19.// Gandalfs Vermutung

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„Was?" konnte ich nur flüsternd fragen. Meine Stimme versagte mir, so viel Angst hatte ich vor ihrer Antwort. Doch es kam nicht das, was ich erwartet hatte. „Ithil, ich möchte dir im Auftrag von Gandalf sagen, dass durch deine Adern Magie fließt!"

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Erneut musste ich mich zum Luftholen zwingen. Das war nicht das, was ich von ihr erwartet hatte, aber trotzdem noch umso einiges schlimmer als alles, was sie hatte sagen können. 

„Warum?" Meine Stimme zitterte, die Worte wollten mir nicht gehorchen. „Gandalf ... Gandalf wunderte sich zum ersten Mal über dich, als er sah, wie schnell deine Wunden in Bruchtal verheilten. Als er dann noch mitbekam, wie du das Tor in Moria öffnetest, schickte er eine Botschaft zu mir, in der er mir alles erzählte, falls er es nicht schaffen würde, wie er meinte. Er hatte eine Vorahnung, eine dunkle Vorahnung.", erzählte Galadriel und mir wurde einiges klar. Deshalb hatte er selbst gegen den Balrog gekämpft. Er wollte nicht, dass ich ihn besiege, weil er Angst hatte, dass ich sterben würde. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich das laut gesagt hatte, bis sie nickte. 

„Er ahnte, dass du mächtig bist. Eine der letzten Zauberer Mittelerdes. Er wollte nicht, dass du stirbst, er hielt dich für wichtig. Und" Galadriel stockte kurz. „Er dachte, dass du ..." Sie stockte wieder. „Was denn nun?" fragte ich sie, nachdem sie mehrere Minuten geschwiegen hatte. „Er dachte, dass es dein Schicksal ist, Sauron in die Knie zu zwingen!", beendete sie ihren Satz und ich spürte, wie mir ein Schauer über den Rücken lief. Das konnte nicht sein. Ich, eine einfache Elbin, sollte Sauron besiegen und Mittelerde von den Schatten befreien, die über ihm lasteten? 

Das ... „Ich lasse dich nun alleine, damit du das alles verdauen kannst." Galadriel verließ den Raum, doch ich schenkte ihr keine Beachtung mehr. Je länger ich darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher wurde es, dass sie Recht hatte. Und das würde bedeuten, dass die Valar vorherbestimmt hatten, dass ich und nicht Eluréd überlebt hatten. Mir gefror das Blut in den Adern. Eluréd war tot und das war auch noch meine Schuld! Ich war mit ihm zusammen gewesen, mich hatten die Orks fangen sollen und ihn hatten sie nur mitgenommen, weil er im Weg stand. 

Ich ließ mich wieder zurück aufs Bett fallen und ignorierte den leichten Schmerz meiner Wunde. Eine Weile starrte ich nur die Decke an, bis sich leise jemand räusperte. „Ery?" Ich wusste sofort, dass es Haldir war und unterdrückte die aufsteigenden Tränen. „Ery, was ist los? Was ... was hat die hohe Herrin zu dir gesagt, dass es dir nun sowas von schlecht geht?" Ich antwortete nicht. Ich wollte nicht, dass er sah, wie schlecht es in meiner Seele aussah. 

Langsam kam ich in eine sitzende Position und schaute zu ihm. „Hal, es ... es ist schwierig und ich möchte im Moment nicht darüber reden!", sagte ich leise. „Wo ist El? Er ..." Ich fiel ihm ins Wort, wollte nicht, dass er den Satz beendete. 

„Eluréd ... er ist nach Valinor gefahren", sagte ich und zitterte. Ich hasste es, Haldir anlügen zu müssen, doch die Wahrheit war noch schlimmer. Vor allem, da ich wusste, dass das meine Schuld war. Ich würde Saruman umbringen! Schwor ich mir. „Eluréd ist in Valinor?!", rief Haldir aus. „Warum?" 

„Ich ... ich weiß es nicht. Wahrscheinlich hatte er diese Welt satt mit ihren ganzen Kriegen und dem Durcheinander. Er hat sich Frieden gewünscht, sah, dass das Zeitalter der Elben vorüber geht und das der Menschen anbricht. Deshalb fuhr er mit dem ersten Schiff. Hal, ich wollte nicht fort. Ich wollte hierbleiben und etwas dagegen unternehmen, das diese Welt auseinander bricht. Ich will ihr helfen, ganz gleich, was es mich kosten wird!", erwiderte ich und nun liefen die Tränen über meine Wangen.

„Das passt nicht zu ihm ...", murmelte Haldir, wie zu sich selbst. „Ich weiß! Aber es war seine Entscheidung, sein Wille. Er wollte, dass ich mitkomme, aber als ich nicht wollte, musste er alleine fahren." sagte ich und zwang ein Lächeln auf meine Lippen. Hal sah mich nicht an und das war gut so, denn hätte er mich angesehen, so hätte er bestimmt gemerkt, dass mein Lächeln falsch war und meine Mimik nicht zu diesen Worten passte. 

„Wahrscheinlich ... hast du etwas von ihm gehört?" Ein Hoffnungsschimmer huschte über sein Gesicht. „Nein, habe und werde ich nicht, denn die Valar verbieten jeden Kontakt zu Mittelerde.", erwiderte ich und das gezwungene Lächeln verließ meine Lippen wieder, so schnell, wie es gekommen war. Haldir wandte den Blick zu mir. 

„Ich weiß, dass du erschöpft bist, Ery. Wenn du etwas brauchst, sag es den Wachen vor der Tür. Ich muss gehen. Pass auf dich auf, Ery. Sowohl er als auch ich wollen nicht, dass dir etwas passiert!" Haldir lief zur Tür und warf mir noch einen langen Blick zu, bevor er mich verließ. Wir beide wussten, wer er war, doch niemand hatte den Namen aussprechen wollen. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, ließ ich mich in die weichen Kissen fallen und begann zu weinen.

Túre í maranwe - Schatten der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt