Kapitel 7

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Das Problem mit Menschen wie mir ist, dass sie sich zu viele Gedanken über alles machen. Und wenn wir uns einreden wollen, uns nicht so viele Gedanken über alles zu machen, erreichten wir damit genau das Gegenteil.

Und ganz genau so erging es mir auch in diesem Moment. Langsam sollte es für mich wirklich nichts Neues mehr sein, doch irgendwie schaffte ich es immer wieder, mich dabei zu erwischen wie ich mir den Kopf zerbrach. Dabei war es jedes Mal das Gleiche. Ganze zwei Wochen war der Vorfall mit dem Footballspiel mittlerweile her und man sollte meinen, dass ich es eventuell mittlerweile aus meinem Kopf verdrängt hatte, doch das war nicht der Fall.

Und es half mir auch in keinster Weise, dass ich Jonathan seitdem nicht mehr gesehen hatte. Ich hatte das Gefühl, dass ich seitdem äußerst penibel auf jedes männliche Wesen in der Schule achtete und trotzdem war er mir kein einziges Mal über den Weg gelaufen, was mir das Gefühl gab, dass er mir entweder bewusst aus dem Weg ging oder er mich tatsächlich nicht angelogen hatte, und seine Erscheinung so etwas wie eine Fata Morgana war.

Jeglicher Versuch, mit ihm Kontakt aufzunehmen war also gescheitert, insofern es überhaupt als Versuch der Kontaktaufnahme gezählt werden könnte, denn ich hatte weder seine Handynummer, noch seine Adresse. Ich hatte gehofft, er würde mir schreiben, immerhin hatte er meine Nummer. Oder hatte ich eine Zahl vertauscht? Oh Gott, er muss denken, dass ich ihm absichtlich eine falsche Nummer gegeben habe!

Bei aller Aufregung und den verschiedenen Gedankenströmen, die mir in diesem Moment durch den Kopf schossen, versuchte ich mich zu konzentrieren und irgendwie einen kühlen Kopf zu bewahren. Es brannte mir in den Fingerspitzen irgendetwas zu tun, sei es auch etwas vollkommen Banales, denn irgendwie wollte ich wieder dieses Gefühl verspüren, welches ich in diesen zwei Nächten verspürt hatte.

Ich wollte irgendwie wieder dieses Gefühl verspüren, welches ich mit Jonathan verspürt hatte. Es war bizarr, und es hatte auch irgendetwas Aufdringliches und Unheimliches, doch ich klappte meinen Laptop auf und ließ meine Finger über die Tastatur gleiten. Bates. Der erste Eintrag, der auf meinem Bildschirm erschien war ein Wikipediaeintrag über eine Punkrockband namens The Bates. Nicht gerade das, worauf ich gehofft hatte. Ich versuchte das Ganze noch einmal mit dem Unterschied, dass ich dieses Mal den Namen Jonathan davor eintippte.

Ich staunte nicht schlecht, als tatsächlich ein Zeitungsartikel aufploppte.

Regeneron verkündet Gewinner der diesjährigen Science Talent Search

New York, 23. Juni 2018

Heute hat Leonard Schleifer, Gründer von Regeneron Pharmaceuticals den Gewinner des diesjährigen Wissenschaftswettbewerbs verkündet. Bei der Science Talent Show geht es darum, die innovativsten und begabtesten Schüler zu fördern und ihnen eine Plattform zu liefern. Es stünde an vorderster Stelle, wissenschaftliche Erkenntnisse voranzutreiben und dafür zu sorgen, dass den Nachfolgegenerationen alle Möglichkeiten aufzuzeigen und sie zur Forschung zu ermutigen, so Schleifer.

Der Hauptpreis, ein Praktikum an der Havard Universität geht dieses Jahr an einen Schüler der Pinecrest Schule aus Fort Lauderdale. Jonathan Bates, Sohn von Stuart Bates, Gründer des Immobilienunternehmens Bates & Co., nahm in der Kategorie Physik und Astronomie teil.

Über dem Eintrag, welchen ich aufgrund der kochenden Wut, die in dem Moment in mir hochkam, nicht zu Ende zu lesen vermochte, grinste ein überglücklicher, Urkunde-haltender Jonathan in die Kamera. Seine Haare waren etwas zerzaust und er sah jünger aus, was auch Sinn ergab, in Anbetracht der Tatsache, dass der Artikel nicht von diesem Jahr war. Die Enttäuschung über den Fakt, dass er mir ins Gesicht gelogen hatte war zwar so langsam verflogen, doch machte sich mittlerweile eine neue Art von Wut in mir breit. Längst war es nicht mehr seine unglaubliche Dreistigkeit, die mich zum Kochen brachte, nein, es war vielmehr die Tatsache, dass er so ein verdammter Heuchler war.

DEAR JONATHANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt