Kapitel 2

125 9 0
                                    

Wer auch immer sich gedacht hat, nach einem ausgiebigen Konzert eine weitere Party, bei der man sowohl geistig als auch körperlich anwesend sein musste, zu veranstalten, hatte mich gerade als größten Feind dazu gewonnen.

Müde lehnte ich meinen Kopf gegen den Pfosten, der an der hölzernen Theke hinauf ragte, und nahm einen Schluck Whiskey, der mir eigentlich dabei helfen sollte, einen klareren Kopf zu bekommen.

Die laute Musik dröhnte in meinen Ohren und das grelle Licht blendete meine Augen. Um mich herum tanzten die Menschen, lachten und feierten, aber ich fühlte mich wie ein Fremder in dieser Welt. Eine Welt, die mir fremd war und in die ich nicht hineinpasste.

Ich versuchte, mich abzulenken, versuchte, den Schmerz und die Leere in meinem Inneren zu betäuben. Aber der Whiskey half nur für einen Moment, und dann kam die Dunkelheit wieder zurück, um mich zu umhüllen.

Ein Blick auf die Uhr an der Wand verriet mir, dass es fast Mitternacht war. Wir waren erst seit einer Stunde hier, aber es fühlte sich bereits wie eine Ewigkeit an.

Ich lehnte mich gegen die Theke und starrte in mein Glas. Die Kälte des Glases fühlte sich angenehm an meiner Haut an, aber es war nichts im Vergleich zu der Kälte, die mein Inneres umhüllte.

Nachdem das Glas geleert war, beschloss ich, auf Toilette zu gehen, um ein wenig Zeit rumzuschlagen. Die Toiletten befanden sich im Keller und man musste eine steinerne Wendeltreppe hinabgehen. Im betrunkenen Zustand war der ein oder andere hier mit Sicherheit schon hinuntergefallen.

Die steinerne Wendeltreppe lag vor mir, und ich hielt einen Moment inne, um mich zu sammeln. Ich wusste, dass ich nicht betrunken genug war, um zu stolpern, aber ich fühlte mich dennoch unsicher auf den Beinen.

Die Stufen waren unregelmäßig und rutschig, und ich musste mich am Geländer festhalten, um nicht zu fallen. Der Geruch von Alkohol und Erbrochenem lag schwer in der Luft, und ich kämpfte gegen den Drang an, mich zu übergeben.

Endlich erreichte ich die Toiletten und betrat den düsteren Raum. Das schwache Licht der Glühbirnen flackerte unheimlich und ich konnte das Echo meiner eigenen Schritte hören, als ich durch den Raum ging.

Ich ließ mich auf eines der schäbigen Klos sinken und starrte auf den Boden. Die Stille war erdrückend und ich konnte meinen eigenen Herzschlag in meinen Ohren pochen hören.

Wut breitete sich in mir aus, und ich spürte, wie sie mich überwältigte. Ein erstickender Druck legte sich um meine Brust und ich konnte nicht anders, als gegen die Tür der Kabine zu treten. Mit einem kurzen Klacken sprang das Schloss auf und die Tür schwang auf.

Für einen Moment starrte ich auf die nun offene Tür, während meine Wut langsam abflachte und einer stummen Panik wischt die sich langsam in meinem gesamten Körper ausbreitete.

Ich trat aus der Kabine und ließ mich auf den kalten Fliesenboden sinken. Meine Gedanken wirbelten wild durcheinander und ich kämpfte darum, sie zu ordnen. Aber die Dunkelheit in meinem Inneren schien mich zu verschlingen, und ich wusste nicht, wie ich ihr entkommen konnte.

Tränen stiegen mir in die Augen und ich schluchzte laut auf. Die Angst und die Verzweiflung überwältigten mich und ich konnte nicht anders, als meine Gefühle endlich herauszulassen.

Die Minuten vergingen, ich blieb einfach sitzen, verloren in meinen eigenen Gedanken und Gefühlen.

Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir, und ich wirbelte herum, um zu sehen, wer es war. Durch die Dunkelheit konnte ich kaum etwas erkennen. Die Gestalt trat näher, und ich erkannte Hoseoks vertrautes Gesicht im schwachen Licht der Glühbirnen. Seine Augen waren voller Sorge, als er sich zu mir hinunterbeugte und mich sanft umarmte.

"Yoongi-Hyung, was ist los?" fragte er leise, seine Stimme voller Mitgefühl.

Ich schluchzte in seine Schulter und ließ mich von seiner Nähe trösten. Hoseoks Hand strich beruhigend über meinen Rücken, während meine Tränen seine Schulter durchnässten.

Ein Teil von mir sehnte sich danach, ihm alles zu erzählen, ihm meine wahren Gedanken und Gefühle anzuvertrauen. Aber ein anderer Teil von mir verschloss sich vor ihm, hielt meine innersten Ängste und Zweifel fest im Griff.

"Es ist okay, du kannst mir alles erzählen", flüsterte er und versuchte, mich zu beruhigen.

Aber in meinem Inneren tobte ein Sturm. Die Dunkelheit, die mich umhüllte, verschluckte meine Worte, und ich konnte einfach nicht darüber sprechen. Ich wollte nicht, dass Hoseok meine Schwäche sah, meine zerbrechliche Seite, die ich so hart versuchte zu verbergen.

Ich löste mich aus seiner Umarmung, wischte mir die Tränen ab und versuchte, meine Fassade wieder aufzubauen. "Es ist nichts, Hobi. Einfach nur ein schlechter Tag", log ich, meine Stimme zittrig.

Hoseok sah mich besorgt an, seine Augen durchdringend. "Hyung, du musst nicht so stark sein. Es ist okay, Schwäche zu zeigen."

Aber ich schüttelte den Kopf, meine Haare klebten feucht an meiner Stirn. "Ich bin in Ordnung, wirklich. Lass uns zurück zur Party gehen."

Hoseok zögerte einen Moment, aber schließlich nickte er und stand auf. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zurück zur oberen Etage, wo die laute Musik und das grelle Licht der Aftershowparty auf uns warteten.

»𝐁𝐥𝐮𝐫𝐫𝐞𝐝« ˢᵒᵖᵉ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt