7.// Das wilde Pferd

17 3 0
                                    

„Morgen früh bei Sonnenaufgang brechen die zehn Gefährten auf!", rief Elrond. Der Rat war beendet.

-------------------- --------------------

Ich ließ meine Kleidung an und wanderte in den Garten, doch bald hörte ich Wiehern und laute Rufe. Ohne zu überlegen, schlich ich mich in die Richtung, aus der es kam. Die letzten Meter rannte ich. Ein seltsames Bild bot sich mir. Eine braune Stute, sie war herrlich anzusehen, stieg im Hof, nahe bei den Stallungen. Zwei der Elben lagen schon mit bluteten Köpfen auf dem Boden. Die Zügel mussten abgegangen sein, denn das Pferd hatte nichts, woran man sich festhalten konnte. Die restlichen Elben hatten mehrere Meter zwischen sich und das Pferd gebracht. Meine innere Stimme regte sich und sagte, ich solle an das Pferd herangehen. Also tat ich, was ich musste. Langsam schritt ich durch die Elben, die leicht verärgert auf das Pferd schauten. Manche starrten mich an, als hätte ich den Verstand verloren, wieder andere besorgt. Als ich auf fünf Schritte an das Pferd herangekommen war, streckte ich die Hand aus, schloss die Augen und summte leise ein Lied. Dann blieb ich einfach stehen. Drei Minuten später spürte ich, wie eine weiche Schnauze meine Hand streifte. Ich öffnete die Augen und vergaß dabei, zu summen. Das Pferd stand ruhig neben mir. Einem inneren Reiz folgend, packte ich langsam die Mähne und zog mich auf den Rücken des Tiers. Als ich mich umdrehte, sah ich Aragorn, Elrond, Gandalf, Legolas, Boromir, Gimli und die vier Hobbits am Rand des Hofes stehen. Alle starrten mich entgeistert an. Bevor ich irgendetwas machen konnte, lief das Pferd plötzlich im Galopp los. Nur mit Mühe gelang es mir, mich festzuhalten. Das Pferd preschte schnell aus dem Tor. Ich konnte es nicht bremsen. Wir jagten über den Fluss und in den nahen Wald. Es lief so schnell, dass ich begriff, dass es ein Mearas sein musste. Und ich hatte gedacht, es gäbe nur noch eines, Schattenfell. Ich konnte mich nicht schnell genug vor einem hängenden Ast schützen. Die Welt drehte sich und dann gab es einen heftigen Aufprall, der mir die Luft aus den Lugen presste. Ich hielt die Augen geschlossen, auch dann noch, als die weiche Schnauze mein Gesicht streifte. Dann hörte ich Hufgetrappel, was von mindestens fünf Pferden kommen musste. Dann setzten sie aus und schnelle und leichte Schritte näherten sich. „Was ist mit ihr passiert?" Das war entweder Merry oder Pippin. „Wahrscheinlich ist sie vom Pferd gefallen. Bei dem Tempo ist das ja auch kein Wunder" Das konnte nur Gimli gewesen sein. Dann merkte ich, wie mich jemand hochhob. Vorsichtig öffnete ich die Augen und schaute in die Gesichter von Aragorn, Boromir und Gandalf. „Glück gehabt!", stieß Merry hervor. „Was habt Ihr Euch dabei gedacht?", fragte Aragorn und ich sah seinen Zorn. „Ich wollte doch nur das Pferd beruhigen!", setzte ich mich zur Wehr. „Was ist das für ein ... Ah!", schrie Legolas im selben Augenblick. Ich wirbelte herum und sah, dass das Pferd vor seiner Hand zurückgezuckt und gestiegen war. Schnell trat ich vor Legolas. Das Pferd beruhigte sich langsam wieder. „Es ist ein Mearas", erklärte ich den anderen Gefährten, die mich daraufhin seltsam anblickten. Dann kapierten sie es. „Nein!" und „Unmöglich!" Rufe erfüllten die Luft. „Kommt, reiten wir zurück!", sagte ich und wollte das Pferd wieder besteigen. „Habt Ihr Euch verletzt?", fragte mich Legolas. Bildete ich mir das nur ein, oder klang seine Stimme besorgt? „Es ist alles noch heile", sagte ich und wir ritten zurück nach Bruchtal.

Elrond erteilte mir eine ordentliche Standpauke, doch schließlich schenkte er mir das Pferd. Er sagte, es habe keinen Sinn, es für sich zu behalten, da es ihm nicht gehorchte und auch sonst zu wild für irgendeinen Elben in seinem Hause war. Ich bedankte mich und lief auf mein Zimmer. Ich bemerkte nicht, dass Gandalf und Elronds besorgte Blicke mir folgten. In meinem Zimmer angekommen, duschte ich mich schnell und zog mir Reisekleidung an. Da bemerkte ich eine Brosche, die zugleich auch eine Pfeife war. Vielleicht konnte ich mein Pferd damit rufen. Nun, ich würde es versuchen. Ich legte mich auf mein Bett und versuchte, vor meiner großen Reise noch etwas zu schlafen, was mir aber nicht gelingen wollte. So zog ich, als die Dämmerung graute, schon nach draußen und schwang dort ein wenig meine Dolche. Mein Pferd, was ich beschlossen hatte, Waldmähne zu nennen, hörte tatsächlich auf die Pfeife. Es war schnell wie der Wind und ich wusste, dass ich es immer würde rufen können, selbst wenn es weit weg wäre. Ach, mein Bruder wäre bestimmt besorgt, wenn er gewusst hätte, dass ich mit auf eine so gefährliche Reise mit ungewissem Ausgang gehen würde. Aber er lebte nicht mehr. Das Einzige, was ich noch von ihm hatte, war mein Ring. Da war sie wieder, diese seltsame Stimme, die mich schon öfter die letzten Tage aus meinen Träumen gerissen hatte. Ich zog mir den Ring an den Finger. Da sah ich etwas blitzen. Ein Zettel. Er musste aus dem Ring gefallen sein. Ich nahm ihn und las die letzte Botschaft meines Bruders. 

Túre í maranwe - Schatten der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt