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Felix POV

Mit einem tiefen Seufzer stellte ich mich unter den Wasserstrahl der Dusche und ließ das warme Wasser über meinen müden Körper fließen. Es war erst die dritte Nacht meiner Schicht und ich fühlte mich bereits völlig erschöpft, als hätte ich seit Tagen nicht mehr geschlafen. Meine Augenlider waren so schwer, dass ich kaum die Kraft hatte, sie offen zu halten und mein Körper fühlte sich an, als wäre er aus Blei, als würde er jeden Moment zusammenbrechen.
Ich war unglaublich müde und meine Krankheit machte sich in letzter Zeit immer öfter bemerkbar. Ich verlor immer öfter das Gefühl in meinen Händen oder den Beinen, als wären sie eingeschlafen, taub und unbeweglich. Es war zwar kein neuer Zustand, doch die Häufigkeit, mit der es in letzter Zeit auftrat, bereitete mir Sorgen und ließ mich nicht mehr ruhig schlafen.

Nachdem ich mich gewaschen hatte, drehte ich das Wasser ab. Die letzten Tropfen glitten über meine Haut, bevor ich nach dem Handtuch griff und es mir um die Hüften band. Ich schlenderte zum nebelverhangenen Spiegel und betrachtete mein reflektiertes Abbild. Meine Augen waren gerötet von der Müdigkeit und mein Gesicht wirkte ungewöhnlich blass und ausgelaugt, da ich vor nicht einmal zwanzig Minuten erst aus einem unruhigen Schlaf erwacht war.
Seufzend griff ich nach dem Föhn und begann, meine Haare zu trocknen. Das laute, beruhigende Brummen des Geräts ließ mich in Gedanken versinken und ich ertappte mich einmal mehr dabei, meine Arbeit einfach hinzuschmeißen und mein verbleibendes Leben zu genießen. Ich sollte so viele neue Erfahrungen machen, wie ich konnte, bevor mein Körper aufgab und ich mich nicht mehr bewegen konnte. Ich wollte so gerne reisen und die Welt sehen. Ich wäre gerne mal in die USA oder nach Australien geflogen oder generell einfach mal Seoul verlassen, ohne dass es eine medizinische Untersuchung als Grund hatte. Aber davor hatte ich zu viel Angst, da ich jederzeit im Ausland einfach sterben könnte, und das wollte ich nicht. Ich wollte zumindest in meiner Heimat sterben, wenn ich mir schon das 'wie' nicht aussuchen konnte.

Aber es gab nicht nur Orte, die ich sehen wollte. Es gab auch Dinge, die ich erleben wollte. Ich wollte Fallschirmspringen und die Welt von oben sehen, Bungee-Jumping machen und das pure Adrenalin freisetzen, mit Haien tauchen und die Schönheit der Unterwasserwelt erleben. Ich wollte ein Buch schreiben, ein Instrument lernen und einen Marathon laufen – wobei nein, das Letzte vielleicht doch nicht.
Ich wollte eine Beziehung wie jeder andere auch. Ich wollte meinen ersten Kuss oder mein erstes Mal mich verlieben und vielleicht sogar eine Familie gründen. Ich war gerade einmal 22 Jahre alt und hatte noch nicht einmal meinen ersten Kuss erlebt. Stattdessen arbeitete ich, ging schlafen und arbeitete danach weiter.

Über all diese absurden Träume entkam mir ein bitteres Lachen und ich schüttelte den Kopf, denn meine fortschreitende Krankheit machte mir einen Strich durch die Rechnung und ließ diese Träume zerplatzen wie Seifenblasen.
In den Momenten, in denen mir ein Glas Wasser aus den Händen glitt oder ich auf den Treppen stolperte, weil das Gefühl in meinen Beinen und Armen schwand, überkam mich der verlockende Gedanke, einfach aufzugeben und mich meinem Schicksal zu ergeben.
Doch dann fiel mir meine Familie ein, die mich mit aller Kraft unterstützten, die mir Mut zusprachen und mir ihre bedingungslose Liebe schenkten, obwohl ich mich wie eine Last für sie fühlte. Ich konnte sie einfach nicht enttäuschen, indem ich einfach aufgebe, nicht, nachdem sie so viel Zeit, Geld und Kraft in mich investiert haben. Ich konnte ihre Tränen, ihre Enttäuschung und ihre Trauer nicht ertragen. Deshalb tat ich alles, was sie wollten: jede Untersuchung, jede Übung, die meinen Körper stärken sollte, jede allmögliche Umstellung meines Umfeldes, auch wenn es anstrengend und schmerzhaft war. Nur damit ich nicht noch einmal die verzweifelten Tränen meiner Mutter sehen musste, die wie Dolche in meinem Herzen waren.
Das wäre Ihnen gegenüber nicht fair. Es wäre wie ein Verrat an ihrer Liebe und ihrem Vertrauen.

Ich legte den Föhn zur Seite und ließ meine Finger durch meine frisch getrockneten Haare gleiten. Ein letzter Blick in den Spiegel, bevor ich ins Schlafzimmer ging, um mir etwas Passendes für den Abend herauszusuchen. Ein flüchtiger Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon fast 16 Uhr war und ich mich beeilen musste, um nicht zu spät zu kommen.
Da es Wochenende war und ich frei hatte, hatte mich mein Vater eingeladen, zum Abendessen vorbeizukommen. Ich wohnte nicht wirklich weit weg von meinen Eltern, tatsächlich sogar in derselben Straße wie sie. Hätte ich weiter weg gewohnt, hätte meine Mutter mich sicherlich niemals gehen lassen. Es brach ihr ja schon das Herz, das ich gerade einmal sechs Häuser weitergezogen war und sie mich somit nicht tagtäglich sehen konnte. Trotzdem akzeptierte sie es schweren Herzens, dass ich meine eigene Privatsphäre wollte.

Kaum hatte ich mir das Oberteil übergestreift, klingelte es an der Tür. Mit einem letzten Blick in den Spiegel, um mein Aussehen zu überprüfen, ging ich zur Tür und öffnete sie. Kurz darauf sah ich Jisung schon die Treppe heraufkommen, seine Arme weit geöffnet, bereit, mich in eine herzliche Umarmung zu schließen. Auch er war eingeladen worden, um mit uns zu essen. Er war für meine Eltern so etwas wie ihr zweiter Sohn, da er seit meiner jüngsten Kindheit schon an meiner Seite war und dementsprechend oft bei mir zu Hause war.
"Komm rein", sagte ich lächelnd, während ich mich aus seiner Umarmung löste und ihn hereinbat. "Ich bin gerade dabei, mich fertigzumachen. Du kannst es dir schon mal im Wohnzimmer bequem machen."
Er nickte und folgte mir in die Wohnung. Ich ließ ihn im Wohnzimmer zurück und ging zurück in mein Schlafzimmer, um mich fertigzumachen.

Nachdem ich endlich fertig war, warf ich einen letzten Blick in den Spiegel und lächelte zufrieden. Als wir das Haus meiner Eltern erreichten, konnte ich bereits den vertrauten Duft von Mutters Gekochtem riechen, der durch die Tür strömte. Es roch nach Huhn, Gewürzen und einer leichten Süße, die meine Geschmacksknospen sofort in Alarmbereitschaft versetzte. Ich lächelte und spürte, wie mein Magen vor Vorfreude knurrte.
"Mama, wir sind da!", rief ich, während ich die Tür mit meinem Schlüssel öffnete und eintrat. Die Wände waren geschmückt mit Familienfotos, die in warmen Farben gehalten waren und Erinnerungen an glückliche Zeiten weckten. Die Bilder zeigten uns beim Lachen, beim Spielen und bei gemeinsamen Urlauben. Jedes Bild erzählte eine Geschichte und ich konnte mich an jedes einzelne Ereignis erinnern, als wäre es gestern gewesen.

Meine Mutter kam aus der Küche und begrüßte uns mit einer herzlichen Umarmung. Ihr Lächeln war ansteckend und ließ mich sofort wohlfühlen. "Ich freue mich so, dass ihr beide da seid", sagte sie, während sie uns in Richtung Wohnzimmer führte, wo mein Vater bereits auf uns wartete.
Er saß in seinem Lieblingssessel und las eine Zeitung, aber als er uns sah, legte er sie beiseite und stand auf, um uns zu begrüßen. "Wir sehen uns zwar täglich bei der Arbeit, aber ich freue mich dennoch, dass ihr hier seid", sagte er mit einem Lächeln.
Wir setzten uns alle zusammen an den großen Esstisch, der bereits festlich gedeckt war. Meine Mutter hatte ihr bestes Geschirr herausgeholt und die Tischdekoration sorgte für eine gemütliche Atmosphäre. Die Kerzen auf dem Tisch flackerten sanft und verbreiteten ein warmes Licht im Raum. Ich konnte sehen, wie sie sich bemühte, alles perfekt zu machen, um sicherzustellen, dass wir uns alle geborgen fühlten.

Als das Essen serviert wurde, war ich begeistert von der Vielfalt der Gerichte, die meine Mutter zubereitet hatte. Neben dem Huhn gab es auch Gemüse, Salat und anderes, alles perfekt gewürzt und gekocht. Wir unterhielten uns und lachten, während wir das Essen genossen. Jisung brachte uns alle mit seiner aufgeweckten und lebhaften Art zum Lachen. Seine Witze und Geschichten brachten eine heitere und unbeschwerte Stimmung an den Tisch und ließ uns alle wohlfühlen.
Doch mittendrin klingelte plötzlich das Handy meines Vaters mit einem lauten, schrillen Ton. Mein Vater holte das Gerät aus seiner Tasche und sah das Display an, während seine Miene sich verfinsterte. Er entschuldigte sich und stand auf, um das Gespräch in einem anderen Zimmer zu führen. Ich sah ihm nach und seufzte. Es war sein Notfallhandy, denn mein Dad war immer in Bereitschaft wegen seiner Position als Oberarzt. Ich konnte sehen, wie die Sorge in den Augen meiner Mutter aufblitzte, aber sie versuchte, es zu verbergen, indem sie uns aufforderte, weiterzumachen und das Essen zu genießen. Doch die Stimmung hatte sich verändert, und ich konnte spüren, wie eine gewisse Anspannung plötzlich in der Luft lag.

Nach einigen Minuten kehrte mein Vater zurück, sein Gesicht ernst und angespannt. "Felix, Jisung, es tut mir wirklich leid, euch an eurem freien Tag zu belästigen, aber es gibt einen Notfall. Würdet ihr mir bitte helfen?", fragte er eilig, während er bereits dabei war, seinen roten Notfallkoffer aus dem Schrank zu holen. Jisung und ich warfen uns einen kurzen, besorgten Blick zu und nickten gleichzeitig, dann standen wir auf.
Während wir unsere Schuhe anzogen, konnte ich das nervöse Zittern meiner Hände spüren und betete insgeheim, dass sie jetzt nicht versagen würden. Dann saßen wir auch schon im Auto meines Vaters und fuhren mit quietschenden Reifen los. Die Straßen rasten an uns vorbei und die Anspannung im Wagen war fast greifbar.

Während der Fahrt erklärte mein Vater uns, was geschehen war: "Scheinbar ist es derselbe Mann, der vor einigen Tagen mit zwölf Stichwunden eingeliefert wurde und sich selbst frühzeitig entlassen hatte. Sein Mitbewohner fand ihn bewusstlos und blutend in ihrer Wohnung vor." Sofort erinnerte ich mich, wen mein Vater meinte - der rothaarige Mann, der aus irgendeinem Grund einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hatte. Vielleicht wegen seiner respektlosen, fast schon herausfordernden Art? Es war ungewöhnlich hier in Korea, dass jemand so mit einem anderen sprach.
"Felix ruf schon einmal einen Krankenwagen und order ihn an folgende Adresse und das Krankenhaus soll eine Notfall-OP vorbereiten", sagte mein Vater noch, während er mir die Adresse mitteilte. Sofort tat ich, was er verlangte. Meine Finger flogen über das Telefon, während ich den Krankenwagen bestellte und eine Notfalloperation anordnete.
Mein Herz raste und ich konnte nur hoffen, dass wir es rechtzeitig schaffen würden. So hatte ich mir meinen freien Tag nicht vorgestellt und Jisung wohl auch nicht, so wie er mit zusammengezogenen Brauen aus dem Fenster starrte.

Nach einer Weile erreichten wir endlich die angegebene Adresse und stiegen aus dem Auto, während wir meinem Vater halfen, die medizinischen Utensilien aus dem Kofferraum zu holen. Der Krankenwagen war scheinbar noch nicht da und ich hoffte inständig, dass er es bald sein würde. Die Straße war voll von alten, heruntergekommenen Gebäuden und die Luft war irgendwie erfüllt von einem Hauch von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Sofort kam ein kleiner Junge mit zerzausten Haaren und schmutzigen Kleidern auf uns zugelaufen und fragte mit großen Augen: "Seid ihr die Ärzte?"
Ich sah den Jungen an, der nicht älter als acht Jahre war, und nickte mit einem beruhigenden Lächeln. "Ja, wir sind hier, um zu helfen", antwortete ich, während ich versuchte, meine eigene Nervosität zu verbergen. "Dann kommt mit", sagte er und rannte bereits in Richtung eines der heruntergekommenen Häuser und ging hinein.

Wir folgten ihm sofort, und als wir das dunkle und abgenutzte Treppenhaus betraten, schlug uns ein unangenehmer Geruch entgegen. Es roch nach verrottetem Müll und Schimmel, als würde hier irgendwo ein Berg von Abfall vor sich hingammeln. Doch wir hatten keine Zeit, uns darum zu kümmern, und stiegen die Treppen hinauf, immer weiter dem Jungen hinterher.
Im sechsten Stock blieb der kleine Junge stehen und zeigte auf eine Tür, die weit offenstand. Ohne auch nur einen Moment zu zögern, stürzte mein Vater in die Wohnung, gefolgt von Jisung und mir. Was wir vorfanden, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Sein Mitbewohner kniete neben ihm und versuchte verzweifelt, die Blutung mit einem blutdurchtränkten Handtuch zu stoppen, welches er auf den Bauch des bewusstlosen Mannes drückte. Der Anblick war schrecklich und mein Magen zog sich zusammen.

In dem Augenblick, in dem mein Vater sich neben Hyunjin kniete, dessen Namen ich noch immer in meinem Gedächtnis behielt, öffnete er seinen Koffer, der mit einer Vielzahl von medizinischen Instrumenten und Medikamenten für den Notfall gefüllt war. Sein Mitbewohner machte sofort Platz und ließ uns unsere Arbeit machen. Die Angst in seinen Augen war deutlich sichtbar, als er sich gegen die Wand lehnte und uns beobachtete. Mein Vater kümmerte sich sofort um die Wunde, seine Hände bewegten sich präzise und sicher, während er versuchte, das Blut zu stoppen.
Jisung, der neben mir kniete, legte eine Infusion an. Seine Hände zitterten leicht, während er versuchte, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Ich überwachte die Vitalkonstanten des Verletzten, mein Blick huschte nervös zwischen dem kleinen Monitor und dem Bewusstlosen hin und her. Meine Hände waren feucht vor Aufregung, als ich ihn mit dem Beatmungsbeutel beatmete.

Mein Vater und Jisung arbeiteten zusammen wie ein eingespieltes Team. Sie verstanden sich blind und mein bester Freund benötigte kaum Anweisungen. Er hatte einige Zeit als Notfallhelfer gearbeitet, sich aber dann zu mir in die Pflege versetzen lassen, da ihn der Stress zu sehr belastet hatte. Dennoch schien er sich noch an alles zu erinnern, und sein Körper arbeitete einfach, als wäre es nie anders gewesen.
Ich dagegen war eigentlich absolut keine Hilfe. Ich hatte absolut keine Erfahrungen mit solchen Situationen und das hier war auch meine erste Begegnung mit solch einer Situation. Das Einzige, was ich tun konnte, war, die Vitalzeichen und den Herzschlag im Auge zu behalten, während ich weiterhin auf den Beatmungsbeutel drückte. Ich hatte noch nie so viel Blut auf einmal gesehen und eine offene Wunde von so Nahen. Zwar sah ich täglich Wunden bei meiner Arbeit als Pfleger, aber die waren meist bereits geschlossen, und das war um einiges angenehmer und bei Weitem nicht so schlimm wie gerade.
Um ehrlich zu sein, musste ich mich sogar zusammenreißen, weshalb ich mich zur Ablenkung im Raum umsah, aber der Anblick war nicht weniger ermutigend.

Der Raum war klein und dunkel, mit nur einem Fenster, das einen spärlichen Lichtstrahl hineinließ. Der Boden war mit schmutzigen Teppichen bedeckt und überall lagen leere Flaschen und Müll herum. Die Wände waren kahl und die Tapete plättete sich bereits ab. Dann fiel mein Blick auf seinen Mitbewohner, der gegen die Wand gelehnt auf dem Boden saß und uns einfach nur beobachtete. Er hatte seine Hand vor den Mund gepresst und mit der anderen stützte er seinen Kopf, während er leise vor sich hin weinte.
Verständlich hätte ich Jisung in so einer Situation vorgefunden, wäre ich nicht einmal in der Lage gewesen, mich zu rühren, weshalb ich es respektabel fand, dass er so ruhig blieb. Zumindest wirkte er von außen so, auch wenn er vermutlich völlig aufgelöst sein musste.

Plötzlich drang ein leises Wimmern an mein Ohr, das mich aus meinen Gedanken riss und meine Augen zurück zu dem Gesicht des rothaarigen Mannes gleiten ließ. Er öffnete langsam seine Augen, die von einem Schleier der Schwäche umgeben waren und kam allmählich wieder zu Bewusstsein. Beruhigend legte ich meine linke Hand auf seine Wange, während meine rechte Hand weiter das Beatmungsgerät bediente. Seine Haut fühlte sich kalt an, fast leblos. "Es wird alles gut", flüsterte ich ihm zu, versuchte Ruhe in meine Stimme zu legen, während ich ihn weiter beatmete.
Mein Blick wanderte zu meinem Vater, dessen Hände verzweifelt versuchten, die Blutung zu stoppen, die sich hartnäckig weigerte, aufzuhören. Mein Herz raste, als ich sah, wie die Farbe aus Hyunjins Gesicht wich und es immer blasser wurde. Ich konnte sehen, wie mein Vater und Jisung alles versuchten, um sein Leben zu retten, aber die Angst in ihren Augen sagte mir, dass die Situation kritisch war. Ich betete leise, dass wir es schaffen würden, ihm zu helfen.

Mein Herz pochte wild in meiner Brust und langsam stieg eine Welle der Angst in mir auf, obwohl mir diese Person völlig fremd war. Ich wollte nicht, dass er stirbt, und ich fühlte mich so hilflos, doch ich versuchte, meine Angst zu unterdrücken und mich auf meine Aufgabe zu konzentrieren.
Der Verletzte stöhnte leise und ich sah, wie er sich schwach bewegte. Ich beugte mich zu ihm hinunter, meine Haare fielen wie ein Vorhang um unsere Gesichter herum und flüsterte ihm beruhigende Worte ins Ohr. Ich versuchte, ihm Hoffnung zu geben, indem ich ihm sagte, dass wir alles tun würden, um ihm zu helfen, während ich mit meiner linken Hand beruhigend über seine Wangen strich, und tatsächlich schien es ihn etwas zu beruhigen. Ich hatte noch nie zuvor so viel Angst und Anspannung erlebt wie in diesem Moment. Nicht einmal für mich selbst empfand ich jemals so viel Angst wie für diesen unbekannten Fremden.
Endlich schien es so, als würde die Blutung langsam nachlassen. Mein Vater atmete erleichtert auf und ich konnte sehen, wie die Anspannung in seinen Schultern nachließ. Mein Vater hatte eine temporäre Naht gelegt, um die Blutung zu stoppen.
Es schien, als würde der Verletzte langsam stabiler werden, aber er musste so schnell wie möglich ins Krankenhaus und ordentlich operiert werden. Dies hier war lediglich eine Notlösung, eine kurzfristige Verzögerung.

Endlich, nach einer Ewigkeit, die sich wie Stunden anfühlte, tauchte der Krankenwagen auf. Seine Sirene heulte wie ein verzweifelter Schrei in der Nachbarschaft. Als er zum Stehen kam, ging alles ganz schnell. Mit ruhigen, geübten Bewegungen hoben sie Hyunjin vorsichtig auf eine Trage und trugen ihn die Treppe hinunter in Richtung Krankenwagen. Sein Gesicht war bleich und seine Augen geschlossen. Ein Anblick, der mein Herz auf unerklärliche Weise in tausend Stücke zerbrechen ließ.
Mit größter Sorgfalt wurde er in den Krankenwagen gehoben und mein Vater verabschiedete sich von uns. Er bat uns, uns um den Mitbewohner zu kümmern und seine Sachen einzupacken, da er direkt mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus fahren würde, um die Operation durchzuführen.

Bevor sie wegfuhren, drückte er mir noch seinen Autoschlüssel in die Hand und Jisung neben mir seufzte tief und gestresst aus. "Gott, ich dachte, mein Herz bleibt stehen", sagte er plötzlich neben mir, seine Stimme bebte leicht vor Aufregung.
Ein schwaches Lächeln überkam meine Lippen und ich sah auf meine Hände, wo noch immer ein wenig von dem Blut klebte. "Frag mich mal", antwortete ich. "Ich habe so eine Situation noch nie miterlebt, ich dachte, ich würde mit sterben." Meine Stimme zitterte leicht, als ich die Worte aussprach. "Na komm, lass uns die Sachen von meinem Vater holen und dann nach Hause. Im Krankenhaus wird er schon versorgt", fügte ich noch hinzu, um mich selbst zu beruhigen.

Ich ging wieder Richtung Haus und stieg die Treppen hinauf. Der Aufzug in diesem Gebäude war offensichtlich außer Betrieb. Im sechsten Stock angekommen, traten wir wieder in die Wohnung. Die Luft war erfüllt von einem metallischen Geruch, der von dem vielen Blut am Boden ausging. Bevor ich aber anfing, die Geräte meines Vaters wegzuräumen, kniete ich mich vor seinen Mitbewohner. Seine Haut war blass, seine Augen leer, als wäre er nicht wirklich da. "Ist alles in Ordnung? Bist du auch verletzt?", fragte ich so vorsichtig wie nur möglich.
Der starre Blick des schwarzhaarigen Mannes traf auf meinen. Er schüttelte langsam den Kopf. "Ist nicht mein Blut", sagte er knapp und stand dann auf. Seine Bewegungen waren langsam, da er noch immer unter Schock stand. "Ich muss weiterarbeiten", begann er leise. "Macht bitte die Tür hinter euch zu", sagte er und verschwand schon aus der Tür, ohne einen Blick zurückzuwerfen.

Ich war verwirrt und wusste nicht so recht, was ich denken sollte. Ich seufzte und sah zu Jisung, der nur neben mir stand und in die Richtung starrte, in die der andere gerade verschwunden war. "Jisung", tippte ich ihn an der Schulter an und er zuckte erschrocken zusammen. "Was?", fragte er verwirrt und ich verdrehte die Augen.
"Lass uns sauber machen", sagte ich erneut. Daraufhin sammelten wir die Instrumente meines Vaters ein und wischten noch das Blut vom Boden auf, ehe wir zurück nach Hause fuhren.

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Es tut mir leid für SO ein langes Kapitel T_T Es hat einfach über 3000 Wörter... aber ich habe keinen passenden Cut gefunden? Ich hoffe das war nicht schlimm und euch hat das Kapitel trotzdem gefallen ♥

Fractured Fates ʰʸᵘⁿˡᶦˣWo Geschichten leben. Entdecke jetzt