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Während mir ziemlich viele Fragen zu allem gestellt wurden, bemerkte ich im Augenwinkel einen anfahrenden Rettungswagen.
Als die Journalistin endlich fertig war, dämmerte es bereits. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon fast 9pm war, weshalb ich mich beeilt nach Hause zu kommen. Da die Sonne schon untergegangen war, war es recht kalt und ich fror ziemlich stark, ich war ja noch immer komplett nass.
Ich war froh, als ich endlich unser Haus sah. Schnell drückte ich auf die Klingel.

Schon wenige Sekunden später wurde die Tür schwungvoll aufgerissen und Katelyn schaute mich wütend an. „Spinnst du eigentlich so spät nach Hause zu kommen?! Wir haben uns Sorgen gemacht! Du weißt genau, dass wir wissen wollen, wo du bist und das du spätestens um 6pm zuhause sein sollst!", schrie sie mich an und trat dann ein Stück zur Seite, damit ich eintreten konnte. „Aber ich habe-", wollte ich anfangen zu erklären, doch Heather, die an der Treppe stand, unterbrach mich sofort. „Jetzt gehst du erstmal duschen und dann sofort ins Bett! Wo warst du überhaupt schwimmen?"
„Im Baggersee, aber i-", kaum hatte ich das ausgesprochen, veränderte sich Heathers Blick von besorgt zu wütend. „Bist du verrückt?! Das ist sehr gefährlich und verboten! Geh jetzt duschen und dann schlafen, wir reden morgen darüber. Aber auf mindestens zwei Monate Hausarrest kannst du dich schon mal einstellen. Das ist einfach verantwortungslos. Wie kommt man nur auf so eine blöde Idee?!"

Erst überlegte ich, noch etwas zu sagen, doch ich entschied, dass es gerade nicht so schlau ist, den beiden zu widersprechen und ging, ohne etwas zu sagen, an ihnen vorbei nach oben.
Nachdem ich duschen war, fiel ich müde ins Bett und schlief ziemlich schnell ein. Hoffentlich habe ich morgen Zeit, Hillary und Katelyn alles zu erklären...

Doch als ich am nächsten Morgen aufwachte, hatte ich erstmal ein anderes Problem. Mein Hals stark weh und ich fühlte mich einfach elend. Immerhin ist heute Samstag und ich muss nicht zur. Schule.
Langsam machte ich mich fertig und ging dann runter. Hoffentlich gibt Heather mir gleich etwas gegen die Halsschmerzen..

Unten saßen meine zwei ältesten Schwestern auf dem Sofa und unterhielten sich.
„Heather?", fragte ich mit kratziger Stimme und stellte mich neben das Sofa. „Was gibt's?", fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen, anscheinend ist sie immer noch sauer auf mich. „Ich hab solche Halsschmerzen", klagte ich leise. „Setz dich, ich geb dir sofort was", erwiderte sie kurz angebunden, stand auf und ging ins Badezimmer.
Kurz darauf kam sie schon mit einer kleinen braunen Flasche wieder. „Hier ist ein Saft gegen Halsschmerzen. Nimm zwei Löffel davon", forderte sie mich auf und reichte mir die Flasche. Schnell schluckte ich das bittere Zeug hinunter und verzog das Gesicht. „Selber Schuld", kommentierte Katelyn und sah mich streng an, „was hast du dir dabei gedacht?"

Trotzig starrte ich auf den Fernseher, gerade liefen Nachrichten. Wieso sind sie nur so sauer auf mich? Ich habe einem kleinen Kind das Leben gerettet und sie bestrafen mich dafür?
Plötzlich erschien ein Foto von mir im Fernseher. „Gestern Nachmittag ereignete sich am Baggersee in der Nähe des Nationalparks eine unglaubliche Tat. Der sechzehnjährige Shawn Silver sprang ohne groß darüber nachzudenken in den See um dem kleinen Matthew Baker das Leben zu retten, welcher in den See gefallen ist und ertrunken wäre, hätte Shawn ihn nicht gerettet.", erzählte die Nachrichtensprecherin und dann wurde das Interview mit mir gestern gezeigt.

Meine Schwestern starrten gebannt auf den Bildschirm und ich konnte sehen, wie ihnen die Farbe aus dem Gesicht wich. Schuldbewusst schauten sie mich an, als die Nachrichtensprecherin zum Wetter überging.
„Oh Shawn, warum hast du denn nichts gesagt?" „Ich wollte doch, aber ihr habt mir ja nicht zugehört", antwortete ich leise, den Tränen nahe. „Es tut uns so unfassbar leid, wie waren sehr ungerecht zu dir. Bitte verzeih uns." „Ab sofort hören wir dir immer zu, wenn du etwas sagen willst, okay?"
Ich nickte und wurde dann von Heather in den Arm genommen. Es tat gut nach dem ganzen Stress..
„Und jetzt wollen wir alles wissen. Erzähl uns jede Einzelheit", sagte Katelyn grinsend.

Nachdem ich alles erzählt hatte, kochte mir Heather mein Lieblingsessen und wir setzten uns aufs Sofa um zusammen meine Serie zu gucken, obwohl die beiden diese eigentlich gar nicht mögen.

Ich wurde den ganzen Tag von meinem großen Schwestern verwöhnt, sie schienen ziemlich stolz auf mich zu sein, was sie mir auch mehrmals sagten.
Ansonsten machte ich nicht viel, aber meine Halsschmerzen wurden zum Glück besser.

Little BrotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt