pov Madison
Wie fast jeden Samstag saß ich schon früh mit Heather am Tisch im Garten und frühstückte. Normalerweise war Katelyn auch da, allerdings kommt sie erst in ein paar Minuten von ihrem spontanen Einsatz zurück, zu dem sie vor einigen Stunden aufgebrochen ist. Die anderen schliefen alle noch.Während ich die frühen Sonnenstrahlen genoss, unterhielt ich mich mit meiner ältesten Schwester. Wir hatten ein sehr gutes Verhältnis zueinander und saßen oft zusammen um zu reden. Meistens über unsere Arbeit oder die Familie. „Chloe hat letztens schon wieder bei Cassy abgeschrieben. Wenn das so weitergeht, wiederholt sie das Jahr. Sie muss endlich lernen, ihre Aufgaben selber zu machen, ihre Noten sind schon schlecht genug.", sagte ich ernst. Heather seufzte. „Du hast vollkommen Recht. Aber es bringt nichts ihr mehr Druck zu machen oder sie ständig zu bestrafen, dann blockt sie ab und macht gar nichts mehr. Sie muss es von sich selbst aus wollen. Ich hab nur echt keine Idee, wie wir das hinbekommen sollen."
Plötzlich kam Katelyn in den Garten und lief auf uns zu. Wie immer, wenn sie von der Arbeit kam, trug sie eine verspiegelte Sonnenbrille. Ihre enge schwarze Jeans betonte ihre sportlichen Beine, genau wie leichten Absatzschuhe. Zusätzlich trug sie eine schwarze Bluse und darüber die dunkelblaue Jacke, auf deren Rücken in gelb groß die Buchstaben CIA aufgedruckt waren. An ihrem Gürtel hing neben Handschellen eine Schusswaffe im Polster. Ich bewunderte ihren Mut und was sie alles schon geschafft hatte. Bei der CIA arbeiten nur sehr wenige Frauen, mal abgesehen davon, dass es überhaupt unfassbar schwer ist, überhaupt dorthin zu kommen. Mit ihren 24 Jahren hatte sie es aber nicht nur als einfache Agentin geschafft, sondern leitete eine ganze Abteilung. Direkt nach ihrem sehr guten High School Abschluss war sie zur US Army gegangen und hatte zwei Einsätze gedient. Nach ihrem ersten machte sie mehrere Weiterbildungen und wurde zum Lieutnant befördert, weswegen sie in ihrem zweiten Einsatz bereits eine eigene Truppe anführte. Über die Army gelang sie durch ein spezielles Programm dann direkt zur CIA, wo sie essentiell an der Lösung eines wichtigen Falles beteiligt war und sich so schnell hocharbeitete. Ich bin immer wieder beeindruckt, was für eine starke inspirierende Frau meine Schwester ist. Oft merkt man ihr ihre Arbeit im Umgang aber auch an, sie ist bei der Erziehung immer die strengere, legt viel Wert auf Respekt und ist sehr diszipliniert.
Heather ist allerdings nicht weniger beeindruckend, sie hat bereits mit Ende 16 die Schule abgeschlossen und wurde über ein Stipendium in Harvard zum Medizinstudium angenommen. Schon nach viereinhalb Jahren war sie, früher als die meisten anderen, bereits ausgebildete Ärztin in den Bereichen Notfallmedizin und Neurologie. Dann hat sie noch einige Semester Psychologie studiert, allerdings dieses Studium nie abgeschlossen, da sie wieder nach Hause wollte und endlich anfangen zu arbeiten. Mittlerweile ist sie im städtischen Krankenhaus Chefärztin der Notaufnahme. Es ist wirklich nützlich eine Ärztin hier zu haben, zumal sie sich durch die Psychologiesemester auch in diesem Bereich gut auskennt, was gerade bei unseren jüngeren Geschwistern oft sehr sinnvoll ist. Auch Katelyn weiß durch ihre Arbeit viel über Psychologie, da es ein elementarer Bestandteil ihrer Arbeit ist. Die beiden machen das mit dem Sorgerecht wirklich gut, ich bin immer wieder froh, dass alles so einwandfrei geklappt hat. Ich war zu dem Zeitpunkt erst etwas über 20 und noch mitten im Lehramtsstudium, daher war es von Anfang an klar, dass die beiden das machen.
"Guten Morgen", begrüßte uns Katelyn und setzte sich an den Tisch. "Guten Morgen. Wie war der Einsatz? Hat alles geklappt?", fragte Heather. Obwohl wir erwachsen sind, sorgt sie sich genauso um uns, wie um die Kleinen. Sie ist wirklich eine tolle älteste Schwester. "Ja, eigentlich schon, wir haben viel erreicht. Allerdings wurde ich am Arm angeschossen, wohl nur ein Streifschuss. Kannst du mal drüber schauen?" "Natürlich", sagte Heather sofort und holte von drinnen schnell Verbandszeug und Desinfektionsmittel. „Zeig mal her", forderte sie Katelyn dann auf, als sie zurück war. Diese zog ihre Jacke aus. Ein einfacher Verband war oben um ihren Arm gewickelt, dieser wurde jetzt von Heather entfernt. Es kam eine schmale blutige Wunde zum Vorschein. Heather desinfizierte die Stelle und wickelte einen neuen Verband darum. „Das sollte ein zwei bis drei Wochen wieder ganz verheilt sein, da es nicht zu tief ist müssen wir nicht nähen. Aber wir müssen das regelmäßig desinfizieren. Wie ich dich kenne brauchst du kein Schmerzmittel?" „Natürlich nicht, ist doch nur ein Kratzer" Heather grinste kopfschüttelnd und räumte alles wieder weg. Katelyn war nicht nur sehr diszipliniert, sondern konnte auch sehr gut mit Schmerzen umgehen. Wenn Heather nicht wäre, würde sie mit einigen Sachen gar nicht erst zum Arzt gehen, sondern warten, ob es von selbst verschwindet.
Dann setzten wir unser Frühstück fort. Nach und nach schienen auch die anderen aufzuwachen, es wurde laut im Haus. „Die Ruhe war schön", meinte ich seufzend, als die Zwillinge laut streitend zu uns an den Tisch kamen. „Worum geht es denn schon wieder?", fragte Katelyn genervt. Daraufhin schwiegen die Zwillinge und sahen sich nur verbissen an. Die zwei waren eigentlich ein Herz und eine Seele aber zur Zeit stritten die beiden sehr oft. Darüber reden wollten sie meistens nicht, sie wussten genau das es nur peinliche Kleinigkeiten waren, um die sie sich stritten.
Später kamen dann noch Shawn und Hillary runter. Inzwischen war es schon fast halb zwölf mittags, weshalb es ziemlich warm war. Heather, Katelyn und ich arbeiteten schon eine Weile an unseren Laptops, auch wenn Wochenende war, hatten wir meistens noch etwas zu tun. Die kleinen verabschiedeten sich nach und nach und nutzten den Samstagnachmittag um mit Freunden rauszugehen. Einige Minuten nachdem sie weg waren, kam Stacy nach unten. Man sah ihr an, dass sie die Nacht definitiv nicht ruhig im Bett verbracht hatte. Sie hatte tiefe Augenringe, ein wenig verschmiertes Makeup im Gesicht und total unordentliche Haare. Zur Hälfte trug sie noch ihr Partyoutfit von letzter Nacht und verbreitete einen Geruch von Rauch und Alkohol. Mit einem genuschelten "Guten Morgen" setzte sie sich an den Tisch und schmierte sich ein Brötchen. Stacy lebte ein sehr anderes Leben als wir drei, sie ging sehr oft nachts aus und schlief dafür nicht selten bis mittags. Auch war sie absolut kein Kind von Traurigkeit und brachte oft fremde Männer mit, nur um mit ihnen die Nacht zu verbringen. Durch ihre Arbeit als Model und Schauspielerin hatte sie Kontakt zu ganz anderen Leuten und einen großen, recht bekannten Freundeskreis, in dem viel gefeiert wird.
"Denkst du wirklich, dass es für deine berufliche Karriere sinnvoll ist, so oft feiern zu gehen?", fragte Heather mit hochgezogenen Augenbrauen. "Nur weil ihr so spießig seid, muss ich das ja nicht auch sein. Nicht jeder will mit Mitte 20 schon einen Vollzeit Job ohne Freiheiten haben. Ich leb lieber mein Leben so wie es mir Spaß macht.", antwortete Stacy gähnend mit leicht gereiztem Unterton. Eigentlich haben wir nichts dagegen, wie Stacy lebt, immerhin ist sie ja auch erst 20. Doch hin und wieder sagen Heather und Katelyn doch mal was, Stacy kann ja nicht ihr ganzes Leben so weitermachen. Bis jetzt ist sie da allerdings wenig einsichtig, weshalb wir meistens nicht weiter diskutierten.
Dann konzentrierten wir uns wieder auf unsere Arbeit und wie die anderen vor ihr, verschwand auch Stacy bald um rauszugehen. "Jetzt haben wir wieder Ruhe", sagte Katelyn grinsend.
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*authors note*
In den nächsten Kapiteln wird wieder mehr passieren, aber ich wollte gerne ein paar Hintergrundinformationen über die großen Schwestern einstreuen :-) Hoffe euch hat das Kapitel gefallen, ich kann leider noch nicht genau sagen, wann es weitergeht. Lasst doch gerne ein Vote oder einen Kommentar da ☺️
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Little Brother
Teen FictionHier geht es um Shawn den jüngsten der acht Silver Geschwister. Begleitet ihn in seinem Leben mit großen sieben Schwestern..