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Felix POV
Wie an jedem Tag erreichte ich das Krankenhaus und betrat das Umkleidezimmer. Diesen Monat hatte ich Nachtschicht und hasste es. Gott sei Dank war Jisung ebenfalls in meiner Schicht, so war es nur halb so langweilig.
Ich wechselte meine Kleidung, zog die Pflegerkleidung an und machte mich auf den Weg zur Krankenstation. Dort fand ich Jisung bereits auf einem Stuhl zusammengesunken, mit einer Mappe in seiner Hand. Sein Gesicht zeigte deutlich seine Abneigung gegenüber der Nachtschicht. "Diese Nachtschichten sind wirklich nicht das Highlight unseres Jobs", murrte Jisung, sobald er mich sah. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf meine Lippen und ich nickte zustimmend. "Stimmt, aber immerhin gibt es Zuschläge dafür", entgegnete ich und griff nach einer der Patientenakten, die verstreut auf dem Tisch lagen.
Jisung seufzte leise. "Darauf kann ich gut verzichten", murmelte er leise und müde lächelte ich darüber. Ich bewunderte seinen Einsatz, obwohl er eigentlich nicht darauf angewiesen war, hier zu arbeiten. Seine Familie war wohlhabend genug, um ihm ein sorgloses Leben zu ermöglichen, aber er wollte Eigenständigkeit sein und das bewunderte ich. "Übrigens, hier ist eine Mappe für dich mit einer Notiz extra für dich", fügte er hinzu und reichte mir die besagte Mappe.
Sofort erkannte ich die vertraute Handschrift auf dem Zettel: die Handschrift meines Vaters. Ich las den Inhalt der Notiz und legte meine Stirn in Falten. Jisung konnte seine Neugier kaum zurückhalten und seine Augen glänzten vor Spannung, als er mich fragend ansah. "Und? Was steht da?", fragte er gespannt. "Gestern wurde ein Unbekannter auf unsere Station eingeliefert. Ich soll mich um ihn kümmern und herausfinden, wer er ist, da er keinen Ausweis oder Sonstiges bei sich hatte", erklärte ich mit einem Hauch von Besorgnis in meiner Stimme. Mit einem Seufzen wandte ich mich der Akte zu und begann sie zu studieren.
"Er wurde mit zwölf Messerstichen in den Oberkörper eingeliefert", murmelte ich schockiert, während ich die grausamen Einzelheiten der Verletzungen las. "Zwölf? Wie zum Teufel hat er das überlebt? Liegt er im Koma?", entfuhr es meinem besten Freund.
Ich zuckte nur mit den Schultern und schloss die Mappe langsam. "Vermutlich hatte er einfach verdammt viel Glück und anscheinend liegt er nicht im Koma", erwiderte ich und streckte mich kurz. "Woah, krass", gab Jisung erstaunt von sich. "Ich werde nach ihm sehen gehen", sagte ich und verließ das Stationszimmer.
Während ich langsam den endlos erscheinenden Gang entlang schritt, umhüllte mich ein Gefühl der Beklemmung. Die Kälte der Fliesen unter meinen Schuhen schien sich in meiner Seele festzusetzen, während ich die Patientenakte in meinen Händen festhielt und darin blätterte. Er war tatsächlich völlig unbekannt. Jeder Eintrag war spärlich – sein Gewicht, seine Größe, seine Blutgruppe und einige knappe Randnotizen, die von den Ärzten vor Ort aufgezeichnet worden waren, um die bevorstehende Operation und Medikation zu planen.
Das Krankenhaus wirkte in der Nacht noch düsterer und verlassener. Die Neonlichter an der Decke flackerten unheilvoll, und der scharfe Geruch von Desinfektionsmitteln hing schwer in der Luft, als ich mich durch die klinisch weißen Korridore auf den Weg zu dem Zimmer machte, in dem der verletzte Patient lag.
Mit einem kaum vernehmbaren Knarren öffnete ich die Tür und trat ein. Die Tür schloss sich leise hinter mir und ich bewegte mich leise auf das Bett zu. Die Dunkelheit verschluckte den Raum und nur das schwache Licht eines Nachtlichts verriet die Umrisse des Krankenzimmers.
Sein Atem ging langsam und gleichmäßig, während er reglos aus dem Fenster starrte. Ein unheimlicher Schauer lief mir über den Rücken, als ich den Zustand des Patienten betrachtete. Sein Gesicht zeugte von unendlicher Stille und Einsamkeit.
Schließlich wagte ich den Schritt näher an sein Bett heran und schaltete das Licht ein, das den Raum erhellte. "Hey", flüsterte ich sanft, während ich mich noch näher an ihn heranwagte. "Ich bin hier, um nach Ihnen zu sehen. Mein Name ist Lee Felix. Wie fühlen Sie sich?" Seine Augen trafen auf meine und für einen flüchtigen Moment schien es, als ob dieser Blick mich töten wollte. Dann wandte er wieder wortlos den Blick ab.
Trotz der zwölf Wunden, die die Messerstiche auf seinem Körper hinterlassen hatten, wirkte er im ersten Augenblick nicht wie ein Überlebender.
Als ich mich auf einen Stuhl neben sein Bett setzte, spürte ich die Spannung in der Luft förmlich. Die Stille zwischen uns war fast erdrückend, nur das leise Summen der medizinischen Apparaturen durchbrach sie.
Ich wagte es, seine Hand zaghaft zu ergreifen, in dem verzweifelten Versuch, eine Verbindung zwischen uns herzustellen. Doch in diesem Moment fiel mein Blick auf die Lederfesseln, die seine Handgelenke umschlossen. Diese Fesseln waren keine gewöhnlichen; sie wurden nur den schwierigsten Patienten angelegt. "Haben Sie wild um sich geschlagen?", fragte ich leise, während meine Augen flüchtig zu seinen Beinen wanderten und ich dort ebenfalls die Fesseln bemerkte. Seine Augen wanderten zu seinen eigenen Händen und dann wieder zu mir. "Nimm sie mir einfach ab, damit ich verschwinden kann", brach er schließlich das Schweigen und sah mich an.
"Ich habe keine Befugnis, das zu entscheiden", erklärte ich ihm, während ich ihn ansah. Mein Herz schmerzte für ihn und ich konnte nun verstehen, warum in seiner Akte vermerkt war, dass vier seiner Wunden erneut genäht werden mussten.
Die Fesseln sollten ihn ruhig halten.
Er seufzte genervt und rollte genervt mit den Augen, als ob die ganze Situation für ihn unerträglich wäre. Ein Ausdruck der Frustration lag tief in seiner Stimme, und ich konnte förmlich spüren, wie sehr ihn die Umstände auf die Palme brachten. "Dann hol mir jemanden, der diese Entscheidung treffen kann", sagte er, und seine Worte klangen geradezu durchdrungen von Wut.
Ich erwiderte seine Anspannung mit ruhiger Gelassenheit und erhob mich langsam von meinem Stuhl. "Da müssen Sie bis morgen warten", erklärte ich geduldig, während ich seinen Blick auffing. Es war unmöglich zu übersehen, wie sehr ihn meine Antwort störte. "Bis dahin werden Sie sich wohl oder übel mit meiner Gesellschaft zufriedengeben."
Mit einem seichten Lächeln holte ich meinen Stift aus meiner Tasche und begann damit, seine Vitalwerte sorgfältig aufzuzeichnen. Nachdem ich die Aufzeichnungen abgeschlossen hatte, näherte ich mich erneut dem Krankenbett und fragte sanft: "Könnte ich vielleicht einen Blick auf Ihre Wunden werfen? Ich muss überprüfen, ob sie sich möglicherweise geöffnet haben oder Anzeichen einer Entzündung zeigen." Meine Stimme klang besorgt und fürsorglich, während ich meine Absicht erklärte.
Er reagierte mit einem sarkastischen Tonfall: "Mach, was du willst. Ist ja nicht so, als könnte ich mich dagegen wehren." Als Zeichen seiner Unmacht zog er kurz an seinen Händen, die immer noch von den Fesseln gehalten wurden und ließ sie dann kraftlos zurückfallen.
Ein leichtes Lächeln spielte um meine Lippen, als ich die Bettdecke behutsam zur Seite schob und das Krankenhausoberteil anhob. Als ich die Wunden an seinem Oberkörper sah, lief mir ein eisiger Schauer über den Rücken. Zwölf große Narben erstreckten sich über seine Brust, die sein Herz nur um Haaresbreite verfehlt hatten, während eine andere beinahe seine Lunge durchbohrt hatte.
Es war ein Wunder, dass er noch am Leben war.
Vorsichtig ließ ich das Oberteil wieder herab, nachdem ich keine Anzeichen für Komplikationen festgestellt hatte und deckte ihn wieder behutsam zu. "Ich bin mir sicher, Sie haben das gestern schon oft gehört, aber Sie hatten wirklich unglaubliches Glück", murmelte ich, während ich meine Beobachtungen sorgfältig in meiner Mappe festhielt.
Er seufzte erneut und blickte mich wieder an. "Hör auf mit dem Scheiß-Gesieze", knurrte er. Ein warmes Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, als ich seine Bitte erfüllte. "Natürlich, kein Problem", erwiderte ich leise und legte die Mappe beiseite. "Wie soll ich dich denn dann nennen?", fragte ich neugierig.
Seine Augen flackerten einen Moment lang, als ob er darüber nachdachte, ob er Antworten sollte. Schließlich sagte er: "Du nervst."
Mein Lächeln blieb unbeirrt auf meinen Lippen, obwohl er mit mir in einem gereizten Ton sprach. Ich nahm mir einen Moment Zeit, um ihn einfach nur anzusehen und dieser kurze Augenblick schien seine Nerven noch mehr zu strapazieren. Seine Wut reflektierte sich in seinem finsteren Blick, als er schließlich die Frage herauspresste: "Hast du nicht noch anderes zu tun, als mich blöd anzuglotzen?"
Ich schüttelte langsam den Kopf und erwiderte ruhig: "Im Moment nicht. Du bist nun meine oberste Priorität bis zu deiner Entlassung." Ein weiteres Augenrollen und ein sarkastisches Lachen entwichen ihm, begleitet von einem abfälligen Tonfall, als er erwiderte: "Ich glücklicher."
Während er seinen zynischen Kommentar von sich gab, öffnete ich erneut die Patientenakte und begann, die Beobachtungen sorgfältig festzuhalten. "Hast du Schmerzen?", fragte ich, obwohl ich genau wusste, wie überflüssig diese Frage in diesem Moment war.
Sein kurzes, bitteres Lachen durchbrach die Stille. "Sag du es mir. Sollte ich nach so einer Attacke Schmerzen verspüren? Du bist doch der Arzt", antwortete er und hielt an seinem sarkastischen Ton fest. "So eine dumme Frage. Natürlich habe ich Schmerzen."
Ich trommelte mit meinem Kugelschreiber auf meiner Lippe und beobachtete ihn weiter. "Reizbarkeit aufgrund der Schmerzen oder doch Persönlichkeit?", fragte ich ihn. "Definitiv Persönlichkeit", erwiderte er und schaute wieder aus dem Fenster hinter mir.
Mit einem verständnisvollen Nicken versank ich in Gedanken und seufzte leise. Die Patientenakte legte ich beiseite und richtete meine volle Aufmerksamkeit auf ihn. Ein Schatten von Besorgnis und Neugier malte sich auf meinem Gesicht ab, als meine Augen behutsam über sein gezeichnetes Gesicht wanderten. Es war faszinierend, wie lebhaft er trotz allem wirkte. "Es ist erstaunlich, wie munter du wirkst", erklärte ich ihm meine Gedanken, meine Stimme gefärbt von einem Hauch von Bewunderung. "Gerade wenn man bedenkt, wie knapp du dem Tod entkommen bist."
Ein vorsichtiges Lächeln umspielte meine Lippen, während ich seine markanten Gesichtszüge studierte. Nicht nur sein Oberkörper, sondern auch sein Gesicht war von Wunden übersät. Unzählige Schrammen und blaue Flecken zierten sein schmales Gesicht, begleitet von tiefen Augenringen und müden Augen.
Seine Antwort kam leise und von einer Spur Ironie begleitet: "Wie schön, dass du das bemerkst. Dann kannst du mich doch gehen lassen, oder?"
Ich spürte, wie mein Herz schwerer wurde und ich schluckte, bevor ich antwortete: "Du bist wirklich hartnäckig, oder?" Unsere Blicke trafen sich für einen Moment, in dem wir uns nur ansahen. Aber er schwieg beharrlich und wandte seinen Blick ab.
"Ich verstehe, dass du frustriert bist und ich möchte wirklich helfen", begann ich vorsichtig. "Deine Gesundheit liegt mir am Herzen und ich werde mein Bestes geben, um sicherzustellen, dass du bestmöglich versorgt wirst. Also, bitte mach es mir nicht so schwer, ja?" Ich suchte seinen Blick in der Hoffnung, eine Verbindung herzustellen und sein Vertrauen zu gewinnen.
"Dann nehmt mir diese Fesseln ab und lasst mich gehen. Hierzubleiben schadet meiner geistigen Gesundheit", entgegnete er und sah mich erneut an. Ein unterdrücktes Lächeln zuckte über meine Lippen und ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht zu lachen. "Ich verstehe, was du meinst", erklärte ich, meine Stimme ruhig und einfühlsam. "Aber ich denke, dass es deiner körperlichen Gesundheit definitiv besser tun wird, wenn du hierbleibst."
Sein sarkastisches Gemüt schien ungebrochen, als er konterte: "Ach ja? Die Fesseln sind also der Schlüssel zu meiner körperlichen Heilung? Das ist ja wirklich beruhigend zu hören, Doktor", spottete er und rollte erneut mit den Augen.
Ich konnte nicht anders, als ein leichtes Schmunzeln zu unterdrücken, während ich versuchte, seine Bedenken ernst zu nehmen. "Nicht die Fesseln selbst, aber die Ruhe und die Pflege, die du hier bekommst, werden definitiv dazu beitragen, deine körperliche Genesung zu fördern", erwiderte ich.
Er zog eine Augenbraue hoch und seufzte theatralisch. "Nun, das klingt nach einem grandiosen Plan. Ich kann es kaum erwarten, hier zu versauern." Ich ließ mich von seinem Sarkasmus nicht aus der Ruhe bringen und fuhr behutsam fort: "Vertrau mir, du wirst die Zeit hier schneller überstehen, als du denkst. Und am Ende wirst du froh sein, dass du diese Ruhephasen hattest, um dich zu erholen."
Er schnaubte leise und sein müder Blick verriet die Frustration, die sich in ihm aufgestaut hatte. Mit einem sarkastischen Lächeln auf den Lippen antwortete er: "Na, dann kann ich ja schon mal meine Agenda für das Versauern hier planen. Montag: Staub sammeln auf dem Nachttisch. Dienstag: Die Wände anstarren. Mittwoch: Mit den Krankenschwestern um die Wette schnarchen." Seine Worte waren durchtränkt von Ironie, aber ich bemerkte auch, wie er versuchte, die unangenehmen Gedanken über seine Situation mit Sarkasmus zu überspielen.
Ich konnte nicht umhin zu lächeln, da ich verstand, dass sein sarkastischer Schutzmechanismus seine Art war, mit der Unsicherheit und den Ängsten umzugehen. Diesen Mechanismus kannte ich nur allzu gut, denn viele Patienten benutzten ihn, um ihre Ängste zu kaschieren, unter anderem auch ich selbst. "Und wer weiß, vielleicht werde ich der weltbeste Nachttisch-Staubsammler oder ein Experte im Schnarchen. Das wird bestimmt aufregend", fügte er hinzu.
"Vergiss aber nicht, mir deine Staubsammlung zu zeigen, wenn du entlassen wirst. Ich freu' mich schon darauf", lächelte ich ihn an, woraufhin er ironisch auflachte. "Verschwinde einfach, ich will pennen", brummte er.
Ich griff nach meiner Mappe und stand auf. "Wie du möchtest. Wenn etwas sein sollte, drück einfach diesen Knopf hier und ich komme sofort", sagte ich und platzierte den Rufknopf in seinen Händen. Die Fesseln hätten es ihm sonst unmöglich gemacht, ihn zu erreichen. "Ansonsten werde ich in zwei Stunden noch einmal nach dir sehen." Unsicherheit schwang in meiner Stimme mit, da ich hoffte, dass seine sarkastische Fassade nicht zu stark sein wahres Leiden verdeckte.⊱ ────── {⋅. ✯ .⋅} ────── ⊰
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Fractured Fates ʰʸᵘⁿˡᶦˣ
RomantizmHyunjin war ein Drogendealer und taumelte durch eine Welt aus endlosen Partys, Alkohol und Sex. Regeln? Die interessierten ihn nicht. Konsequenzen? Pah, die waren ihm egal. Er lebte nach seinen eigenen impulsiven Impulsen ohne Rücksicht auf Verluste...