18.// Die Botschaft Galadriels

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„Schnell, wir müssen zu Galadriel!" Ich lief schon los und vergaß alle Müdigkeit. Die anderen Gefährten folgten mir, auch sie hatten die Müdigkeit vergessen. Jetzt zählte nur noch, Ithil lebend zu Galadriel zu bringen. Sie würde schon etwas tun können.

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POV Eryniel/Ithilwen:

Meine Augen öffneten sich. Für einen Moment dachte ich, ich sei tot, doch das änderte sich, als ich die Schmerzen wahrnahm. Wer Schmerzen hatte, konnte nicht tot sein.

Ich blickte mich um. Ich lag auf weichen Kissen in einem Raum. Er glich ein wenig der Architektur von Bruchtal. Auf einem Tisch neben meinem Bett stand ein Krug mit Wasser und einem Glas daneben. Ich wollte danach greifen, als plötzlich alles verschwamm. Mit einem leisen Stöhnen ließ ich mich in die Kissen zurücksinken. Mir ging es wohl doch etwas schlechter, als ich gedacht hatte. Was war überhaupt passiert? Ich erinnerte mich nicht mehr. Verschwommen schaute ich zur Decke und wartete darauf, dass mein Blick sich klärte. Als mein Blick klarer wurde, kamen auch die Erinnerungen zurück.

Wer hatte mich gefunden? War es Aragorn gewesen? Oder ein anderer der Gefährten? Darauf konnte ich mir keinen Reim machen. Und ... warum lebte ich noch? Kurzer Hand verscheuchte ich alle unwichtigen Fragen aus meinem Kopf und verbannte sie in die hinterste Ecke meines Gehirns. Nun lasteten nur noch Gandalfs Tod und der Verlust meines Bruders schwer auf meiner Seele. Das konnte man nicht einfach wegschieben, dachte ich traurig. Wie von selbst fuhr meine Hand an meinen Hals zu der Kette. Mit Schrecken bemerkte ich, dass sie dort nicht länger hing. Ich versuchte, so gut es ging, meine aufsteigende Panik zu unterdrücken und richtete mich auf. Den Schwindel und die nervigen Kopfschmerzen ignorierend, schwang ich die Beine über die Bettkante und machte mich bereit, aufzustehen.

In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen, und Haldir stand dahinter. „Eryniel!" Er überbrückte den kleinen Abstand zwischen uns mit ein paar großen Schritten und schloss mich in seine Arme. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht, Ery! Nachdem ich dich erkannt hatte ..." Er schluchzte tatsächlich los und auch ich musste meine aufsteigenden Tränen unterdrücken, als ich meinen Spitznamen hörte. Das letzte Mal hatte Eluréd ihn gesagt. Ich vergrub mein Gesicht in seinem Haar und atmete den vertrauten Duft ein. „Hal, reg dich nicht so auf, es geht mir ja wieder gut ...", murmelte ich in sein weiches Haar.

„Ery, als ... als Rumil mit dir in den Armen wiederkam, da ... da hatten alle Angst um dich. Selbst Herrin Galadriel wusste nicht, ob du es schaffst" Ich löste mich aus seinen Griff und sah ihm in die Augen. Mir fehlten die Worte und das bemerkte er natürlich. „Oh, Ery. Ich bin so froh, dass du wach und munter bist!"

„Und wir auch!" Überrascht drehte ich mich in Richtung Tür und sah Aragorn und die restlichen Gefährten im Rahmen stehen. Auch sie betraten mein Zimmer. Die Hobbits ließen sich neben mich aufs Bett fallen, während die anderen stehen blieben. Haldir hatte sich inzwischen wieder gefasst und stand bei den anderen. „Sagt mal, woher kennt ihr euch eigentlich?", fragte Gimli. Ich blickte Haldir warnend an und begann dann stockend zu erzählen: „Wir lernten uns in der Wildnis kennen. Die Sonne war bereits untergegangen und ich hatte ein Feuer gemacht, an dem ich saß, um mich zu wärmen. Haldir war gerade durch Zufall auch in dieser Gegend unterwegs und sah den Rauch. Daraufhin kam er zu mir und fragte mich, ob er sich dazusetzen könne, um sich ebenfalls ein wenig zu wärmen. Mittlerweile jedoch habe ich eher den Verdacht, dass er es getan hat, um nicht so einsam zu sein." An dieser Stelle machte ich eine Pause. Boromir und Gimli lachten und viele der anderen stimmten mit ein. „Naja, jedenfalls haben wir uns ein wenig unterhalten und dabei festgestellt, dass wir viel gemeinsam haben ... Am nächsten Morgen sind wir dann gemeinsam weitergezogen und ... Freunde geworden", schloss ich. Dass mein Bruder auch dabei gewesen war, verschwieg ich ihnen. Haldir ging zum Glück nicht weiter auf die Lüge ein. Die Gefährten fragten auch nicht weiter nach.

