• Kapitel 15 🧚

46 3 4
                                    

~ James Sicht

Menschen, Musik, Farben. Alles stürzte auf einmal auf ihn herab. Umhüllte ihn wie eine sichere Woge. Und er lächelte. Wie er es schon so oft getan hatte. Doch es war kein echtes Lächeln. Vor nur wenigen Minuten war Lily zu ihm gekommen und hatte ihm bekannt gegeben, dass sie eine Pause in ihrer Beziehung einlegen wollte. Sie meinte sie sei sich nicht sicher mit ihrer Sexualität und wollte ihn nicht verletzen, sich sicher sein. Sie hatte so viel geredet und James hatte doch nichts verstanden.

Es hatte ihm das Herz zerrissen. Er wollte schreien, weinen, laut sein. Doch er lächelte.

Nach einiger Zeit auf der bunten Tanzfläche, schwankte er zur Seite. Gerade noch konnte er sich an der verzauberten Theke festhalten, bevor er zur Seite gekippt wäre.

Selbst unter dem Einfluss der Massen an Alkohol verstand sein Gehirn noch, das es wohl Zeit war eine Pause einzulegen. Also sah er sich geheimnisstuerisch um, um sicherzugehen dass ihn niemand sah und schlich sich hinaus, an die kühle Luft.

Wie von Zauberhand führte es ihn zu dem wundervollen Baum am See, den er schon so oft besucht hatte.

Geniesserisch sog er die kühle Abendluft in sich hinein jedoch schwankte er immer noch etwas. Nur hier konnte er für kurze Zeit die Welt und ihre Grausamkeit vergessen. Auf einmal nahm er eine Bewegung in seinem Augenwinkel wahr. Eine Person saß an dem Platz, welcher er immer für seinen alleinigen Zurückzugsort gehalten hatte.

Seine Sinne waren viel zu betört um auch nur halbwegs zu funktionieren. Er sah und fühlte sich wie in einer dichten Schicht Nebel und er wollte nur noch weniger fühlen. Also setzte er sich neben genau diese fremde Person, an genau diesen so gewohnten Platz. Der Mensch zuckte kurz zusammen, doch fing sich schnell wieder. James war zwar mutig, jedoch hatte es sogar für jemanden wie ihn Grenzen. Heute schien dies jedoch nicht so. Also atmete er tief durch, schloss die Augen.
„Wie schön die Sterne doch sind, nicht wahr?" James lächelte in sich hinein. Jedes vernünftige Lebewesen hätte sich bei dem Klang seiner Stimme wohl durchaus gedacht er hätte mehr als nur Alkohol zu sich genommen. Jedes vernünftige Lebewesen wäre gegangen. Doch dieses hier blieb.

„Wie tausende noch nicht erforschte Welten." lautete die Antwort seines Gegenübers.

Er war zu betrunken um diese Stimme zu erkennen. Zu blind und töricht um diese Umrisse entziffern zu können.

James war sich nicht sicher, doch er konnte sich nur eine Person vorstellen die, wie er, genau diesen Platz besuchen würde.
Jemanden den er nicht kannte. Doch bei dem er sich die letzten Wochen wohler gefühlt hatte als bei der restlichen Menschheit. Es war dumm was er dachte jedoch hielt etwas in ihm an diesem unwahrscheinlichen Gedanken.

Vorsichtig wagte er einen Versuch.
„Du lächelst also nicht so gerne, und doch verstehst du mich."
Er glaubte ein Grinsen auf dem Gesicht des Menschen erkennen zu können.

„𝒲𝒾𝓇 𝒷𝑒𝓁ü𝑔𝑒𝓃 𝓊𝓃𝓈 𝓈𝑒𝓁𝒷𝓈𝓉 𝓊𝓂 𝒹𝑒𝓃 𝒮𝒸𝒽𝓂𝑒𝓇𝓏 𝓉𝒾𝑒𝒻 𝒾𝓃 𝓊𝓃𝓈 𝓏𝓊 𝓊𝓂𝑔𝑒𝒽𝑒𝓃."
Zitierte er aus seinem Brief. Nun musste James lachen. Doch er hatte das Gefühl es war das erste ehrliche Lachen seit langer Zeit.
Nun war es ihm klar. Die Person ihm gegenüber war das ungelüftete Geheimnis. Der Schreiber der Briefe, der Verfasser der Gedichte.

„Du hast mir meinen Grund zurückgegeben."
flüsterte James.
„Was für einen Grund?" fragte nun der Fremde Junge.
„Glücklich zu sein."

Ihre Hände berührten sich und es fühlte sich an als würden tausende Funken zu der Symphonie ihrer beiden Seelen tanzen.

James rückte näher an den Jungen heran. Sie schauten sich tief in die Augen, fremde Augen die ihm dich so bekannt vorkamen. Immernoch zu betrunken um zu wissen wer Ihnen gegenüber sass, doch in diesem einen Moment war das egal. Es war schön dass es egal war.

James schloss die Augen und beugte sich vor.
Ihre Lippen berührten sich. Funken. Feuer. Leidenschaft. So viele Gefühle auf einmal doch keines davon konnte er genau benennen.

Im ersten Moment spürte er keine Erwiderung des Kusses, doch es dauerte nicht lange, dann stiess er mit seinen Lippen auf Widerstand. Sie verharrten lange so, bis James sich langsam löste und der Junge ihm gegenüber den Kopf auf seine Schulter legte.

„Ist es falsch was wir hier tun?" flüsterte er.
„Wie kann etwas so wundervolles wie die Liebe falsch sein?" der Satz flog in die Abendluft hinaus, wie eine verbitterte Frage an das Universum. Doch es kam keine Antwort.

Nach kurzer Zeit stutzte James. „Was ist etwas, was du dich nie getraut hast, es aber immer schon mal tun wolltest." der Junge überlegte. „Nach: geküsst zu werden," er legte eine kurze Pause ein in der James ungläubig lachte, „wahrscheinlich im schwarzen See schwimmen.Er hat mich schon immer verführt zu erforschen was tief unter seiner glatten Oberfläche für Geheimnisse warten. Und doch hielt mich die Angst des Ungewissen zurück." verträumt schaute der Junge nach unten.

James schmunzelte. „Komm mit." er zog seine Schuhe aus und nahm ihn an der Hand um ihn ins Wasser zu ziehen.

Die Nacht war lang und doch viel zu kurz. Der Mond schien heller als je zuvor. Von weitem spielte die ferne Musik, doch bei ihnen spiele nur die Musik ihrer Herzen.

Als sie beide mit nassen Haaren am Ufer lagen brach die Stille für einen kurzen Augenblick. „Wenn ich gehe, lies meinen Brief" flüsterte der Fremde in die Stille hinein. „Du wirst verstehen." Danach liessen sie nur noch den Wunder der Unendlichkeit des doch so endlichen Momentes geschehen.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 02 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

StarlightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt