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Jisung POV

Nachdem die Blutung endlich vollständig gestillt war und ich die Wunde sorgfältig zugenäht hatte, seufzte ich erleichtert und wischte mir mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Meine Hände zitterten leicht, als ich das blutige Tuch zur Seite legte und einen Blick auf meine Arbeit warf. Die Wunde war tief und sah schlimm aus, aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich das Schlimmste verhindert hatte. Mit Minho und Hyunjin war es definitiv nicht langweilig, auch wenn sie absolute Idioten waren, ihr Leben so aufs Spiel zu setzen.

Ich wandte mich an Felix, dessen Gesicht von Besorgnis und Schuldgefühlen gezeichnet war und dann zu Minho, der neben mir saß und mir geholfen hatte. "Es wurden glücklicherweise keine Organe verletzt und es ist 'nur' eine Fleischwunde", sagte ich mit einer Mischung aus Erleichterung und Besorgnis in der Stimme, "aber ich mache mir große Sorgen wegen des Blutverlustes. Er braucht dringend eine Bluttransfusion", fügte ich hinzu und sah wieder zu Hyunjin, der noch bewusstlos am Boden lag, sein Gesicht blass und schweißgebadet.
"Dieser Idiot", fluchte Minho plötzlich und schlug mit der Faust gegen die Wand neben ihm. "Wir sollten ihn wirklich ins Krankenhaus bringen. Ich bin mir auch nicht zu 100 % sicher, ob ich alles richtig gemacht habe. Ich habe nur zwei Jahre als Rettungshelfer gearbeitet und seitdem auch keinen OP-Saal mehr von innen gesehen", gestand ich und sah ihn besorgt an.
Minho sagte daraufhin nichts und starrte auf Hyunjin, seine Augen voller Angst und Sorge. Auf dem Weg hierher spürte ich bereits, wie unheimlich besorgt er um ihn war und wie er mit dem Auto raste wie ein Wilder. Mein Glück, oder besser gesagt das Glück der anderen war es, dass es mitten in der Nacht war und die Straßen frei waren.

Plötzlich hob er seinen Blick, griff nach meinen Schultern und sah mich mit großen, flehenden Augen an. "Du hast die gleiche Blutgruppe wie er, gib ihm was", sagte er und ich blinzelte einige Male überrascht. "Woher weißt du denn meine Blutgruppe?", fragte ich verwirrt, während er wieder von mir abließ und bereits in dem riesigen Koffer nach irgendetwas Passendem suchte.
"Denkst du, ich wohne bei jemandem, über den ich nicht Bescheid weiß? Ich habe recherchiert", erklärte er, während er mir ein Transfusionsset hinhielt, dass tatsächlich im Koffer enthalten war. "Über euch beide, schließlich musste ich auch wissen, wo ich diesen Idioten lasse", fügte er hinzu.

Zögerlich nahm ich das Set entgegen und musterte es skeptisch. Mein Herz pochte schneller und Unsicherheit breitete sich in mir aus. "Bitte", flehte Minho mich an, seine Stimme war rau und brüchig, als ob sie jeden Moment zerbrechen könnte. Seine dunklen Augen, die sonst immer so lebendig waren, glänzten nun vor Verzweiflung, als er mein Zögern bemerkte. Sein Blick war so voller Schmerz, dass es mir fast körperlich wehtat.
Ich wandte meinen Blick von Minho ab und sah zu Felix hinüber, der noch immer regungslos dort stand. Seine Arme waren fest vor der Brust verschränkt, als wolle er sich selbst schützen. "Was sagst du?", fragte ich ihn leise und versuchte, meine Stimme nicht zittern zu lassen. Felix' Blick war in Gedanken versunken und er zuckte nur mit den Schultern. Doch nach einem Moment der Stille, der wie eine Ewigkeit schien, brach seine Stimme kaum hörbar: "Bitte rette ihn, ich will nicht, dass er stirbt." Seine Worte waren so leise, dass sie wie ein Hauch klangen, aber der Schmerz dahinter war unüberhörbar.

Ein schwerer Seufzer entwich meinen Lippen und ich nickte langsam. "In Ordnung", murmelte ich und versuchte, meine Nervosität zu unterdrücken. Meine Hände zitterten leicht, als ich mein Handy hervorholte und den Bildschirm entsperrte.
Mit bebenden Fingern begann ich zu tippen und versuchte, mich an die Formel zu erinnern, die ich in einem medizinischen Lehrbuch gesehen hatte über die Blutabnahme. Sie war kompliziert und basierte auf Körpergewicht und Blutvolumen oder so etwas Ähnlichem. Doch egal, wie sehr ich mein Gedächtnis anstrengte: Es fiel mir einfach nicht mehr ein. Also musste ich das Blut per Gefühl abnehmen.
"Okay", flüsterte ich schließlich, mehr zu mir selbst als zu den anderen. Ich spürte, wie mein Herz gegen meine Rippen schlug, aber ich war bereit. "Es wird alles gut", versuchte ich mich selbst zu beruhigen, während ich meinen Blick auf Minho richtete. Seine Augen waren jetzt voller Hoffnung und ich wusste, dass ich keine andere Wahl hatte.

Fractured Fates ʰʸᵘⁿˡᶦˣWo Geschichten leben. Entdecke jetzt