11.) Brokkoli und Karkerlake

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Irgendwas fehlte Nico. Er hatte heute, so wie in der letzten Zeit ein wunderschönes Date gehabt, ohne Lippen, Wangen oder Handkontakt. Es war, zum verrückt werden. Will sagte zwar, dass sein Engel ihm alles geben konnte was er brauchte und er ihn für nichts auf der Welt eintauschen würde, doch wieso war die rechte Bettseite des Hadessohnes dann leer? Die Bettseite, die jeden Morgen als erste von der Sonne gestrichen wurde und die, nachdem sie das erste Mal nebeneinander eingeschlafen waren, nicht wieder benutzt worden war.

Auch heute morgen spürrte Nico die eisige Kälte langsam seinen Nacken rauf kriechen, als er einen Blick durch das einsame Zimmer warf. Da fehlte definitiv ein Sonnenschein. Oder eher sein blauäugiger Sonnenschein. Das Holz seines Lieblingsbaumes schien auf einmal viel dunkler, und der Raum drückte, fühlte sich klein an. Er nahm ihm die Luft zum Atmen. Ein beengendes Gefühl nahm Platz in seiner Brust, und obwohl er, zu so frühen Morgenstunden sonst eigentlich Winterschlaf hielt, konnte er keine Ruhe mehr finden, bis er sich schließlich, in Begleitung der ersten singenden Schwalben, auf zu einem Spaziergang machte.

Er schlich die knarzenden Gänge entlang, öffnete da Hauptor einen Spalt und schloff, vorbei an den eingenickten Wachen ins Äußere. Er presste die kalte Morgenluft in seine Lungen, bevor er sich ins taufeuchte Gras fallen ließ, in der Ferne sah man schon die ersten Sonnenstrahlen, die den Himmel, wie mit Pinselstrichen, zartrosa färbten. Viele Menschen fürchteten die Nacht, denn sie wussten nicht, was sich darin verbarg. In der Dunkelheit hatten sie keine Kontrolle. Nico hatte noch nie Kontrolle, weder über sein Leben noch über seine Entscheidungen, er ließ sich vom Schicksal leiten, die Nacht war sein Freund, nicht sein Feind.

Nach einigen Minuten der Stille, vernahm er Laute hinter sich, jemand, der den steinigen Weg entlang zum Garten schritt. Eine Person ließ sich neben ihn fallen, und ehe er sich versah, schlangen sich Arme um seinen Torso, damit er an eine warme Brust gezogen werden konnte. Es war die erste Umarmung seit Tagen, doch konnte er nicht wiederstehen und eine Frage in den seeligen Moment zu stellen.
,,Habe ich dich geweckt?"
Will brummte müde und cergrub seine Nase in Nicos Haaren.
,,Nein. Naja irgendwie doch. Ich habe deine Schritte am Gang vernommen, nur du schleichst dich um so eine Zeit nach draußen."
,,Das tut mir leid..."
,,Braucht es dir nicht, liege sowieso die ganze Nacht nur unruhig im Bett."
Sie beide spürten die unausgesprochene Frage, die in der Luft hing, ehe Nico beschloss das er für sich und sein Gewissen Klarheit schaffen sollte.
,,Was war in den letzten Tagen los? Warum bist du mir aus dem Weg gegangen?"
Nicos Stimme klang brüchig, er hatte Angst vor einer möglichen Abweisung, dass er es sich anders überlegt hätte und der Kleinere eben doch zu wenig sei. In die Qugen konnte er seine Liebsten nicht sehen, daher waren seine verknoteten Finger die beste Wahl.
,,Ich habe es gerade einfach nicht verdient, dich zu umarmen...vorher muss ich noch eine Kleinigkeit klären."

Nico wich von seinem Verlobten zurück um ihn Mustern zu können.
,,Was hast du getan? Und wieso konntest du mir deswegen nicht nahe kommen?"
Der Blonde strich Nico eine Strähne aus dem Gesicht, lächelte ihn sanft an, ein trauriger Glanz zierten dessen dunkle Augen.
,,Mach dir keine Sorgen...Es ist kein großes Problem, wird uns nach der Hochzeit auch nicht weiter aufhalten. Bitte vertrau mir einfach."
Der Hadessohn gabe sich geschlagen, denn was konnte er schon dagegen anrichten, auch er selbst hatte es Will nicht immer einfach gemacht.
,,Ich gehe wieder zurück, vielleicht hat Rotkäppchen Hunger..."
Mit diesen Worten ließ er den Jüngeren wieder alleine mit dessen Gedanken.
Kein Lächeln, kein Kuss, und schon gar kein Engel.

Nico brauchte Ablenkung. Ablenkung vor den Vorbereitungen, dem ständig nervenden Personal, das sich das Maul über ihn zeriss, aber vorallem vor Will und ihrer Krise. War es überhaupt eine Krise? Der Schwarzhaarige war sich da nicht so sicher, es bestand die Möglichkeit dass er überreagierte. Egal was es war, es zehrte an seinen Nerven und da Schwertkampf bekanntlich das beste Mittel dafür war, griff er darauf zurück.
Er schlich den Pfad hinab zu der versteckten Arena, die Will ihm gezeigt hatte.
Das schöne, dunkle, von ihm auserkorene Schwert lag noch unberührt auf seinem Platz im klapprigen Schuppen und so stand er nur wenige Zeit später inmitten der leeren Zuchauer Plätze.
Erst dann viel dem Hadessohn auf, dass er eine wichtige Sache vergessen hatte, einen Gegner. Die Holzpuppen hatte er bereits doppelt getötet, die Hofgemeinschaft fürchtete sich davor, obwohl er ihnen nur ein zwei kleine Klratzer verpasst hatte, und alle anderen schliefen noch.
Gerade als er seinen Rückweg antreten wollte, stich ihm ihm ein grüner Haarschopf ins Auge.
,,Na, hast du Lust mit deiner guten alten bald-Schwägerin zu kämpfen? Meine Spezialität ist und wird immer das Bogenschießen bleiben, och ich dachte mir, es wäre gut andere Disziplinen zu beherrschen."
Sie kam näher und reckte ihr Schwert in seine Richtung, eine klare Kampfaufforderung.
,,Ach ja? Seit wann darf ein Brokkoli im Schwertkamof unterrichtet werden?"
Nico grinste schelmisch, nahm ihre Einladung zu gerne an. Das war genau wonach er gesucht hatte.

Maybe tomorrow (✨️Solangelo AU✨️)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt