11.// Schmerzhafte Dunkelheit

18 3 2
                                    

„Das ist keine Mine, das ist ein Grab!" Gimli und auch alle anderen keuchten erschrocken auf. Legolas hob einen Pfeil vom Boden auf und bestätigte, was ich sowieso schon wusste: „Orks!"

-------------------- --------------------

Seit mehreren Tagen schon wanderten wir durch Moria. Die elendige Dunkelheit drückte mir schwer aufs Gemüt. Auch den anderen schien die ewige Dunkelheit zu betrüben. Mir machte sie wahrscheinlich mehr zu schaffen als Gimli oder Gandalf. Sie erinnerte mich an meine Zeit bei Saruman. Außerdem brannte meine Wunde höllisch und ich erwartete, dass die anderen sie jederzeit entdecken würden. Alles, was mich davon abhielt, in Panik auszubrechen, war der Grund, dass ich vor Legolas und Gimli lief. Nur ein wenig Licht von Gandalfs Stab drang zu mir, Legolas und Gimli. Für mich und Legolas reichte es ja, für Gimli auch, aber Aragorn ging noch hinter uns. Er schien häufiger zu stolpern und ich bekam etwas Mitleid. Ich ließ mich von Legolas und Gimli überholen und ging nun neben Aragorn. „Ist etwas?", fragte er mich. „Wieso fragt Ihr? Sollte etwas sein?" „Nein, ich wundere mich nur. Seit geraumer Zeit seid Ihr schnell außer Atem und bleibt oft zurück. Ihr könnt ruhig Du zu mir sagen!", erwiderte Aragorn. „Dann gilt das Gleiche auch für dich, Aragorn!" „In Ordnung, Ithilwen." „Du kannst ruhig vor mir laufen, Aragorn, ich brauche nicht sehr viel Licht" „Eigentlich ist es schön, als Letzter zu laufen, aber bei dieser Dunkelheit kann selbst ich nicht sehr viel sehen." Aragorn lief nun vor mir und nach einer gewissen Zeit unterhielt er sich mit Boromir. Ich lauschte ihrem Gespräch. Auch das war ein Grund, weshalb ich nicht in Panik verfiel. Solange ich die anderen hören und sehen konnte, gab es mir ein Gefühl der Sicherheit.

„Wir werden jetzt rasten!", sagte Gandalf einige Stunden später. Ich war erleichtert und setzte mich zu Merry und Pippin. Beide starrten zu Boden. „Ist irgendetwas?", fragte ich sie. „Die Dunkelheit ..." murmelte Pippin leise und bedrückt. Ich bekam sofort Mitleid und holte ein Stück Brot aus meinem leichten Rucksack. Ich brach es einmal durch und reichte ihnen je eine Hälfte. „Danke!", sagten sie und aßen es genüsslich auf. Von allen Gefährten hatte ich noch am meisten Essen, was daran lag, dass ich seit unserem Aufbruch in Bruchtal sehr wenig gegessen hatte. Erst vor ein paar Tagen hatten Merry und Pippin sich beschwert, wie lange sie schon kein Brot mehr gehabt hatten. Nun schauten sie dankbar zu mir auf. „Ich habe noch mehr davon!", flüsterte ich ihnen zu. Ihre Augen wurden kugelrund vor Freude, was sie nur noch niedlicher aussehen ließ.

Schließlich ließ ich sie alleine und ging zu Gandalf. Mir war aufgefallen, wie müde Merry und Pippin waren. „Gandalf, die Halblinge sind am Ende. Wir sollten sie schlafen lassen, damit sie, wenn wir die Mine verlassen, ausgeruht sind!" sagte ich auf Elbisch zu ihm. Gandalf überlegte ein wenig, dann sagte er laut: „Wir werden hier schlafen!" Aragorn, Legolas und Boromir machten sich daran, ein Lager aufzubauen. Wenig später schliefen alle. Legolas hatte die erste Wache übernommen und eigentlich sollte auch ich schlafen. Doch ich hatte Angst davor, was passieren würde, wenn ich die Augen zumachte. Trotzdem, ich war so erschöpft, dass ich einschlief. Ich träumte den üblichen Traum, wenn auch in einer abgewandelten Version. 

Mein Bruder und ich kauerten in einer dunkeln Zelle. Mir war sehr kalt, zumal wir nur mit unseren abgerissenen Kleidern bedeckt waren. „Eluréd", bibberte ich. „Alles wird gut, Eryniel", tröstete er mich. Eluréd drückte mich eng an sich. Von draußen hörten wir eilige Schritte. „Kommt, ihr dreckiges Gesindel!", fauchte ein Ork. Er steckte seinen Kopf durch die Gittertür und legte mir und Eluréd Fesseln an. „Kommt mit zu meinem Gebieter!", zischte er und wir mussten ihm wohl oder übel folgen. In den drei Jahren, in denen wir bei Saruman verweilten, lernten wir, uns nicht gegen die Orks zu wehren, weil wir sonst schlimmere Sachen zu erdulden hatten. Sie brachten uns zu Saruman und zwangen uns, vor ihm nieder zu knien. „Schön, nun sagt mir, was planen die Elben?", begann Saruman dieses Verhör. „Wir...wir wissen es nicht!", sagte mein Bruder auf Elbisch. Da wir wussten, dass Saruman Elbisch konnte, gab es für uns keinen Grund, ihm zu verraten, dass wir auch die Gemeinsprache beherrschten. „Ihr lügt! Sagt mir die Wahrheit!" „Wir wissen nichts, wir sind nur einfache Waldelben!" „Lügner! Ihr seid von edlem Blute, dass sieht man euch an!" „Wir...wir sind nicht von edlem Blute!", wiedersprach mein Bruder. „Nun, mal sehen, was ihr davon haltet!" Er sagte etwas zu einem Ork, in der schwarzen Sprache von Mordor. Wir konnten sie, denn in den dunklen Jahren der Gefangenschaft hatten wir uns die wichtigsten Wörter zusammengereimt. „Tötet den Jungen!", befahl nun Saruman dem Ork, der daraufhin sein Schwert an die Kehle von Eluréd hielt. „Nein!" schrie ich, doch der Ork zog das Schwert über die Kehle hinweg. „Nein!!" Dieser Traum wurde sogar noch schlimmer ... „Und jetzt das Mädchen..." Rasch nährte sich der Ork und ich konnte mich wehren, wie ich wollte, er trat auf mich zu und zog das Schwert einmal über meine Kehle ...   

Túre í maranwe - Schatten der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt