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Felix POV

Leise schniefte ich vor mich hin und wischte mir immer wieder die Tränen aus dem Gesicht, die unaufhaltsam nachkamen, während ich auf einem Stuhl neben meinem Bett saß und Hyunjin beobachtete. Er lag dort und schlief tief und fest, so friedlich, als wäre er nicht gerade eben noch beinahe gestorben. Sein Gesicht war entspannt, die Augenlider flatterten leicht und seine Brust hob und senkte sich in einem langsamen Rhythmus. Es war ein Anblick, der mir das Herz schwer machte und gleichzeitig eine seltsame Ruhe vermittelte.
Was taten diese zwei Kerle nur mit Jisung und mir?
Wieso mussten ausgerechnet wir diejenigen sein, die in solche Situationen gezogen wurden? Es war alles so absurd und dennoch saß ich hier und vergoss Tränen um den Mann, der mich in diese Lage gebracht hatte – weil ich mir nichts sehnlicher wünschte, als dass er überlebte.

Langsam hob ich meine zitternde Hand und griff nach Hyunjins Hand, die reglos auf der Bettdecke lag. Sie fühlte sich eiskalt an, fast wie Eis und ich spürte die raue Struktur seiner Haut und sah das Netz seiner Adern, das bläulich durchschimmerte. Ein Schauder lief mir über den Rücken und ich drückte seine Hand ein wenig, als könnte ich ihm durch meine Berührung etwas von meiner eigenen Wärme schenken. Er war so blass und wäre da nicht der sanfte, kaum sichtbare Rhythmus seines Atems, der seine Brust leicht hob und senkte, hätte ich geglaubt, er wäre bereits tot.

Mit einem leisen Seufzen zog ich die Decke höher, um ihn vollständig zuzudecken. Dann stand ich mit schweren und trägen Bewegungen auf und drehte die Heizung ein Stück höher, bevor ich mich wieder auf den Stuhl zurücksinken ließ und seine Hand erneut in meine nahm.
Es fühlte sich an wie ein Déjà-vu, wie damals im Krankenhaus, als ich endlos an seinem Bett gesessen hatte, mit einem Unterschied: Damals war er fast immer wach und schlief nur selten.

Nach einer Weile, in der ich nur das gleichmäßige Heben und Senken seiner Brust beobachtet hatte und mich dem monotonen Ticken der Wanduhr, die aus dem Wohnzimmer ins Schlafzimmer drang, hingab, öffnete sich die Tür leise und Minho und Jisung traten ins Schlafzimmer. "Irgendwas Neues?", fragte Minho flüsternd, als er sich an den Rand des Bettes setzte.
Ich schüttelte nur stumm den Kopf, spürte, wie sich meine Kehle zuschnürte und mein Blick sank auf meine Beine, während ich die Schwere der Schuld, die auf meinen Schultern lastete, spürte. Wenn ich nicht so lange gezögert hätte, wenn ich schneller gehandelt hätte, dann wäre er vielleicht noch bei Bewusstsein. Der Gedanke, dass mein Zögern ihn möglicherweise das Leben gekostet haben könnte, bohrte sich wie ein scharfer Dorn in mein Herz und ließ mich kaum atmen.
Was, wenn ich tatsächlich Schuld an seinem Tod haben würde?

Ji trat näher, stellte sich hinter mich, legte seine Arme um meine Schultern und drückte mich sanft und blieb in dieser Position, als wollte er mir seine stille Unterstützung zeigen. "Weißt du, was passiert ist?", fragte ich schließlich leise, meinen Blick auf Minho gerichtet, der Hyunjin betrachtete, als könnte er mit einem einzigen Blick die Wahrheit aus ihm herauslesen. Doch Minho schüttelte nur den Kopf, seine Augen wurden schmal und ein Ausdruck von unterdrückter Wut legte sich auf sein Gesicht. "Keine Ahnung, aber er sollte beten, dass es ihn das nächste Mal umbringt", murmelte er und seine Stimme bebend vor Zorn.
Seine Fäuste ballten sich auf seinen Knien und er sah Hyunjin an, als könnte er ihn mit bloßem Willen wieder zurück ins Leben holen oder er ihn dafür bestrafen wollte, dass ihm so etwas passiert war. "Denn das nächste Mal werde ich ihn wirklich umbringen", fügte er leise hinzu.

Eine Weile blieben wir still und niemand sagte etwas, während der Raum gefüllt war mit einer bedrückten Stimmung, die mich immer mehr herunterzog. Die Luft war schwer und stickig, als ob sie die Last unserer unausgesprochenen Gedanken trug. Als Minhos Handy plötzlich klingelte, sahen Jisung und ich ihn gleichzeitig fragend an und er warf nur einen genervten Blick auf das Display und seufzte laut.
"Ich muss arbeiten", sagte er knapp, seine Stimme war kalt und scharf wie ein Messer und stand auf. "Ich verlass mich darauf, dass ihr ihn nicht sterben lasst, während ich weg bin." Mit diesen Worten wandte er sich ab und verließ den Raum, ohne ein weiteres Wort.

Fractured Fates ʰʸᵘⁿˡᶦˣWo Geschichten leben. Entdecke jetzt