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Hyunjin POV

Als ich langsam zu Bewusstsein kam, drangen gedämpfte und leise Stimmen in mein Ohr. Sie hörten sich weit entfernt an und gleichzeitig so, als wären sie direkt neben mir. Langsam, mit einer Anstrengung, die mich fertigmachte, versuchte ich, meine Augen zu öffnen. Meine Augenlider fühlten sich schwer und träge an, als wären sie aus Blei. Nach mehreren erfolglosen Versuchen gelang es mir endlich, sie einen winzigen Spaltbreit zu öffnen. Mein Blick war noch verschwollen, aber allmählich konnte ich die Umrisse um mich herum erkennen.

Der Versuch, mich aufzusetzen, scheiterte kläglich, mein Körper reagierte nicht einmal auf meine Bemühungen. Meine Glieder fühlten sich schwer und taub an, als wären sie eingeschlafen. Trotz des grellen Lichts konnte ich erkennen, dass ich immer noch in dem sterilen Krankenhauszimmer lag, mit drei Gestalten, die vor meinem Bett standen.
"Ich bin seine einzige Familie, also gib mir endlich diese beschissenen Entlassungspapiere", hörte ich eine Stimme, die ich eindeutig Minho zuordnen konnte. Seine Stimme klang wütend, und ich konnte mir gut vorstellen, wie er die Hände zu Fäusten ballte, und seine Augen funkelten wie Feuer. Ich spürte ein Stechen in meiner Brust, nicht nur wegen der körperlichen Schmerzen, sondern auch wegen der Sorge und Verzweiflung, die in seinen Worten mitschwangen.
"Du bist zu laut", krächzte ich und verzog etwas das Gesicht, als sich die Schmerzen in meinem Oberkörper wieder bemerkbar machten.

Alle drei Köpfe drehten sich in meine Richtung, und mein bester Freund kam sofort auf mich zugelaufen. "Und du bist ein verdammter Idiot", konterte er, doch ich konnte in seiner Stimme Erleichterung hören. Auch wenn mein Blick immer noch ein wenig verschwommen war, konnte ich sehen, wie sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln verzogen, das er sich vergeblich zu unterdrücken versuchte.
Minho griff nach meiner Hand und drückte sie fest, während ich spürte, wie seine Hände zitterten. "Wenn du mir noch einmal solche Sorgen machst, werde ich dich eigenhändig ins Grab befördern, du Bastard", sagte er und seufzte erleichtert. Ein schwaches Lächeln huschte über meine Lippen, während ich meinen müden Kopf in seine Richtung drehte, um ihn anzusehen. "Dafür besitzt du nicht die Eier", flüsterte ich, meine Stimme kaum hörbar.

Mit einem Räuspern machte sich einer der anderen beiden Personen bemerkbar, wodurch mein bester Freund und ich ihn anschauten. "Schön, dass Sie wach sind. Ich bin Doktor Lee, ich habe Sie operiert", stellte sich ein etwas älterer Mann vor. Mein müder Blick glitt an dem Arzt vorbei zu dem Blondschopf, der in der Nacht schon da gewesen war, dann blickte ich wieder zu dem Arzt. "Ich würde Sie gerne untersuchen und dann die Operation besprechen", sagte dieser und ich nickte nur schwach. Wirklich dagegen wehren konnte ich mich ohnehin nicht.
Der Arzt trat näher an mein Bett heran und begann, mich zu untersuchen. Er legte sein Stethoskop auf meine Brust und hörte aufmerksam meinem Herzschlag zu, der in meinen Ohren wie ein wild gewordener Vogel im Käfig schlug. Dann ließ er seine kalten Finger über meine Lungen gleiten und prüfte daraufhin meine Reflexe. Er sagte irgendwas Kryptisches, das weder Minho noch ich verstanden. Vermutlich waren es irgendwelche medizinischen Begriffe und der blonde Mann, der noch mit im Raum war, notierte all dies in der Krankenakte.

Ich spürte, wie seine Finger über meine Wunden strichen, und ich konnte nicht anders, als zusammenzuzucken. Jede Berührung seiner kalten, sterilen Hände auf meinen offenen Wunden fühlte sich an, als würde er mit einem glühenden Eisen auf meiner Haut zeichnen. Er tastete jede verdammte Wunde einzeln ab und jagte mir dadurch unfassbare Schmerzen durch den Körper. Ich biss die Zähne zusammen, bis mein Kiefer schmerzte, und versuchte verzweifelt, meine Schreie vor Schmerz zu unterdrücken. Mein Körper war ein einziger Schmerzpunkt, jede einzelne Faser, jeder Muskel, jeder Knochen.
"Alter, wenn du weiter auf diese verfickten Wunden drückst und mir absichtlich weh tust, werde ich dir eine reinhauen", knurrte ich wütend und schlug seine Hand weg. Erst in diesem Moment bemerkte ich, dass die Lederschellen, die zuvor meine Handgelenke umklammert hatten, weg waren. Seine Augen weiteten sich überrascht hinter seiner Brille, aber er blieb ruhig und professionell. "Tut mir leid, aber ich muss es abtasten, um weitere Reaktionen auszuschließen", erklärte er mir mit ruhiger Stimme. "Die einzige Reaktion, die du hervorrufst, sind beschissene Schmerzen, also lass es", knurrte ich weiter gereizt und presste gestresst und müde zugleich meinen Kopf ins Kissen.
Meine Augen brannten und waren komplett vertrocknet, als hätte ich seit Tagen nicht geschlafen. Mein Schädel pochte wie ein Schlaghammer und jeder Herzschlag hallte in meinen Ohren wider.

Als der Arzt seine Untersuchung abgeschlossen hatte, ließ er sich mit einem leisen Seufzen auf den Stuhl neben meinem Bett sinken. Seine Miene war von besorgter Ernsthaftigkeit gezeichnet, als er begann, die Operation zu erläutern. "Wir mussten einige innere Blutungen stoppen und Ihre Milz entfernen", sagte er mit ernster Miene. "Sie haben wirklich Glück gehabt, dass Sie rechtzeitig hierhergebracht wurden. Es hätte...", er machte eine kurze Pause, in der er tief durchatmete, "...es hätte schlimmer ausgehen können."
Ich konnte ein leises Stöhnen nicht unterdrücken und rollte genervt mit den Augen. Meine Stimme klang rau und desinteressiert, als ich antwortete: "Jaja, ich weiß. Das habe ich schon einmal gehört."

Er erklärte uns noch, was mich in den nächsten Wochen erwarten würde, was ich dürfte und worauf ich verzichten sollte. Doch ich hörte nur mit halbem Ohr zu, da es mir schwerfiel, mich bei dem Schmerz im Körper zu konzentrieren. Eigentlich wollte ich einfach nur schlafen.
"Kann ich jetzt endlich gehen?", fragte ich den Arzt, während ich mich mit einer Grimasse des Schmerzes aufsetzte und versuchte, meine Qualen zu ignorieren. "Ich bin es leid hierzubleiben."
Der Arzt sah mich mit besorgten Augen an und zögerte einen Moment, bevor er antwortete. "Ich verstehe, dass Sie nach Hause möchten, aber es gibt Risiken, wenn Sie zu früh entlassen werden. Ihre Verletzungen benötigen weiterhin medizinische Überwachung", sagte er mit ernster Miene. "Sie haben eine schwere Operation hinter sich und Ihr Körper braucht Zeit, um sich zu erholen. Sie haben knapp mit zwölf Einstichwunden überlebt, wenn Sie zu früh nach Hause gehen, besteht das Risiko von Komplikationen wie Infektionen, Blutungen, einer schlechten Wundheilung oder im schlimmsten Fall Lähmung."

Mit einer Stimme, die von tiefer Sorge geprägt war, schilderte der Arzt verschiedene Szenarien, die möglicherweise eintreten könnten, sollte ich mich dazu entscheiden, das Krankenhaus vorzeitig zu verlassen. Ich hörte ihm zwar zu, aber es interessierte mich nicht wirklich. "Ich verstehe, was du mir sagen willst", sagte ich und blickte mich in dem sterilen, kalten Krankenhauszimmer um, "aber ich finde es hier zum Kotzen."
Der Arzt nickte, doch seine Miene blieb besorgt. "Ich kann verstehen, wie Sie sich fühlen, wirklich. Aber meine oberste Priorität ist es, Ihre Sicherheit und Gesundheit zu gewährleisten." Er räusperte sich leicht und fuhr mit einer Stimme fort, die von ernsthafter Dringlichkeit geprägt war: "Wenn Sie sich dafür entscheiden, das Krankenhaus zu verlassen, müssen Sie sicherstellen, dass Sie die notwendigen Vorkehrungen treffen, um Komplikationen zu vermeiden. Sie werden Anweisungen benötigen, um Ihre Wunden richtig zu versorgen, Ihre Medikamente einzunehmen und Anzeichen von Infektionen oder anderen Problemen zu erkennen." Seine Augen ruhten auf mir, als er hinzufügte: "Außerdem dürfen Sie sich nicht zu viel bewegen, da es die inneren Wunden wieder aufreißen könnte. Dies könnte zu Lähmungen oder Verblutung führen."

In diesem Moment mischte sich mein bester Freund, der auf der anderen Bettseite saß und noch immer meine Hand fest umschlossen hielt, in das Gespräch ein. "Dafür bin ich da. Ich passe schon auf, dass dieser Idiot nicht verreckt", sagte er, wobei er mir ein ermutigendes Lächeln schenkte. "Außerdem", fuhr Minho fort, während er den Arzt musterte, "können Sie ihn nicht zwingen zu bleiben. Er ist bei Bewusstsein, steht nicht länger unter dem Einfluss der Narkose oder Medikamente und die Risiken wurden ihm erklärt. Also kann er gehen, wenn er es will."
Der Arzt seufzte leise und nickte zustimmend, während er seine Brille zurechtrückte. "Sie haben recht, wir können ihn nicht gegen seinen Willen hierbehalten. Aber bitte bedenken Sie, dass eine vorzeitige Entlassung mit Risiken verbunden ist und Sie rund um die Uhr für seine Pflege und Betreuung verantwortlich sein werden." Er sah mich mit einem besorgten Ausdruck an und fuhr fort: "Ich möchte nur sicherstellen, dass Sie beide die Tragweite dieser Entscheidung verstehen."

Ich spürte, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete, ein Gefühl, das mich fast ersticken ließ, als ich langsam realisierte, welche Entscheidung ich treffen musste. Vermutlich hatte der Arzt recht, und um mein eigenes Leben nicht zu riskieren, wäre es besser, im Krankenhaus zu bleiben. Aber wir konnten uns diese Scheiße einfach nicht leisten. Weder Minho noch ich gemeinsam. So viel kam bei Weitem nicht beim Dealen rum, um diese Summe tragen zu können.
Außerdem brachte mir die Vorstellung, noch einen Tag länger in diesem kalten, unpersönlichen Krankenhauszimmer verbringen zu müssen, wirklich die Galle hoch. Die weißen Wände, der Geruch nach Desinfektionsmittel, das unaufhörliche Piepen der Monitore, die gespielte Freundlichkeit des Personals – es war alles zum Kotzen.

Aber im Grunde genommen war es mir eigentlich egal, ob ich draufging oder nicht. Ich hatte ohnehin niemanden außer dieses Arschloch namens Minho in meinem Leben, wozu es sich zu leben lohnte. Ich sah kurz Minho an, der mir ein aufmunterndes Nicken gab, und ich wusste, dass ich mich auf ihn verlassen konnte.
Ich konnte ihn einfach nicht allein lassen, weshalb ich ohnehin nicht verrecken werde, wenn ich das Krankenhaus verlasse, auch wenn ich wusste, dass dieser Spast auch ohne mich auskommen könnte. "Jaja, jetzt lass mich endlich gehen", sagte ich mit fester Stimme, während ich den alten Sack wieder ansah. "Ich will hier weg."

Der Arzt musterte mich einen Moment lang. Seine Augen durchbohrten mich fast, als ob er versuchte, in meine Seele zu blicken und herauszufinden, ob ich wirklich bereit war, dieses Risiko einzugehen. Dann nickte er langsam. "Gut", sagte er mit einer Stimme, die Enttäuschung und Sorge zugleich verriet. "Aber bitte denken Sie daran, dass Sie jederzeit zurückkehren können, wenn es Ihnen nicht gut geht."
Mit einem leisen Knarren stand er von seinem Stuhl auf seine Knie knackten leise bei der Bewegung, was ihm eine kurze Grimasse entlockte. Er fischte eine Karte aus seinem weißen Kittel und reichte sie mir. "Dies ist meine private Nummer. Zögern Sie nicht, mich anzurufen, wenn Sie Hilfe brauchen."
Ich nahm die Karte, die sich kalt und unpersönlich in meiner Hand anfühlte und sah sie skeptisch an. "Keine Sorge, du alter Sack wirst mich nicht wieder sehen", sagte ich murmelnd.
Der alte Mann seufzte und drehte sich zu dem blonden Mann um. "Felix, mach bitte die Entlassungspapiere und Anweisungsinformationen fertig. Danach kannst du Feierabend machen", sagte er noch an den Blonden gerichtet, welcher nickte und sogleich den Raum verließ.

Ich konnte ein Gefühl der Erleichterung spüren, das sich in meiner Brust ausbreitete. Endlich würde ich diesen Ort verlassen können, der nach Desinfektionsmittel roch und in dem die Geräusche der Monitore ohrenbetäubend laut waren. Und dafür musste ich die ganze Nacht hierbleiben, unfassbar", knurrte Minho, nachdem auch der ältere Arzt den Raum verlassen hatte. Seine Augenbrauen zogen sich zu einem finsteren Ausdruck zusammen, während er die Situation verfluchte. "Das haben diese Wichser absichtlich gemacht, um uns noch eine fette Summe reinzudrücken, indem sie uns über Nacht hier festgehalten haben."
Mit einem Seufzen ließ ich mich erschöpft zurück in das Kissen fallen und schloss die Augen. "Wir können es sowieso nicht mehr ändern", sagte ich leise. "Sie wollten uns eh nur abfucken", fügte ich hinzu und öffnete meine Augen wieder, um meinen Mitbewohner anzusehen. Ich konnte verstehen, warum Minho so wütend war.
Dieser schnaubte genervt auf, als er genervt die Augen verdrehte. "Und das haben sie definitiv geschafft, besonders dieser andere blonde Typ", sagte er mit einem Unterton von Verärgerung und Frustration in seiner Stimme.

Nach einiger Zeit kam der blonde Mann zu uns zurück und übergab uns alle notwendigen Anweisungen, die Krankenhausrechnung und Informationen wie Notfallnummern und ähnlichen Kram. Ich bekam noch eine ganze Reihe von Medikamenten mit, die ich in den kommenden Tagen nehmen musste, und unterschrieb endlich die Entlassungspapiere.
Daraufhin wurden mir noch die Schläuche aus den Armen entfernt und nun war ich endlich frei. Mit Schmerzen quälte ich mich aus dem Bett, wobei mir Minho half und mich anschließend Huckepack nahm, um mich aus diesem Gefängnis hinauszutragen. 

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Fractured Fates ʰʸᵘⁿˡᶦˣWo Geschichten leben. Entdecke jetzt