern, aber damit pflanzt du nur falsche Hoffnungen, also lass es gut sein.", Nova drehte das Wasser ab und griff nach einer der Shampooflaschen, ehe er ihm diese ohne weitere Worte hinhielt. Luc richtete sich auf und folgte der unausgesprochenen Aufforderung. 

Das Shampoo duftete herrlich nach irgendwelchen Blumen, als er es in Novas Haar verteilte und einmassierte. Selbst ohne das Gesicht des Omegas zu sehen, wusste Luc, dass dieser es genoss, verwöhnt zu werden. Er liebte das Gefühl des seidigen Haars, wie es zwischen seine Finger glitt und schimmerte. Die schwarzen Strähnen glänzten wie Obsidian in seinen Händen. Obwohl sich die Farbe nicht von seiner eigenen unterschied, war er jedes Mal wieder fasziniert, wie dunkel und tief dieses Schwarz war. 

,,Sag mir, wenn ich dir irgendwie helfen kann.", Luc stellte die Flasche zurück ins Regal und griff nach seiner eigenen. Er hatte bisher keine wirklich festen Beziehungen gehabt und noch weniger Erfahrung damit, sich um einen Omega zu kümmern, der nur so in Traumas badete. Aber er wollte helfen, er wollte eine Unterstützung sein. Egal wie oder wann. Er wich etwas zurück, soweit die Kabine es ihm eben erlaubte, als das Wasser wieder aufgedreht wurde. 

Nova drehte sich zu ihm um, den Blick auf seine Brust gerichtet wo er mit den Fingern unsichtbare Kreise auf die feuchte Haut malte. 

,,Gib mich einfach nicht auf, auch wenn ich das manchmal einfach verdient hätte. Ich weiß selbst, dass ich nicht gerade...einfach bin, aber ich verspreche dir, dass ich mein bestes gebe, selbst, wenn es nicht immer danach aussieht.", er merkte, wie schwer es Nova fiel, diese Worte auszusprechen, an der Art, wie er stockte und leiser wurde. 

,,Das weiß ich. Ich erwarte nicht von dir, dass du dich von heute auf morgen veränderst. Diese harte Schale ist dein Schutz...und manchmal ist diese kratzbürstige Seite echt heiß.", Luc legte seinen Daumen und Zeigefinger an das Kinn des Omegas und übte leichten Druck aus, sodass Nova den Kopf hob und ihn ansah. Die blauen Augen schimmerten wie Saphire im Licht und die schwarzen Strähnen klebten auf der blassen Haut, was dem Anblick von Sprüngen auf Porzellan ähnelte. 

,,Ich verspreche dir, dass nichts auf dieser Welt, mich daran hindern wird, dich zu lieben.", Luc zog den schlanken Körper an sich, sodass ihre erhitze Haut aufeinander traf. Er liebte es, die Kurven und Rundungen unter seinen Händen zu fühlen. Er spürte die Hüftknochen unter seinen Daumen und fragte sich zum ersten Mal, ob Nova eigentlich auch hatte Hunger leiden müssen oder vielleicht einfach Schwierigkeiten hatte zu essen, trotz des luxuriösen Lebens, dass er mehr oder wenig geführt hatte. Der Alpha hatte schon öfter nackte Omegas gesehen und berührt und keiner davon, war so schlank gewesen. 

,,Zade ist sicher nicht begeistert, wenn wir noch mehr heißes Wasser verschwenden.", Nova schmiegte sich an ihn, die Augen geschlossen und seine Hände auf Lucs Brust, während das warme Wasser auf die herab prasselte. Luc schätzte diese Nähe mehr, als der Omega sich vermutlich dachte. Er war sich voll und ganz bewusst, dass diese Geste nicht einmal annähernd selbstverständlich war. Nova gewährte ihm das Privileg, ihn berühren zu dürfen, ihn lieben zu dürfen. Für nichts auf dieser Welt würde er dieses Vertrauen missbrauchen...nicht noch einmal. 






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