„Was ist eigentlich passiert, nachdem ich ..." auf den Rest des Satzes verzichtete ich. „Wir haben dich schnellst möglichst zu Herrin Galadriel gebracht. Sie hat dich dann versorgt. Oh, Ithil, ich dachte wirklich, du wärst tot!", erzählte Aragorn. Beim letzten Satz brach allerdings seine Stimme.

„Na dann können wir ja froh sein, dass ich lebe!", erwiderte ich und ignorierte Haldirs fragenden Blick. Er wunderte sich wahrscheinlich, dass ich von den anderen Ithil genannt wurde. „Ja, das können wir", sagte eine weitere Stimme, die ich nicht kannte. Ich blickte zur Tür.

Dort stand sie, schön und aufrecht wie eine Königin aus alten Zeiten. Rasch holte ich Luft. Nicht, dass ich es vergessen hatte, aber die Herrin Lothlóriens mit eigenen Augen zu sehen, ist wie wenn man einen hell glühenden Stern in finsterer Nacht leuchten sieht. Daran musste ich mich gewöhnen. Ich kam mir fast ein wenig ... schäbig neben ihr vor, mit meinen Reiseklamotten und den dreckigen Haaren.

„Ich wollte mal sehen, wie es unserem Gast geht. Deine Wunden waren schlimm.", meinte Galadriel und Haldir erhob sich wieder. „Meine Herrin?", sagte er fast ein wenig fragend. „Haldir, ich bitte dich und die anderen, für ein paar Minuten nach draußen zu gehen. Ich muss etwas mit Ithil besprechen", erwiderte Frau Galadriel und die anderen gingen hinaus. Ich spürte einige fragende Blicke auf mir ruhen. Doch mich interessierten nur zwei Dinge: Erstens, sie hatte etwas mit mir zu besprechen. Mit einer normalen Elbin, für die sich eigentlich niemand interessiert und zweitens, sie hatte Ithil so betont, als wüsste sie, dass mein Name anders lautete. Unwillkürlich zuckte ich zusammen. Ich hatte schon viele Geschichten über die Herrin des goldenen Waldes gehört. Manche kündeten von ihrer Großartigkeit, andere jedoch ... andere kündeten von einer schrecklichen und zugleich schönen Herrscherin, die alles daran setzt, ihr Volk zu schützen. Nun fragte ich mich, welche Gerüchte echt und welche erfunden waren.

„Was ... was wollt Ihr von mir, hohe Herrin?", fragte ich mit zitternder Stimme. Ich hatte Respekt vor ihr, der stärksten Elbin in ganz Mittelerde. „Eryniel, beruhige dich. Ich werde dir nichts tun.", fast hörte ich ein Lachen aus ihrer Stimme heraus. Doch mich interessierte nur die Tatsache, dass sie meinen Namen kannte. Meinen echten, richtigen Namen und nicht den falschen, den ich angenommen hatte, um nicht mehr an Eluréd denken zu müssen. Da sie es mir befohlen hatte, atmete ich mehrmals tief ein und aus und wartete darauf, dass sie fortfuhr. „Eryniel oder Ithil, wie auch immer du genannt wirst, ihr reistet mit Gandalf dem Grauen, oder?" „Nennt mich, ich bitte Euch, Ithil." Ich stockte kurz, als mir auffiel, dass ich gerade der hohen Herrin einen Befehl gegeben hatte, redete dann aber schnell weiter. „Ja, wir waren in der Tat mit Gandalf unterwegs, aber wisst Ihr es denn nicht schon von den anderen Gefährten?" „Oh doch, ich weiß alles, was passiert ist, aber ich wollte es noch mal von dir persönlich bestätigt wissen", erwiderte Galadriel.

„Und ... was wollt Ihr von mir?", fragte ich nach einigen Schweigeminuten. Abermals erklang ihre Stimme in meinem Kopf und sie murmelte mir zu: „Ich will gar nichts von dir. Ich möchte dir nur etwas erzählen." Das wurde langsam, aber sicher, zu meinem schlimmsten Alptraum. „Was?" Konnte ich nur flüsternd fragen. Meine Stimme versagte mir, so viel Angst hatte ich vor ihrer Antwort. Doch es kam nicht das, was ich erwartet hatte. „Ithil, ich möchte dir im Auftrag von Gandalf sagen, dass durch deine Adern Magie fließt!"

Túre í maranwe - Schatten der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt