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Hyunjin POV

Erschöpft glitt mein Blick über das friedlich schlummernde Gesicht des Blondhaarigen, dessen goldene Haare sanft im schwachen Abendlicht des Nachtlichts schimmerten. Es gab keinerlei Unebenheiten auf seiner glatten Haut, die wie Porzellan wirkte, und seine Sommersprossen, die über seine Nase und Wangen verstreut waren, verliehen ihm eine gewisse Einzigartigkeit, die ihn irgendwie noch besonderer machte. Selbst die dunklen Ringe unter seinen Augen konnten seiner Schönheit nichts anhaben.

Seitdem ich wieder im Krankenhaus eingeliefert wurde, war er bei mir im Raum, wann immer seine Arbeit es zuließ. Die meiste Zeit lag ich in einem halbwachen Zustand, da mich die Beruhigungs- und Schmerzmittel, die mir hier verabreicht wurden, völlig benommen machten. Doch jedes Mal, wenn ich die Augen öffnete, war dieser Typ da.
Meistens saß er auf dem unbequemen Stuhl neben meinem Bett und beobachtete mich beim Schlafen. Es war fast schon gruselig, wie er da saß und mich mit seinen tiefgründigen Augen musterte, doch gleichzeitig empfand ich eine seltsame Beruhigung dabei, zu wissen, dass er da war. Oder so wie jetzt, wo er seinen Kopf auf dem Bett abgelegt hatte und seine Augen geschlossen waren, als wäre er selbst eingeschlafen, während er auf mich aufpasste.

Ich beobachtete ihn eine Weile, wie er da lag und friedlich schlief. Seine Lippen waren leicht geöffnet und sein Atem ging gleichmäßig ein und aus. Keine Ahnung, wieso dieser Typ so einen Narren an mir gefressen hatte, aber komischerweise nervte es mich weniger als bei meinem ersten Aufenthalt.
Warum war er hier?
Warum opferte er seine Zeit für mich, einen Fremden, den er nur aus einem Krankenhausbett kannte?
Das waren Fragen, die mich seit meiner erneuten Einlieferung vor drei Tagen nicht mehr losließen. Sie kreisten in meinem Kopf wie ein Karussell, das sich immer schneller drehte, je mehr ich versuchte, sie zu ignorieren.

Ich war zwar absolut nicht abergläubisch und hielt all diesen Kram für absoluten Schwachsinn, aber vielleicht hatte mich ja dieses Phänomen erwischt, von dem ich mal gehört hatte: dass man sich im Moment des Todes in die letzte Person verliebt, die man sah. Nur dass ich nicht wirklich gestorben bin, sondern aus einem komaähnlichen Zustand erwachte und er das erste Gesicht war, das ich gesehen hatte.
Seine Nähe gab mir ein merkwürdiges Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, das ich in dieser kalten, sterilen Umgebung des Krankenhauses, die nach Desinfektionsmitteln roch und von dem unaufhörlichen Piepen der Monitore erfüllt war, dringend benötigte.
Kopfschüttelnd über mich selbst verdrehte ich die Augen und drehte meinen Kopf in die andere Richtung, um ihn nicht länger ansehen zu müssen. Diese Medikamente spielten sicherlich mit meinem Verstand und brachten mich dazu, Dinge zu denken und zu fühlen, die ich normalerweise nicht zulassen würde.

Plötzlich regte sich der Blonde neben mir, sein Atem stockte kurz, ein leichtes Zucken durchfuhr seinen Körper und schon saß er Kerzengrade im Stuhl. Ich drehte meinen Kopf erneut zu ihm und beobachtete, wie er langsam die Augen öffnete und mich mit einem verwirrten Blick musterte. "Hey", flüsterte er und versuchte, ein beruhigendes Lächeln aufzusetzen, während er sich den Schlaf aus den Augen rieb. "Wie lange bist du schon wach?", fragte er mich und bemühte sich vergeblich, ein Gähnen zu unterdrücken.
"Nicht lange", erwiderte ich leise, meine Stimme klang seit Tagen aus irgendeinem Grund nur noch wie ein heiseres Krächzen. Er nickte leicht und erhob sich, nachdem er einen Blick auf die Uhr geworfen hatte. Er schritt zur Mappe und begann, etwas vom Monitor abzuschreiben und einzutragen. Seine Augenbrauen zogen sich leicht zusammen, ein Zeichen seiner Konzentration.
"Ich habe geträumt", sagte er plötzlich leise und sah mich mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen an. Es war eine Mischung aus Traurigkeit und Besorgnis, die mich verwirrte. "Ich habe geträumt, dass du weg warst, und ich konnte dich nicht finden, egal, wie sehr ich dich gesucht habe."

Verwirrt darüber sah ich ihn an, wusste aber nicht, was ich darauf antworten sollte. Beschämt kratzte er sich am Kopf und setzte sich zurück auf den Stuhl. Er nahm meine Hand in seine und drückte sie ein wenig. Seine Hände waren warm, weich und sanft. "Ich will nicht, dass du wieder weggehst", flüsterte er und sah mir tief in die Augen. "Ich will, dass du hierbleibst, bis du wieder gesund bist."
Ich beobachtete ihn schweigend, während ich seinen Worten zuhörte, die durch den sterilen Krankenhausraum hallten. "Du kennst mich nicht", begann ich, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. "Warum machst du dir also so viele Sorgen um mich?", fragte ich, während ich ihn die ganze Zeit über ansah. "Du hockst jede freie Minute deiner Schicht hier auf den Stuhl und beobachtest mich wie ein gruseliger Stalker beim Schlafen. Warum?" Seine Anwesenheit war so konstant wie das monotone Piepen des Monitors neben meinem Bett.

Ich konnte nicht anders, als mich in seinen dunklen Augen zu verlieren, während ich auf eine Antwort wartete. Seine Lippen, die normalerweise ein sanftes Lächeln zeichneten, waren zu einer geraden Linie zusammengepresst, als würde er mit sich selbst ringen.
"Ich weiß nicht, warum", antwortete er schließlich, und seine Stimme klang rau und brüchig. "Ich weiß nur, dass ich das Gefühl habe, dass ich bei dir sein muss", fügte er hinzu, während er meinen intensiven Blick erwiderte. Ein Seufzen entrang sich meiner Kehle, als ich meine Hand von seiner löste, um mir über das Gesicht zu fahren. "Für mich muss nur einer da sein", murmelte ich müde, während ich mir eine Strähne meines zerzausten Haares zurückstrich, und ein Hauch von Enttäuschung schwang in meiner Stimme mit, "und dieser Bastard war seit drei Tagen nicht hier."

Ich versuchte mühsam, mich aufzusetzen, doch der Schmerz, der unaufhörlich durch meinen Oberkörper pulsierte, ließ mich fast verzweifeln. Sofort sprang er von seinem Stuhl auf und half mir beim Aufsetzen, während er mich stützte. Schmerzhaft hielt ich mir meinen Bauch und keuchte gestresst. "Es gibt in diesem Krankenhaus hunderte kranke Menschen", sagte ich, nachdem ich endlich saß. "Geh und such dir einen von ihnen aus, bei denen du sein kannst." Hoffentlich würde dieser beschissene Schmerz bald nachlassen. "Also hör auf, deine Zeit mit mir zu verschwenden", fügte ich noch hinzu.
Er legte seine Hand sanft auf meinen Rücken, um mich in dieser sitzenden Position zu stützen, während seine andere Hand auf meiner Schulter ruhte. Auf seinen Lippen schlich sich wieder ein Lächeln, das, was ich von ihm kannte und für mich noch immer künstlich und aufgesetzt wirkte. "Ich will aber nicht", sagte er und stützte mich weiterhin.

Ich hob meinen Blick zu ihm, da er im Stehen größer war als ich, und sah ihn an, während ich im Bett saß. "Warum?", fragte ich mit einer Mischung aus Verwirrung und Neugier in meiner Stimme. "Weil du anders bist", sagte er leise, aber bestimmt. "Weil du etwas an dir hast, das mich anzieht und nicht loslässt", begann er und setzte sich wieder. Er griff erneut nach meiner Hand, die er dieses Mal in beide seine Hände nahm und sie hielt.
"Als ich dich blutüberströmt auf dem Boden liegen sah, hatte ich Angst. Angst davor, dass du sterben könntest. Solche Angst, die ich für dich verspürt hatte, habe ich nicht einmal vor meinem eigenen Tod, und ich kann dir nicht erklären, warum", gestand er, sein Blick auf unsere verschränkten Hände gerichtet.

Ich wendete meinen Blick mit einem Augenverdrehen ab und starrte ins Leere. "Dann bist du entweder vollkommen naiv oder komplett dämlich", erwiderte ich mit einer Mischung aus Wut und Verwirrung in meiner Stimme. Ich spürte, wie er meine Hand etwas drückte und aus dem Augenwinkel sah ich, wie er nickte. "Vielleicht ja sogar ein wenig von beiden", sagte er leise, aber mit einem Hauch von Selbstironie in seiner Stimme.
"Such dir jemand anderes", wiederholte ich, während ich versuchte, meine Hand aus seiner Umklammerung zu befreien. Ein unangenehmes Kribbeln durchfuhr mich, als seine Finger sich fester um meine Haut schlossen. "Ich sagte doch bereits, dass ich nicht will", wiederholte er sich ebenfalls und hielt meine Hand fest. "Du bist so mürrisch", begann er, während sein Blick hartnäckig auf mir ruhte, "und oft verdrehst du die Augen, als ob du die ganze Welt infrage stellen würdest. Du bist schnell genervt und sprichst manchmal wie ein asozialer Einsiedler. Du hast keinerlei Respekt vor älteren Menschen oder generell irgendjemandem gegenüber und nimmst kein Blatt vor den Mund. Aber weißt du, genau das mag ich an dir", fuhr er fort, ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen.

Als ich ihn ansah, schoss mir eine Mischung aus Ungläubigkeit und belustigter Verwunderung durch den Kopf. Meine Augenbrauen schossen nach oben, während sich ein schiefes, amüsiertes Grinsen auf meinen Lippen breitmachte. Ich versuchte, mein aufsteigendes Lachen zu unterdrücken, das in meiner Kehle kitzelte, denn seine Worte klangen für mich nach komplettem Schwachsinn, so absurd, dass sie fast schon wieder komisch waren.
"Dir muss wirklich furchtbar langweilig sein, wenn du mich derart analysierst", entgegnete ich mit leicht spöttischem Unterton, während ich unsere Hände betrachtete, die noch immer ineinander verschlungen waren. Seine Haut fühlte sich warm und weich an, und ich konnte das leichte Zittern seiner Finger spüren.

Ich hob den Blick wieder zu seinem Gesicht, das nun unter meinem Blick zu erröten schien. "Du solltest mich nicht mögen", fuhr ich fort, meine Stimme wurde ernster. "Das wäre besser für dich."
Ich konnte sehen, wie seine Augenbrauen sich zusammenzogen, ein verwirrter Ausdruck breitete sich auf seinem Gesicht aus. "Aber warum?", fragte er leise, und ich konnte die Verwirrung und die Enttäuschung in seiner Stimme hören. "Weil ich nicht gut für dich wäre", erwiderte ich, und ich konnte hören, wie meine Stimme einen bitteren Unterton annahm. "Ich spiele mit den Gefühlen anderer, nutze sie aus und ficke sie anschließend. Danach lasse ich sie liegen und mache mich aus dem Staub. Und das jeden Abend, ich bin ein Arschloch und noch so viel mehr. Ich bin nicht so, wie du denkst."

Ich riss meine Hand los und ich konnte sehen, wie er zusammenzuckte, als ob ich ihn geschlagen hätte. "Also tu nicht mehr als deine Arbeit von dir verlangt und hau danach wieder ab", sagte ich, und ich konnte hören, wie meine Stimme kalt und distanziert klang.
In seinem Gesicht zeichnete sich eine Mischung aus Verwirrung und Traurigkeit ab, während er versuchte, meine Worte zu verstehen. Ein leiser, fast unmerklicher Seufzer entglitt ihm, als er sich langsam erhob. Seine Augen, die vorhin noch so lebendig gewesen waren, schienen nun von einer dünnen Schicht aus Melancholie überzogen zu sein. "Also gut", murmelte er schließlich mit einer Stimme, die kaum über ein Flüstern hinauskam, "ich glaube, ich habe einen falschen Eindruck erweckt und das tut mir sehr leid."

Er machte eine kurze Pause, als würde er seine Gedanken ordnen, bevor er fortfuhr: "Ich will nichts von dir. Ich will dich nicht daten oder Sonstiges." Seine Worte klangen ehrlich, aber auch ein wenig distanziert. "Ich finde dich einfach nur interessant", fuhr er fort, seine Stimme nun etwas fester, als würde er versuchen, seine Gefühle zu betonen.
"Die anderen, egal ob Patienten, Arbeitskollegen, Familie oder Freunde", fuhr er fort, seine Stimme von einer leichten Bitterkeit durchzogen, "sie setzen eine gespielte Freundlichkeit auf, sobald sie mir begegnen. Sie sprechen mit mir, als wäre ich aus Glas, als würde ich jeden Moment zerbrechen und das nervt ehrlich gesagt." Seine Augen verengten sich leicht, als wäre er tief in Gedanken versunken. Bei diesem Satz verdrehte ich meine Augen und ließ ein leises, spöttisches Schnalzen mit der Zunge hören. "Na, dann hast du ja etwas gemeinsam mit diesen Leuten. Ihr passt hervorragend zusammen", erwiderte ich scharf, ohne meinen Blick von ihm abzuwenden.
Er lachte ein wenig und nickte. "Das meine ich. Ich genieße einfach nur deine offene Art, und das mag ich wirklich sehr", gestand er plötzlich, seine Stimme nun etwas wärmer und aufrichtiger. "Außerdem", fügte er hinzu, als würde er sich an etwas Wichtiges erinnern, "ist es meine Aufgabe, mich um meine Patienten zu sorgen."

Seine Hände, die während seiner Erzählung nervös miteinander spielten, beruhigten sich langsam. Seine Augen, die vorhin noch so trüb und verloren gewesen waren, glänzten nun wieder klar und entschlossen. "Ich hoffe, du verstehst, was ich meine", fuhr er fort, seine Stimme zitterte leicht, während seine Augen verzweifelt nach meinen suchten. In seinen Augen konnte ich eine gewisse Unsicherheit erkennen, als wäre er sich nicht sicher, wie ich auf seine Worte reagieren würde. "Aber ich versichere dir, meine Absichten sind rein professionell."
Er machte eine kurze Pause, als wolle er sicherstellen, dass seine Worte bei mir ankamen. "Ich schätze dich als Patienten und als Person", fuhr er fort, seine Stimme nun etwas fester. "Und ich hoffe, dass wir auch weiterhin eine offene und ehrliche Beziehung führen können. Natürlich nur auf rein professioneller Ebene."

Ich sah ihn müde an, meine Augenlider waren schwer und mein Körper schmerzte, während ich ihm zuhörte und seufzte anschließend. "Dann ist ja gut", murmelte ich leise und wendete meinen Blick wieder ab.
Der Blondschopf ging wieder zu der Mappe, um irgendetwas einzutragen, und wendete sich anschließend wieder an mich. "Ich muss jetzt auch nach den anderen Patienten schauen und ich werde danach wieder kommen. So schnell wirst du mich nicht los", sagte er und ich hörte sein Lächeln in seiner Stimme. "Du bist so aufdringlich...", murmelte ich und ließ mich einfach zurück ins Bett fallen, während meine Augen sich langsam schlossen.

Mit einem selbstbewussten "Ich weiß", ging er in Richtung Tür und öffnete diese. Doch anstatt die Tür zuzufallen zu hören, hörte ich ein: "Du bist doch Minho, oder? Sein Mitbewohner? Du kannst rein, er ist wach."

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Fractured Fates ʰʸᵘⁿˡᶦˣWo Geschichten leben. Entdecke jetzt