Kapitel 28

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Hoseok saß neben mir, er hatte einen Arm um meine schmale Hüfte gelegt und strich mit seiner Hand sanft über meinen Bauch, der furchtbar schmerzte. Mit seiner anderen Hand hielt er ein Stäbchen, auf dem ein Röllchen Sushi lag. 

Ich blickte auf das Sushi und spürte sofort eine Welle von Übelkeit in mir aufsteigen. Jedes Mal, wenn ich Essen sah, fühlte es sich an, als würde mein Magen sich zusammenziehen und rebellieren.

"Yoonie, versuch doch wenigstens ein kleines Stückchen zu essen. Es ist leicht verdaulich und wird dir guttun", sagte er sanft und lächelte mich aufmunternd an.

Ich schluckte schwer und spürte die Panik in mir aufsteigen. Aber ich wollte Hoseok nicht enttäuschen. Langsam öffnete ich meinen Mund und Hoseok fütterte mich. Mit angehaltenem Atem biss ich vorsichtig in das Sushi und kämpfte gegen den Brechreiz an, der sofort hochstieg. Doch ich zwang mich, das Essen zu schlucken, und versuchte, das Würgen zu unterdrücken.

'Es muss raus. Wie konntest du das nur essen? Du bist noch lange nicht perfekt genug!'

Die Stimme eroberte meine Gedanken und übertönte sogar die Geräusche des Films, denn wir uns alle während des Essens ansahen.

Tränen traten mir in die Augen, während ich versuchte, mich auf das Geschehen auf dem Bildschirm zu konzentrieren und nicht auf das Gift, das sich in meinem Magen ausbreitete.

Plötzlich konnte ich nicht mehr. Ein unkontrollierbares Würgen stieg in mir auf, und bevor ich es stoppen konnte, brach alles aus mir heraus. Ich übergab mich auf Hoseoks Schoß, das Sushi vermischt mit der bitteren Galle, die sich in meinem Magen angesammelt hatte.

"H-Hobi...", stammelte ich, Tränen mischten sich mit dem Erbrochenen auf meinem Gesicht. Die Scham, die ich fühlte, war unbeschreiblich. Ich konnte Hoseoks enttäuschten und angeekelten Blick förmlich spüren.

"Yoonie, oh Gott, es tut mir so leid", flüsterte Hoseok, sein Gesicht voller Sorge und Mitgefühl. Er half mir auf und führte mich zum Badezimmer, während die anderen erschrocken und besorgt aufstanden.

Er würde mich ekelerregend finden und verlassen. Ich hatte versagt. Mein Herz raste und ich konnte kaum atmen, als er mich behutsam auf den Rand der Badewanne setzte, mir einen Eimer gab und mir den Rücken rieb, während ich mich weiter übergab.

"Ich bin hier, Yoonie. Alles wird wieder gut", flüsterte er sanft, seine Hand warm auf meinem Rücken. Ich wollte ihm glauben, aber die Stimme in meinem Kopf war lauter als je zuvor, und ich wusste nicht, wie ich ihr entkommen sollte.

Als ich fertig war, stellte Hoseok den Eimer zur Seite und zog sich sein T-Shirt und seine Hose aus, da beide mit meinem Erbrochenen übersehen waren. Jetzt stand er nur noch in Unterhose und Socken vor mir. Sein Körper war so perfekt. Er hatte Bauchmuskeln und wunderschöne lange Beine.

Mein Körper hinterher war... ekelhaft. Ich konnte nicht einmal etwas essen ohne mich zu übergeben. Tränen vermischten sich mit dem Erbrochenen auf meinem Gesicht.

Als Hoseok sich zu mir lehnte, mit einem Handtuch in der Hand, um mir zu helfen, das Erbrochene von meinem Gesicht zu wischen, konnte ich nicht anders, als mich noch mehr zu hassen. Er verdiente jemanden Besseres als mich, jemanden, der nicht so zerbrochen und fehlerhaft war wie ich.

"Hobi...", flüsterte ich mit gebrochener Stimme, Tränen sammelten sich erneut in meinen Augen. "Ich... es tut mir so leid."

"Hey, es ist alles okay. Trotzdem sollten wir jetzt duschen gehen", sagte er sanft.

"Z-zusammen?", stammelte ich.

"Natürlich zusammen. Ich lasse dich nicht alleine, wenn du jeden Moment zusammenbrechen könntest."

Hoseok half mir dabei, mich auszuziehen und zog sich selbst dann noch seine Unterhose und Socken aus, bevor er alles in den Wäschekorb schmiss.

"Hör zu, Yoongi", begann Hoseok sanft, als er meine Hand nahm und mich in die Dusche führte. "Du bist nicht allein. Ich bin hier für dich, egal was passiert. Wir werden gemeinsam durch alles gehen, verstanden?"

Ich nickte stumm, unfähig, etwas zu sagen. Die Wärme des Wassers umhüllte uns und Hoseok umarmte mich vorsichtig. Dann nahm er sich das Shampoo und begann, zuerst meine und dann seine Haare einzuseifen. Seine Finger massierten sanft meine Kopfhaut und ich schloss die Augen.

Als er das Duschgel nahm und mich zuerst am Oberkörper und dann immer tiefer einzuseifen, wurde ich panisch.

Die Vorstellung, dass Hoseok mich so zerbrechlich und hilflos sah, schnürte mir die Kehle zu. Ich wollte nicht, dass er mich in diesem Zustand sah, so schwach, so kaputt. Doch gleichzeitig war ich dankbar, dass er bei mir war, dass er mich nicht alleine ließ.

Während er sich dann einseifte, konnte ich nicht umhin, Hoseoks makellosen Körper zu bewundern. Seine Haut schimmerte im warmen Licht des Zimmers, seine Muskeln bewegten unter der Berührung des Wassers, und ich konnte nicht anders, als mich selbst mit ihm zu vergleichen. Meine eigene Haut fühlte sich blass und krankhaft an, und meine Knochen ragten bedrohlich unter der dünnen Schicht Fleisch hervor, aber trotzdem fühlte ich mich nicht dünn genug.

"Hoseok...", flüsterte ich, meine Stimme zitternd vor Selbsthass. "Warum tust du das? Warum... warum bist du bei mir, wenn ich so bin?" Die Worte kamen leise über meine Lippen, fast unhörbar unter dem Rauschen des Wassers, aber ich musste sie aussprechen. Ich musste verstehen, warum er sich an jemanden klammerte, der so tief gefallen war wie ich.

Hoseok hielt inne, seine Hände ruhten auf meinen Schultern, während er mich mitfühlend ansah. "Weil ich dich liebe, Yoongi", antwortete er ruhig, aber bestimmt. "Ich liebe jeden Teil von dir, selbst die dunklen und schwierigen Seiten. Du bist nicht allein in deinem Schmerz, und ich werde immer hier sein, um dich zu unterstützen, egal was passiert. Du bist ein wundervoller Mensch und du verdienst Liebe und Unterstützung – genauso wie jeder andere auch."

Seine Worte drangen tief in mein Herz ein, aber gleichzeitig verstärkten sie meinen Selbsthass. Wie konnte er mich lieben, wenn ich mich selbst nicht einmal ertragen konnte? Wie konnte er bei mir bleiben, wenn ich so offensichtlich zerbrochen war?

»𝐁𝐥𝐮𝐫𝐫𝐞𝐝« ˢᵒᵖᵉ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt