Kapitel 3

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Als ich am Morgen in meinem Hotelbett aufwachte, fühlte es sich nicht so an, als hätte ich überhaupt geschlafen.

Ich hatte Kopfschmerzen, die ich wahrscheinlich den Gläsern Whiskey zu verdanken hatte. Mein Mund fühlte sich trocken an, und ein unangenehmer Geschmack lag auf meiner Zunge. Außerdem hatte ich furchtbaren Hunger, da wir seit gestern Morgen aufgrund des Konzertes nichts mehr gegessen hatten.

Langsam setzte ich mich auf und rieb mir die Augen. Der Raum war dunkel, und das Licht, das durch die Vorhänge fiel, war gedämpft. Ein Blick auf die Uhr neben dem Bett verriet mir, dass es erst früh am Morgen war. Ich hatte gerade einmal drei Stunden geschlafen.

Ich stand auf und streckte mich, mein Rücken schmerzte von der ungewohnten Position im Bett. Eine kalte Dusche würde mir sicher guttun, dachte ich und machte mich auf den Weg ins Badezimmer.

Das kalte Wasser lief über meinen Körper, und es fiel mir schwer zu atmen. Die eisigen Tropfen prasselten auf meine Haut, doch es war eine Art Befreiung. In diesem Moment verstummten alle Gedanken in meinem Kopf, und ich konnte für einen Augenblick den Schmerz und die Dunkelheit vergessen.

Als ich aus der Dusche trat, zitterte mein Körper so stark, dass ich mich an der Wand abstützen musste, um nicht zusammenzubrechen. Die Kälte hatte meine Sinne betäubt, aber ich fühlte mich auch irgendwie lebendiger.

Langsam atmete ich tief durch und zwang mich, die Gedanken zu verdrängen. Ich musste stark sein, zumindest nach außen hin. Die anderen Bandmitglieder sollten nicht wissen, wie es mir wirklich ging. Ich konnte ihnen nicht die Last meiner eigenen Gefühle aufbürden.

Ich trocknete mich ab und zog mich an, meine Glieder immer noch schwach und zittrig. Der Spiegel über dem Waschbecken zeigte mir ein bleiches Gesicht, tiefe Schatten unter den Augen. Ich vermied es, zu lange in meine eigenen Augen zu schauen, denn darin sah ich die Dunkelheit, die mich umhüllte.

Fertig angezogen ließ ich mich auf mein weiches Bett fallen. Von dem Nachttisch schnappte ich mir mein Handy, um zu schauen, ob die anderen schon wach waren.

Natürlich waren sie das. Kaum hatte ich es eingeschaltet, strömten hunderte Nachrichten auf mein Handy. Die anderen Bandmitglieder schienen bereits aktiv zu sein, darüber zu diskutieren, wann sie frühstücken sollten und sich gegenseitig lustige Fotos von der Party gestern zu schicken.

Ich antwortete kurz auf einige Nachrichten, gab vor, gut gelaunt zu sein, und schickte ein paar lachende Emojis. Dann legte ich mein Handy beiseite und starrte an die Decke.

Einige Sekunden später klopfte es an der Tür. "Hyung? Wir wollen frühstücken gehen", erklang Jimins Stimme.

Ich seufzte und stand auf. Mein Hunger von vorhin war wie weggeblasen, dennoch musste ich etwas essen. Ich brauchte die Kraft für den Flug nach Seoul. Als mein Körper mir das letzte Mal eingetrichtert hatte, dass ich nicht hungrig war, hatte es damit geendet, dass ich bei der Probe auf der Bühne ohnmächtig geworden war.

"Hyung? Geht es dir gut?" Jimins besorgte Stimme durchdrang meine Gedanken, begleitet von einem erneuten Klopfen an der Tür.

Ich schüttelte den Kopf, um meine Gedanken zu sortieren, und öffnete die Tür. Jimin stand vor mir, ein besorgter Ausdruck auf seinem Gesicht. "Ja, mir geht's gut. Lass uns frühstücken gehen", sagte ich und versuchte, so fröhlich wie möglich zu klingen.

Jimin sah mich skeptisch an, aber nickte schließlich und begleitete mich zum Aufzug. Die anderen warteten bereits unten in der Lobby und ich zwang mich, ein breites Lächeln aufzusetzen, als wir zu ihnen stießen.

"Hyung!", rief Hoseok glücklich, als er mich sah, und schwang einen Arm um meine Schulter. Dabei atmete ich den typischen Hoseok-Duft ein.

"Hey, Hobi", erwiderte ich mit einem gezwungenen Lächeln, obwohl ich mich innerlich immer noch leer fühlte.

"Du siehst müde aus, Hyung. War die Party gestern zu wild für dich?", neckte mich Taehyung und schenkte mir ein breites Grinsen.

Ich lachte gequält auf. "Ja, vielleicht bin ich einfach zu alt für diese ganzen wilden Partys", scherzte ich, während ich innerlich spürte, wie die Dunkelheit mich langsam erdrückte und es schwerer wurde, zu atmen.

Wir betraten den Frühstücksraum und der Duft von frisch gebrühtem Kaffee und frisch gebackenen Croissants stieg mir in die Nase. Mein Magen knurrte und ich zwang mich, das fröhliche Gespräch mit den anderen fortzusetzen, auch wenn mir nicht wirklich nach Smalltalk zumute war.

Wir setzten uns an einen großen Tisch und die Bedienungen fragten uns nach unseren Getränkwünschen. Danach sprinteten die Maknaes zum Buffet.

"Los, Yoongi-Hyung, wir müssen uns beeilen, bevor Jeongguk das ganze Essen wegfrisst", rief Jimin lachend und zog mich mit sich zum Buffet.

Ich folgte ihm widerwillig, obwohl ich kaum Appetit hatte. Mein Blick fiel auf die verschiedenen Speisen und ich griff nach einem Croissant und legte es auf meinen Teller, bevor ich damit zu unserem Tisch zurückkehrte. Mein Magen verkrampfte sich, als ich versuchte, etwas hinunterzuschlucken.

"Ist alles in Ordnung, Yoongi-Hyung? Du siehst echt blass aus", merkte Hoseok an und legte seine Hand auf meine Wange, die sofort errötete.

Ich lachte gequält und versuchte, meine Erschöpfung zu verbergen. "Ach, mir geht's gut. Ich brauche einfach meinen Kaffee und dann bin ich wieder der Alte."

Die anderen lachten, aber ich konnte spüren, dass sie nicht ganz überzeugt waren. Hoseok sah mich mit einem nachdenklichen Ausdruck an, aber dann wandte er sich ab, um ein Gespräch mit Seokjin anzufangen.

Als wir fertig mit dem Frühstück waren, wurden wir angeordnet, unsere Sachen zu packen und in einer halben Stunde in der Lobby zu sein, damit uns die Taxis zum Flughafen bringen konnten. Mein Blick fiel auf Hoseok, der sich gerade mit den anderen unterhielt. Er schien so lebhaft und sorglos - das genaue Gegenteil von dem, was in mir vorging.

Ich stand auf, fühlte mich jedoch immer noch wie durch Watte gepackt. Der Versuch, meine Gedanken zu ordnen und meine wahre Verfassung zu verbergen, wurde zunehmend anstrengender.

Nachdem ich meinen Koffer gepackt hatte, wartete ich in der Lobby auf die anderen. Unser Personal war schon hier und meine Bodyguards standen beschützerisch in meiner Nähe, obwohl sie mich vor einer Person nicht schützen konnten, so sehr sie es auch versuchten - mir selbst.

Die Zeit verging langsam, während ich auf die anderen wartete. Mein Blick schweifte durch die Lobby, vorbei a den geschäftigen Reisenden, die eilig ihre Koffer zogen, und den entspannten Hotelgästen, die sich in den gemütlichen Sesseln unterhielten. Die meisten vom ihnen wussten wahrscheinlich nicht einmal, dass ich Mitglied einer berühmten Band war, aber im Moment war mir das auch recht so.

Als die anderen Mitglieder der Band endlich in der Lobby erschienen, versuchte ich, mein Lächeln zu erzwingen und so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Doch hinter meiner Fassade aus Fröhlichkeit und Gelassenheit verbarg sich eine tiefe Verzweiflung, die ich niemandem zeigen konnte.

Die Taxis kamen schließlich, um uns abzuholen, und wir machten uns auf den Weg zum Flughafen. Die Fahrt verlief größtenteils schweigend, jeder von uns versunken in seine eigenen Gedanken. Doch inmitten der Stille konnte ich die lauten Schreie meiner inneren Dämonen hören, die mich quälten und mich daran hinderten, Ruhe zu finden.

»𝐁𝐥𝐮𝐫𝐫𝐞𝐝« ˢᵒᵖᵉ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt