Kapitel 17

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Langsam öffnete ich die Augen und stöhnte leise auf, als das grelle Licht meine müden Augen traf. Ein dumpfer Schmerz durchzog meine Schläfen, und ich spürte den trockenen Geschmack im Mund. Die Erinnerungen an die vergangene Nacht kehrten langsam zurück, und mit ihnen ein Gefühl der Bedrückung. Ich setzte mich mühsam auf und griff nach dem Glas Wasser auf meinem Nachttisch. Ein paar große Schlucke halfen, die Trockenheit zu lindern, aber der dumpfe Schmerz in meinem Kopf blieb bestehen. Die Erinnerung an die Party drängte sich in meine Gedanken.

Die Auseinandersetzung auf der Party war wie ein plötzlicher Hagelsturm inmitten eines sonnigen Tages – sie hinterließ eine kalte, unangenehme Atmosphäre.

Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass es bereits Mittag war. Ich seufzte und rieb mir die Schläfen, bevor ich mich aus dem Bett quälte. Bei dem Gedanken, Jonathan nach dem gestrigen Abend um Nachhilfe bitten zu müssen, bildete sich ein dicker Kloß in meinem Hals. Doch hier stand mehr auf dem Spiel, als nur mein Stolz. Immerhin ging es um meine Versetzung, um meine Zukunft

So tippte ich schließlich eine kurze Nachricht an Jonathan, in der ich ihn darum bat, mich für eine Nachhilfestunde zu treffen.

Nachdem ich die Nachricht abgeschickt hatte, zwang ich mich, aufzustehen und mich fertig zu machen. Jeder meiner Schritte fühlte sich an, als würde ich durch Schlamm waten. Ich duschte schnell, in der Hoffnung, dass das warme Wasser etwas von meinem Kater lindern würde. Als ich mein Zimmer wieder betrat, warf ich einen kurzen Blick auf mein Handy, nur um zu sehen, dass ich eine neue Nachricht von Jonathan hatte. Sofort machte mein Herz einen Sprung.

'In Ordnung. 15 Uhr im Café.'

Ich schluckte. Schon wieder dieses Gefühl. Als würde er mich abweisen. Es war merkwürdig, diesen Text zu lesen, denn ich hatte erwartet, dass Jonathan vielleicht mehr schreiben würde. Vielleicht etwas, das zeigte, dass auch er den Vorfall von gestern Nacht nicht einfach so abtun konnte. 

Stattdessen war seine Antwort kurz und sachlich, fast distanziert. Es passte nicht zu dem Jonathan, den ich auf der Party erlebt hatte – dem fürsorglichen Jonathan, der fast in eine Schlägerei verwickelt worden wäre, nur um... ja, um was eigentlich? Um mich zu verteidigen? Oder um sein eigenes Ego zu schützen?

Ich seufzte und legte das Handy zur Seite. Jetzt war nicht der Zeitpunkt, um darüber nachzudenken. Jetzt musste ich mich darauf konzentrieren, wieder klar zu kommen und mich auf die Nachhilfe vorzubereiten. Ich zog mir etwas Bequemes an, entschied mich aber im letzten Moment doch für etwas, das ein bisschen mehr nach 'Ich habe mein Leben im Griff' aussah. Nicht, dass es Jonathan interessieren würde, wie ich aussah, aber es ging hier mehr um mein eigenes Gefühl. 

Ich wollte stark und selbstbewusst wirken, auch wenn ich mich alles andere als so fühlte.

Bevor ich das Haus verließ, warf ich noch einen letzten Blick in den Spiegel. Die Augenringe waren noch immer sichtbar, aber zumindest sah ich nicht mehr ganz so verkatert aus. "Du kannst das", flüsterte ich mir selbst zu, dann schnappte ich mir meine Tasche und machte mich auf den Weg zum Café.

Als ich das Café erreichte, zögerte ich einen Moment. Tief durchatmend richtete ich meine Schultern auf, versuchte, ein Gefühl von Zuversicht zu beschwören, das ich nicht wirklich fühlte. Ich erinnerte mich daran, dass es hier vor allem um meine akademische Zukunft ging.

Mit einem letzten, tiefen Atemzug öffnete ich die Tür des Cafés und trat ein, bereit, was auch immer dieser Nachmittag bringen mochte, zu bewältigen. Das Café war gemütlich und einladend, mit dem vertrauten Geruch von frisch gebrühtem Kaffee in der Luft. Ich scannte den Raum nach Jonathan ab und fand ihn an einem Tisch in der Ecke sitzend, mit einem Buch vor sich. Er sah auf, als ich näher kam, und sein Blick war schwer zu deuten.

DEAR JONATHANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt